Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 1. Lemgo, 1777.Siebent. Kap. Vom Ursprung der Japaner etc. 5) Awa se Dsuno Mikotto. Oder mit volständigerm Titel: Fuki Nagisa Take Ugei Ja Kussa Fuki Awadse Dsuno Micotto. Seine Regierung beschliest diese zweite und silberne Zeit der Menschgötter, von denen ich noch im ersten Kapitel des folgenden Buchs mit mehrerm reden werde. Dies also sind die beiden Göttergeschlechter, aus denen die Japaner vorgeben ent- Der Erstgeburt aus diesem Geschlecht, welche aus Awasedsun entsprossen ist, Dies ist also die Tradition der Japaner, die ihnen eben so theur ist, und eben Vielleicht könte jemand, um diese japanische Geschichte mit unsrer gewöhnlichen zu standen P 2
Siebent. Kap. Vom Urſprung der Japaner ꝛc. 5) Awa ſe Dſuno Mikotto. Oder mit volſtaͤndigerm Titel: Fuki Nagiſa Take Ugei Ja Kuſſa Fuki Awadſe Dſuno Micotto. Seine Regierung beſchlieſt dieſe zweite und ſilberne Zeit der Menſchgoͤtter, von denen ich noch im erſten Kapitel des folgenden Buchs mit mehrerm reden werde. Dies alſo ſind die beiden Goͤttergeſchlechter, aus denen die Japaner vorgeben ent- Der Erſtgeburt aus dieſem Geſchlecht, welche aus Awaſedſun entſproſſen iſt, Dies iſt alſo die Tradition der Japaner, die ihnen eben ſo theur iſt, und eben Vielleicht koͤnte jemand, um dieſe japaniſche Geſchichte mit unſrer gewoͤhnlichen zu ſtanden P 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <list> <item> <pb facs="#f0203" n="115"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Siebent. Kap. Vom Urſprung der Japaner ꝛc.</hi> </fw><lb/> <list> <item>5) <hi rendition="#fr">Awa ſe Dſuno Mikotto.</hi><lb/> Oder mit volſtaͤndigerm Titel:<lb/><hi rendition="#fr">Fuki Nagiſa Take Ugei Ja Kuſſa Fuki Awadſe Dſuno Micotto.</hi></item><lb/> <item>Seine Regierung beſchlieſt dieſe zweite und ſilberne Zeit der Menſchgoͤtter, von<lb/> denen ich noch im erſten Kapitel des folgenden Buchs mit mehrerm reden werde.</item> </list> </item> </list><lb/> <p>Dies alſo ſind die beiden Goͤttergeſchlechter, aus denen die <hi rendition="#fr">Japaner</hi> vorgeben ent-<lb/> ſproſſen zu ſeyn. Des erſten Geſchlechts erſter Geiſt, ſagen ſie, ſey in der erſten Bewegung<lb/> und Gaͤhrung des <hi rendition="#fr">Chaos</hi> aus deſſen allerſubtileſten Kraft am erſten hervorgekommen. Her-<lb/> nach aber ſey aus dem vorhergehenden Geiſte allemal der nachfolgende auf eine verborgene<lb/> Weiſe, oder auch nach anderer Erklaͤrung durch die Bewegung und Kraft der himliſchen<lb/> und unterhimliſchen Elemente hervorgebracht und gezeugt worden, bis die beiden leztern<lb/> Jdeen endlich gleichſam in ein leibliches Weſen verwickelt worden, und den Anfang einer<lb/> fleiſchlichen Zeugung gemacht haͤtten. Hieraus entſtand das zweite Geſchlecht der Weſen,<lb/> die halb Goͤtter halb Menſchen waren. Dieſen waren indes die ihnen mitgetheilten goͤtlichen<lb/> Kraͤfte ſo nuͤzlich, daß ihr Leben das Ziel des jetzigen menſchlichen Lebens weit uͤberſchritt;<lb/> bis endlich der fuͤnfte und lezte dieſer Halbgoͤtter ein drittes Geſchlecht der jetzigen <hi rendition="#fr">japa-<lb/> niſchen</hi> Menſchen hervorbrachte.</p><lb/> <p>Der Erſtgeburt aus dieſem Geſchlecht, welche aus <hi rendition="#fr">Awaſedſun</hi> entſproſſen iſt,<lb/> in abſteigender Linie, und in deren Abgang dem naͤchſten Erben iſt, nach dem Glauben der<lb/><hi rendition="#fr">Japaner,</hi> ein uͤbermenſchliches Anſehn und die Herrſchaft uͤber alle Menſchen verliehn.<lb/> Dieſer Glaube wird durch den Nahmen <hi rendition="#fr">Oo Dai</hi> d. i. die <hi rendition="#fr">großen Geſchlechter</hi> ausgedruͤkt.