Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Erst. Kap. Vorbereitungen zu unserer Hofreise etc. sehr schlecht aufsizt, alsdenn den Zaum zum Schein angefasset hat, indem er sein Pferddennoch von einem, auch wol wenn Staat gemacht werden sol, von zwei Knechten auf bei- den Seiten an dem Gebisse leiten lässet. Jhre Art die Pferde zu satteln ist von der unsrigen wenig unterschieden, und die Die Steigbügelriemen sind ziemlich kurz. Zu beiden Seiten hängt, auf tartarische Sonst hat man auch noch eine Art von Cangos, Sänften oder Tragkörben, in Ein *) Findet sich nur in der englischen Uebersetzung.
Erſt. Kap. Vorbereitungen zu unſerer Hofreiſe ꝛc. ſehr ſchlecht aufſizt, alsdenn den Zaum zum Schein angefaſſet hat, indem er ſein Pferddennoch von einem, auch wol wenn Staat gemacht werden ſol, von zwei Knechten auf bei- den Seiten an dem Gebiſſe leiten laͤſſet. Jhre Art die Pferde zu ſatteln iſt von der unſrigen wenig unterſchieden, und die Die Steigbuͤgelriemen ſind ziemlich kurz. Zu beiden Seiten haͤngt, auf tartariſche Sonſt hat man auch noch eine Art von Cangos, Saͤnften oder Tragkoͤrben, in Ein *) Findet ſich nur in der engliſchen Ueberſetzung.
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Erſt. Kap. Vorbereitungen zu unſerer Hofreiſe ꝛc.
ſehr ſchlecht aufſizt, alsdenn den Zaum zum Schein angefaſſet hat, indem er ſein Pferd
dennoch von einem, auch wol wenn Staat gemacht werden ſol, von zwei Knechten auf bei-
den Seiten an dem Gebiſſe leiten laͤſſet.
Jhre Art die Pferde zu ſatteln iſt von der unſrigen wenig unterſchieden, und die
Form des Sattels ſelbſt komt der deutſchen naͤher, als der von irgend einer aſiatiſchen Nation.
Die Steigbuͤgelriemen ſind ziemlich kurz. Zu beiden Seiten haͤngt, auf tartariſche
Art, ein rauhes rund geſchnittenes Fel zu Beſchuͤtzung der Beine. Die Steigbuͤgel ſelbſt
ſind ein gekruͤmtes, ſchweres und dickes Eiſen oder Sowaas, nach dem Maaße einer
platten Fusſohle gemacht, an einer Seite offen, damit ſich der Reuter im Stuͤrzen deſto
eher davon los machen kan. Es pflegen dieſelben kuͤnſtlich ausgearbeitet und mit Silber
ausgelegt zu ſeyn. Zum Zaume wird ſtatt unſers ledernen Riemens ein ſchoͤnes ſeidenes
Seil gebraucht, das aber nicht an der Stange ſondern an dem Gebiſſe des Pferdes befeſtigt
iſt. Es waͤren hierbei noch einige andere Auszierungen zu erwaͤhnen, ich wil ſie aber
uͤbergehen.
Sonſt hat man auch noch eine Art von Cangos, Saͤnften oder Tragkoͤrben, in
welchen man ſich auf der Reiſe fortbringen laͤſſet, wodurch aber vieler Aufwand verurſacht wird,
ob es gleich die anſehnlichſte Art zu reiſen iſt. Jn den Staͤdten bedient man ſich derſelben
ebenfals theils zur Pracht theils zur Bequemlichkeit. Es iſt aber unter den Saͤnften vor-
nehmer und geringer Leute ein merklicher Unterſchied, denn jene ſind von einer praͤchtigen
koſtbaren Struktur, und werden abſonderlich Norimons genent, dieſe aber ſehen ſchlechter
aus, und heißen Cangos. Der Poͤbel, der bei allen Nationen die Sprache regiert, hat
dieſe verſchiedene Benennung feſte geſezt, denn im Grunde iſt in der Sache ſelbſt kein Unter-
ſchied. Norimon heiſt eigentlich uͤberhaupt ein Siz, und Cango ein Tragkorb. Beide
werden ſo mannigfaltig verfertigt, daß ich einen ſchlechten Norimon von einer ſchoͤnen lan-
gen Cango nicht zu unterſcheiden weis, außer an den Baͤumen, womit er getragen wird.
An einer Cango ſind dieſe ſchlecht, grob und klein, an einem Norimon aber gros, an-
ſehnlich und hohl, auch ſonſt viel leichter als ſie ſcheinen, denn ſie ſind aus vier duͤnnen
Brettern, in Geſtalt eines ſchmalen und oben bogenweiſe erhabenen feſten Balken nett zu-
ſammengefuͤgt. Die Hoͤhe und Laͤnge dieſer Tragbalken iſt durch die Polizeyordnung einem
jeden nach ſeinem Stande zugemeſſen, man erkennet daher an der Hoͤhe deſſelben zugleich die
Hoheit des Fuͤrſten oder eines ſonſtigen großen Herrn. Wer ſich mehr duͤnkt als er iſt,
laͤſſet bisweilen ſeine Baͤume hoͤher machen, als ihm zukomt, er laͤuft aber oͤfters uͤbel an,
denn er mus ſie zu ſeiner Beſchimpfung wieder abſchaffen, („auch wol daneben eine be-
traͤchtliche Geldſtrafe geben.‟) *) Das Frauenzimmer betrift dieſe Ordnung hingegen nicht,
ſondern dieſe koͤnnen ohne Unterſchied ſo lange Tragbaͤume haben als ſie nur wollen.
Ein
*) Findet ſich nur in der engliſchen Ueberſetzung.
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