Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Kämpfers Geschichte von Japan. Erstes Buch. und bewohnt hatten, brachten sie endlich eine neue Geburt, nemlich die jetzigen kurzlebendenMenschen hervor. Von des Ten Sjo Dai Dsin Blute stammen ursprünglich alle Geschlechter der japa- nischen Nation her, weil seine Brüder ohne Erben abgegangen sind. Auch noch die jetzi- gen japanischen Erbkaiser, die es aber eigentlich nur dem Namen nach sind, leiten ihre rechtmäßige Succession und Herschaft über Japan von dem Ten Sjo Dai Dsin ab. Die Tradition sagt von ihm, daß er während seiner Herschaft durch mächtige Thaten, und, nachdem er sich dem Gesicht der Welt entzogen hatte, durch kräftige Wunder genung bewiesen und geoffenbart habe, daß er der mächtigste aller einheimischen Götter Ja- pans, das Licht, die Kraft, das Vermögen und Wesen in und über der unterhimlischen Natur sey, und der es also verdiene als ein Gott verehret und angebetet zu werden. Man sagte mir, daß so gar andre Religionsverwandten und auch die Philosophen und Atheisten Ehrerbietung für den Namen und das Grab dieses ersten Religionsstifters bezeugten. Der Ort, wo er ehmals wohnte, und wo noch jezt sein Gedächtnistempel ist, wird von seinen Landsleuten jährlich mit einer heiligen Wahlfahrt besucht. Auch fast in jeder Provinz und großen Stadt ist ihm zu Ehren ein Tempel erbauet, welcher von allen andern der Landesre- ligion gewidmeten Götzentempeln am meisten mit der grösten Demuth und mit der Hofnung, vielen irdischen Segen zu erhalten, besucht wird. Der Ehegatten dieses Menschgottes und der zunächst folgenden wird in den heili- gen Büchern gar nicht erwähnt. Man legt ihm aber eine Regierung von einigen 100,000 Jahren bei, nach welcher ihm zunächst sein ältester Sohn folgte. 2) Oo si Wonino Mikotto. Mit einem größern Titel heist er: Mas sai jafu Katz Katz fai jafi Ama ni Oosi wo nino Mikotto. Diesem folgte: 3) Ni ni Ki no Mikotto. Oder mit mehr rühmlichen Beiworten: Amat su Siko siko Fono Ni Niki no Mikotto. Dieses Nachfolger war: 4) De Mi no Mikotto. Oder länger: Fiko foo foo Demino Mikotto. Der lezte dieses langlebenden Geschlechts endlich ist 5) Awa
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch. und bewohnt hatten, brachten ſie endlich eine neue Geburt, nemlich die jetzigen kurzlebendenMenſchen hervor. Von des Ten Sjo Dai Dſin Blute ſtammen urſpruͤnglich alle Geſchlechter der japa- niſchen Nation her, weil ſeine Bruͤder ohne Erben abgegangen ſind. Auch noch die jetzi- gen japaniſchen Erbkaiſer, die es aber eigentlich nur dem Namen nach ſind, leiten ihre rechtmaͤßige Succeſſion und Herſchaft uͤber Japan von dem Ten Sjo Dai Dſin ab. Die Tradition ſagt von ihm, daß er waͤhrend ſeiner Herſchaft durch maͤchtige Thaten, und, nachdem er ſich dem Geſicht der Welt entzogen hatte, durch kraͤftige Wunder genung bewieſen und geoffenbart habe, daß er der maͤchtigſte aller einheimiſchen Goͤtter Ja- pans, das Licht, die Kraft, das Vermoͤgen und Weſen in und uͤber der unterhimliſchen Natur ſey, und der es alſo verdiene als ein Gott verehret und angebetet zu werden. Man ſagte mir, daß ſo gar andre Religionsverwandten und auch die Philoſophen und Atheiſten Ehrerbietung fuͤr den Namen und das Grab dieſes erſten Religionsſtifters bezeugten. Der Ort, wo er ehmals wohnte, und wo noch jezt ſein Gedaͤchtnistempel iſt, wird von ſeinen Landsleuten jaͤhrlich mit einer heiligen Wahlfahrt beſucht. Auch faſt in jeder Provinz und großen Stadt iſt ihm zu Ehren ein Tempel erbauet, welcher von allen andern der Landesre- ligion gewidmeten Goͤtzentempeln am meiſten mit der groͤſten Demuth und mit der Hofnung, vielen irdiſchen Segen zu erhalten, beſucht wird. Der Ehegatten dieſes Menſchgottes und der zunaͤchſt folgenden wird in den heili- gen Buͤchern gar nicht erwaͤhnt. Man legt ihm aber eine Regierung von einigen 100,000 Jahren bei, nach welcher ihm zunaͤchſt ſein aͤlteſter Sohn folgte. 