<lb/> Die aus dieſem Geſchlecht abſtammenden heißen aber nun nicht mehr <hi rendition="#fr">Mikotto,</hi> ſondern<lb/> mit einem ihrer Herrſchaft und ihrem Stamm eignen Nahmen, <hi rendition="#fr">Mikaddo</hi> d. i. <hi rendition="#fr">Kaiſer;</hi><lb/> oder <hi rendition="#fr">Ten Oo</hi> d. i. <hi rendition="#fr">Himmelsfuͤrſt</hi> oder <hi rendition="#fr">Tenſin</hi> d. i. <hi rendition="#fr">Himmelskind</hi> oder <hi rendition="#fr">Tee, Prinz;</hi><lb/> auch fuͤhren ſie wohl zuweilen den Namen des ganzen kaiſerlichen Hofes <hi rendition="#fr">Dairi.</hi></p><lb/> <p>Dies iſt alſo die Tradition der <hi rendition="#fr">Japaner,</hi> die ihnen eben ſo theur iſt, und eben<lb/> ſo heilig und unſtreitig wahr von ihnen gehalten wird, als nur immer die Wahrheit der<lb/> bibliſchen Geſchichte von den Chriſten. Sie iſt indes ſo beſchaffen, daß ſie vor einem ein-<lb/> zigen Blik des geſunden Menſchenverſtandes von ſelbſt zerfaͤlt, und alſo gar keiner Wieder-<lb/> legung bedarf.</p><lb/> <p>Vielleicht koͤnte jemand, um dieſe japaniſche Geſchichte mit unſrer gewoͤhnlichen zu<lb/> vereinigen, auf die Jdee kommen, daß vielleicht unter dem zwiefachen Goͤttergeſchlecht das<lb/> guͤldene und ſilberne Zeitalter, oder die erſten Menſchen vor und nach der Suͤndfluth ver-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ſtanden</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [115/0203]
Siebent. Kap. Vom Urſprung der Japaner ꝛc.
5) Awa ſe Dſuno Mikotto.
Oder mit volſtaͤndigerm Titel:
Fuki Nagiſa Take Ugei Ja Kuſſa Fuki Awadſe Dſuno Micotto.
Seine Regierung beſchlieſt dieſe zweite und ſilberne Zeit der Menſchgoͤtter, von
denen ich noch im erſten Kapitel des folgenden Buchs mit mehrerm reden werde.
Dies alſo ſind die beiden Goͤttergeſchlechter, aus denen die Japaner vorgeben ent-
ſproſſen zu ſeyn. Des erſten Geſchlechts erſter Geiſt, ſagen ſie, ſey in der erſten Bewegung
und Gaͤhrung des Chaos aus deſſen allerſubtileſten Kraft am erſten hervorgekommen. Her-
nach aber ſey aus dem vorhergehenden Geiſte allemal der nachfolgende auf eine verborgene
Weiſe, oder auch nach anderer Erklaͤrung durch die Bewegung und Kraft der himliſchen
und unterhimliſchen Elemente hervorgebracht und gezeugt worden, bis die beiden leztern
Jdeen endlich gleichſam in ein leibliches Weſen verwickelt worden, und den Anfang einer
fleiſchlichen Zeugung gemacht haͤtten. Hieraus entſtand das zweite Geſchlecht der Weſen,
die halb Goͤtter halb Menſchen waren. Dieſen waren indes die ihnen mitgetheilten goͤtlichen
Kraͤfte ſo nuͤzlich, daß ihr Leben das Ziel des jetzigen menſchlichen Lebens weit uͤberſchritt;
bis endlich der fuͤnfte und lezte dieſer Halbgoͤtter ein drittes Geſchlecht der jetzigen japa-
niſchen Menſchen hervorbrachte.
Der Erſtgeburt aus dieſem Geſchlecht, welche aus Awaſedſun entſproſſen iſt,
in abſteigender Linie, und in deren Abgang dem naͤchſten Erben iſt, nach dem Glauben der
Japaner, ein uͤbermenſchliches Anſehn und die Herrſchaft uͤber alle Menſchen verliehn.
Dieſer Glaube wird durch den Nahmen Oo Dai d. i. die großen Geſchlechter ausgedruͤkt.
Die aus dieſem Geſchlecht abſtammenden heißen aber nun nicht mehr Mikotto, ſondern
mit einem ihrer Herrſchaft und ihrem Stamm eignen Nahmen, Mikaddo d. i. Kaiſer;
oder Ten Oo d. i. Himmelsfuͤrſt oder Tenſin d. i. Himmelskind oder Tee, Prinz;
auch fuͤhren ſie wohl zuweilen den Namen des ganzen kaiſerlichen Hofes Dairi.
Dies iſt alſo die Tradition der Japaner, die ihnen eben ſo theur iſt, und eben
ſo heilig und unſtreitig wahr von ihnen gehalten wird, als nur immer die Wahrheit der
bibliſchen Geſchichte von den Chriſten. Sie iſt indes ſo beſchaffen, daß ſie vor einem ein-
zigen Blik des geſunden Menſchenverſtandes von ſelbſt zerfaͤlt, und alſo gar keiner Wieder-
legung bedarf.
Vielleicht koͤnte jemand, um dieſe japaniſche Geſchichte mit unſrer gewoͤhnlichen zu
vereinigen, auf die Jdee kommen, daß vielleicht unter dem zwiefachen Goͤttergeſchlecht das
guͤldene und ſilberne Zeitalter, oder die erſten Menſchen vor und nach der Suͤndfluth ver-
ſtanden
P 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |