Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Sechst. Kap. Ueber den Ursprung der Japaner. Die so verschiedne Religion beider Nationen giebt unsrer Meinung nach ein sehr Jch könte auch noch, um die falsche Herleitung der Japaner von den Sinesern zu Eben so sehr sind beide Nationen in ihrer ganzen Lebensart, im Essen, Trinken, Aus allem, was wir bisher angeführt haben, läst sich nun die sichere Folge ab- fremder N 3
Sechſt. Kap. Ueber den Urſprung der Japaner. Die ſo verſchiedne Religion beider Nationen giebt unſrer Meinung nach ein ſehr Jch koͤnte auch noch, um die falſche Herleitung der Japaner von den Sineſern zu Eben ſo ſehr ſind beide Nationen in ihrer ganzen Lebensart, im Eſſen, Trinken, Aus allem, was wir bisher angefuͤhrt haben, laͤſt ſich nun die ſichere Folge ab- fremder N 3
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Sechſt. Kap. Ueber den Urſprung der Japaner.
Die ſo verſchiedne Religion beider Nationen giebt unſrer Meinung nach ein ſehr
großes Gewicht. Waͤren die Japaner von den Sineſern ausgegangen, ſo wuͤrden ſie ohne
Zweifel die Religionslehren und den Goͤtzendienſt der leztern mit ſich in das neue, unbe-
wohnte Land uͤberbracht und auf ihre Nachkommen fortgepflanzt haben. Nun iſt es aber
außer allen Zweifel geſezt, daß die vaͤterliche alte Religion der Japaner (die ſie Sinto
und die Goͤtzen Cami nennen) ihnen allein eigen ſey, und daß kein anders Volk in der
Welt dieſe japaniſche Goͤtzen kenne oder ihre religioͤſen Gebraͤuche angenommen habe. Die
Japaner haben auch eben ſo wenig irgend fremde Goͤtzen oder Religionslehren gekant, bis
im Jahr 66 nach Chriſti Geburt unter dem Kaiſer Synnin, der fremde Goͤtzendienſt des
Lehrers Sjaka oder Budſo durch Corey nach dieſen Jnſeln uͤberbracht wurde und daſelbſt
feſten Fuß ſetzte. Er wurde nachgehends durch viele aus Sina und andern Laͤndern hier
angekommene Lehrer unter der Nachſicht der gegen die Religion ziemlich gleichguͤltigen Erb-
kaiſer immer weiter durch das ganze Reich ausgebreitet. Allein dieſe neue Lehre war doch
gar nicht vermoͤgend, die alte Sinto aus den Herzen dieſer ſtandhaften Nation zu vertilgen.
Vielmehr je weiter die Budſosreligion ſich ausbreitete, deſto mehr bemuͤhten ſich die Prie-
ſter der alten Religion, ſie durch neue Tempel, Goͤtzen und Fabeln noch zu verſtaͤrken und
annehmlicher zu machen.
Jch koͤnte auch noch, um die falſche Herleitung der Japaner von den Sineſern zu
beweiſen, die uralten Buchſtaben und Charten beider Nationen anfuͤhren, welche unter ſich
nicht die mindeſte Aehnlichkeit haben. Die alte grobe gemeine Schrift der Japaner und
die einfaͤltigen Thierbilder der Sineſer beweiſen dies hinlaͤnglich genug.
Eben ſo ſehr ſind beide Nationen in ihrer ganzen Lebensart, im Eſſen, Trinken,
Schlafen, Kleidung, Haarſcheren, Gruͤßen, Sitzen, und andern buͤrgerlichen Gebraͤu-
chen von einander verſchieden. Die Gemuͤtsart beider Voͤlker iſt nicht weniger von einan-
der abweichend. Die Sineſer ſind friedſam, ruhig, beſcheiden, lieben ein ſitzendes,
ſpekulatives Leben, Argliſt und Wucher. Die Japaner hingegen ſind kriegeriſch, geneigt
zu Unternehmungen, Empoͤrung, Hofleben u. ſ. w. der Ehrſucht und jeder Gattung von
Ausſchweifung ergeben.
Aus allem, was wir bisher angefuͤhrt haben, laͤſt ſich nun die ſichere Folge ab-
leiten, daß die Japaner eine ſelbſtſtaͤndige originale Nation ſind. Dieſe muͤſte alſo ohne
Zweifel unmittelbar von den babyloniſchen Voͤlkern nach dieſen Jnſeln ausgezogen ſeyn; ob
es ſich gleich nicht beſtimmen laͤſt, wie lange ſie auf ihrer Reiſe dahin moͤgen zugebracht
haben. Es iſt aber ſehr wahrſcheinlich, daß ſie ſich unterwegens bei andern Voͤlkern nicht
lange aufgehalten oder wenigſtens mit denſelben ſich nicht vermiſcht haben, weil ſie ſonſt ihre
in der babyloniſchen Verwirrung erhaltene ſelbſtſtaͤndige Sprache nicht ohne den Zuſaz
fremder
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