2) Oo ſi Wonino Mikotto. Mit einem groͤßern Titel heiſt er: Mas ſai jafu Katz Katz fai jafi Ama ni Ooſi wo nino Mikotto. Dieſem folgte: 3) Ni ni Ki no Mikotto. Oder mit mehr ruͤhmlichen Beiworten: Amat ſu Siko ſiko Fono Ni Niki no Mikotto. Dieſes Nachfolger war: 4) De Mi no Mikotto. Oder laͤnger: Fiko foo foo Demino Mikotto. Der lezte dieſes langlebenden Geſchlechts endlich iſt 5) Awa
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <list> <item> <list> <item> <list> <item><pb facs="#f0202" n="114"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.</hi></fw><lb/> und bewohnt hatten, brachten ſie endlich eine neue Geburt, nemlich die jetzigen kurzlebenden<lb/> Menſchen hervor.</item><lb/> <item>Von des <hi rendition="#fr">Ten Sjo Dai Dſin</hi> Blute ſtammen urſpruͤnglich alle Geſchlechter der <hi rendition="#fr">japa-<lb/> niſchen Nation</hi> her, weil ſeine Bruͤder ohne Erben abgegangen ſind. Auch noch die jetzi-<lb/> gen <hi rendition="#fr">japaniſchen Erbkaiſer,</hi> die es aber eigentlich nur dem Namen nach ſind, leiten ihre<lb/> rechtmaͤßige Succeſſion und Herſchaft uͤber <hi rendition="#fr">Japan</hi> von dem <hi rendition="#fr">Ten Sjo Dai<lb/> Dſin</hi> ab.</item><lb/> <item>Die Tradition ſagt von ihm, daß er waͤhrend ſeiner Herſchaft durch maͤchtige<lb/> Thaten, und, nachdem er ſich dem Geſicht der Welt entzogen hatte, durch kraͤftige Wunder<lb/> genung bewieſen und geoffenbart habe, daß er der maͤchtigſte aller einheimiſchen Goͤtter Ja-<lb/> pans, das Licht, die Kraft, das Vermoͤgen und Weſen in und uͤber der unterhimliſchen<lb/> Natur ſey, und der es alſo verdiene als ein Gott verehret und angebetet zu werden. Man<lb/> ſagte mir, daß ſo gar andre Religionsverwandten und auch die Philoſophen und Atheiſten<lb/> Ehrerbietung fuͤr den Namen und das Grab dieſes erſten Religionsſtifters bezeugten. Der<lb/> Ort, wo er ehmals wohnte, und wo noch jezt ſein Gedaͤchtnistempel iſt, wird von ſeinen<lb/> Landsleuten jaͤhrlich mit einer heiligen Wahlfahrt beſucht. Auch faſt in jeder Provinz und<lb/> großen Stadt iſt ihm zu Ehren ein Tempel erbauet, welcher von allen andern der Landesre-<lb/> ligion gewidmeten Goͤtzentempeln am meiſten mit der groͤſten Demuth und mit der Hofnung,<lb/> vielen irdiſchen Segen zu erhalten, beſucht wird.</item><lb/> <item>Der Ehegatten dieſes Menſchgottes und der zunaͤchſt folgenden wird in den heili-<lb/> gen Buͤchern gar nicht erwaͤhnt. Man legt ihm aber eine Regierung von einigen 100,000<lb/> Jahren bei, nach welcher ihm zunaͤchſt ſein aͤlteſter Sohn folgte.</item> </list> </item><lb/> <item>2) <hi rendition="#fr">Oo ſi Wonino Mikotto.</hi><lb/> Mit einem groͤßern Titel heiſt er:<lb/><hi rendition="#fr">Mas ſai jafu Katz Katz fai jafi Ama ni Ooſi wo nino Mikotto.</hi><lb/> Dieſem folgte:</item><lb/> <item>3) <hi rendition="#fr">Ni ni Ki no Mikotto.</hi><lb/> Oder mit mehr ruͤhmlichen Beiworten:<lb/><hi rendition="#fr">Amat ſu Siko ſiko Fono Ni Niki no Mikotto.</hi><lb/> Dieſes Nachfolger war:</item><lb/> <item>4) <hi rendition="#fr">De Mi no Mikotto.</hi><lb/> Oder laͤnger:<lb/><hi rendition="#fr">Fiko foo foo Demino Mikotto.</hi><lb/> Der lezte dieſes langlebenden Geſchlechts endlich iſt</item> </list><lb/> <fw place="bottom" type="catch">5) Awa</fw><lb/> </item> </list> </div> </div> </body> </text> </TEI> [114/0202]
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Erſtes Buch.
und bewohnt hatten, brachten ſie endlich eine neue Geburt, nemlich die jetzigen kurzlebenden
Menſchen hervor.
Von des Ten Sjo Dai Dſin Blute ſtammen urſpruͤnglich alle Geſchlechter der japa-
niſchen Nation her, weil ſeine Bruͤder ohne Erben abgegangen ſind. Auch noch die jetzi-
gen japaniſchen Erbkaiſer, die es aber eigentlich nur dem Namen nach ſind, leiten ihre
rechtmaͤßige Succeſſion und Herſchaft uͤber Japan von dem Ten Sjo Dai
Dſin ab.
Die Tradition ſagt von ihm, daß er waͤhrend ſeiner Herſchaft durch maͤchtige
Thaten, und, nachdem er ſich dem Geſicht der Welt entzogen hatte, durch kraͤftige Wunder
genung bewieſen und geoffenbart habe, daß er der maͤchtigſte aller einheimiſchen Goͤtter Ja-
pans, das Licht, die Kraft, das Vermoͤgen und Weſen in und uͤber der unterhimliſchen
Natur ſey, und der es alſo verdiene als ein Gott verehret und angebetet zu werden. Man
ſagte mir, daß ſo gar andre Religionsverwandten und auch die Philoſophen und Atheiſten
Ehrerbietung fuͤr den Namen und das Grab dieſes erſten Religionsſtifters bezeugten. Der
Ort, wo er ehmals wohnte, und wo noch jezt ſein Gedaͤchtnistempel iſt, wird von ſeinen
Landsleuten jaͤhrlich mit einer heiligen Wahlfahrt beſucht. Auch faſt in jeder Provinz und
großen Stadt iſt ihm zu Ehren ein Tempel erbauet, welcher von allen andern der Landesre-
ligion gewidmeten Goͤtzentempeln am meiſten mit der groͤſten Demuth und mit der Hofnung,
vielen irdiſchen Segen zu erhalten, beſucht wird.
Der Ehegatten dieſes Menſchgottes und der zunaͤchſt folgenden wird in den heili-
gen Buͤchern gar nicht erwaͤhnt. Man legt ihm aber eine Regierung von einigen 100,000
Jahren bei, nach welcher ihm zunaͤchſt ſein aͤlteſter Sohn folgte.
2) Oo ſi Wonino Mikotto.
Mit einem groͤßern Titel heiſt er:
Mas ſai jafu Katz Katz fai jafi Ama ni Ooſi wo nino Mikotto.
Dieſem folgte:
3) Ni ni Ki no Mikotto.
Oder mit mehr ruͤhmlichen Beiworten:
Amat ſu Siko ſiko Fono Ni Niki no Mikotto.
Dieſes Nachfolger war:
4) De Mi no Mikotto.
Oder laͤnger:
Fiko foo foo Demino Mikotto.
Der lezte dieſes langlebenden Geſchlechts endlich iſt
5) Awa
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |