Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Kämpfers Geschichte von Japan. Fünftes Buch. sich vor einen jeden hin und legt seine Bewilkommung mit demüthiger Verbeugung ab, jadiese geschiehet vor dem Norimon des Bugjo und unsers Residenten so tief, daß er mit den Händen und beinahe auch mit dem Haupte die Erde berührt; er eilet hierauf ge- schwinde wieder zurük, und empfängt uns eben so zum andernmale vor seinem Hause. So bald wir da ankommen, werden wir ohne die geringste Verweilung (dazu wir Der Bugjo beziehet die beste Kammer nach der unsrigen, in welchem Theile des Wenn wir unsere angewiesene Kammer in Besiz genommen, so erscheint alsbald Hiernächst wird das Tobakgeräthe herbei geschaft, nämlich ein messingen oder höl- geschie-
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch. ſich vor einen jeden hin und legt ſeine Bewilkommung mit demuͤthiger Verbeugung ab, jadieſe geſchiehet vor dem Norimon des Bugjo und unſers Reſidenten ſo tief, daß er mit den Haͤnden und beinahe auch mit dem Haupte die Erde beruͤhrt; er eilet hierauf ge- ſchwinde wieder zuruͤk, und empfaͤngt uns eben ſo zum andernmale vor ſeinem Hauſe. So bald wir da ankommen, werden wir ohne die geringſte Verweilung (dazu wir Der Bugjo beziehet die beſte Kammer nach der unſrigen, in welchem Theile des Wenn wir unſere angewieſene Kammer in Beſiz genommen, ſo erſcheint alsbald Hiernaͤchſt wird das Tobakgeraͤthe herbei geſchaft, naͤmlich ein meſſingen oder hoͤl- geſchie-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0210" n="192"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.</hi></fw><lb/> ſich vor einen jeden hin und legt ſeine Bewilkommung mit demuͤthiger Verbeugung ab, ja<lb/> dieſe geſchiehet vor dem <hi rendition="#fr">Norimon des Bugjo</hi> und <hi rendition="#fr">unſers Reſidenten</hi> ſo tief, daß er<lb/> mit den Haͤnden und beinahe auch mit dem Haupte die Erde beruͤhrt; er eilet hierauf ge-<lb/> ſchwinde wieder zuruͤk, und empfaͤngt uns eben ſo zum andernmale vor ſeinem Hauſe.</p><lb/> <p>So bald wir da ankommen, werden wir ohne die geringſte Verweilung (dazu wir<lb/> auch wegen des muthwilligen Zuſchreiens der Gaſſenbuben eben keine Luſt haben) von un-<lb/> ſern Haͤſchern durch das Haus in unſer Gemach eingefuͤhrt, wo uns denn nichts, als der<lb/> kleine Hinterhof, zum Austritte vergoͤnt iſt, indem ſie alles uͤbrige, was ſie nach dem<lb/> Felde oder nach einer hinteren Gaſſe zu, an Fenſtern, Thuͤren oder ſonſt finden, zuſchlie-<lb/> ßen und vernageln laſſen, um uns, wie ſie ſagen, vor Dieben zu huͤten, eigentlich aber<lb/> wie Diebe und Ausreißer zu bewahren. Auf der Ruͤkreiſe indes, da wir uns erſt Zu-<lb/> trauen erworben haben, finden wir dieſe ihre Vorſicht um ein merkliches vermindert.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#fr">Bugjo</hi> beziehet die beſte Kammer nach der unſrigen, in welchem Theile des<lb/> Hauſes ſie auch iſt. Die Haͤſcher, Dolmetſcher und Doſen nehmen die uns zunaͤchſt ge-<lb/> legenen Vorkammern ein, um ein Auge auf uns zu haben und zu verhindern, daß kein<lb/> Bedienter oder Fremder, ohne ihr Wiſſen und Erlaubnis, bei uns eintrete; wenn ſie nicht<lb/> da ſind, ſo tragen ſie dieſe Sorge und Aufſicht einem ihrer oder unſerer Bedienten beſon-<lb/> ders auf, (ob ſie gleich uͤberhaupt allen obliegt;) derjenige, welcher ſich hierinnen vor an-<lb/> dern wachſam und argliſtig erweiſet, wird auch wol folgendes Jahr wiederum zur Aufreiſe<lb/> zugelaſſen, die uͤbrigen muͤſſen zwei Jahre davon abſtehen.</p><lb/> <p>Wenn wir unſere angewieſene Kammer in Beſiz genommen, ſo erſcheint alsbald<lb/> der Wirth mit ſeinen naͤchſten maͤnlichen Hausgenoſſen, jeder mit einer Schale gemahlnen<lb/> Thee, welche er nach dem Range mit der tiefeſten Verneigung des Leibes und unter dem<lb/> weit aus der Bruſt geholten und in einem ehrerbietigen Tone ausgeſprochenen Worte: ah,<lb/> ah, ah! herumreichet. Dieſe Leute legen ihre Ehrenkleider, womit ſie angethan, und<lb/> die kurzen Saͤbel, womit ſie geguͤrtet ſind, in ihrem Hauſe ſo lange nicht ab, als Gaͤſte<lb/> vorhanden ſind.</p><lb/> <p>Hiernaͤchſt wird das Tobakgeraͤthe herbei geſchaft, naͤmlich ein meſſingen oder hoͤl-<lb/> zern Gefaͤße, oder eine ſolche Platte von mancherlei und nicht immer gleicher Form, ver-<lb/> ſehen mit einem kleinen Becken gluͤhender Kohlen, mit einem Speitopfe, einem Schaͤchtel-<lb/> chen vol feinen geſchnittenen Tobaks, und mit einigen langen Tobakspfeifen, die meſſingene<lb/> kleine Koͤpfe haben. Zu gleicher Zeit bringet man eine Spaͤnholzerne oder gefirniſſete<lb/> Platte mit <hi rendition="#fr">Socano,</hi> d. i. Anbiſſen von Kuchen und Fruͤchten, als inlaͤndiſchen Feigen<lb/> und Nuͤſſen, warmen Manſje und Reiskuchen, in Salzwaſſer abgekochte Wurzeln von ver-<lb/> ſchiedner Art, Zuckerwerk und dergleichen Dinge mehr, die zuerſt in des Bugjo, und<lb/> darauf in unſere Kammer kommen. Die uͤbrige Aufwartung fuͤr die inlaͤndiſchen Gaͤſte<lb/> <fw place="bottom" type="catch">geſchie-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [192/0210]
Kaͤmpfers Geſchichte von Japan. Fuͤnftes Buch.
ſich vor einen jeden hin und legt ſeine Bewilkommung mit demuͤthiger Verbeugung ab, ja
dieſe geſchiehet vor dem Norimon des Bugjo und unſers Reſidenten ſo tief, daß er
mit den Haͤnden und beinahe auch mit dem Haupte die Erde beruͤhrt; er eilet hierauf ge-
ſchwinde wieder zuruͤk, und empfaͤngt uns eben ſo zum andernmale vor ſeinem Hauſe.
So bald wir da ankommen, werden wir ohne die geringſte Verweilung (dazu wir
auch wegen des muthwilligen Zuſchreiens der Gaſſenbuben eben keine Luſt haben) von un-
ſern Haͤſchern durch das Haus in unſer Gemach eingefuͤhrt, wo uns denn nichts, als der
kleine Hinterhof, zum Austritte vergoͤnt iſt, indem ſie alles uͤbrige, was ſie nach dem
Felde oder nach einer hinteren Gaſſe zu, an Fenſtern, Thuͤren oder ſonſt finden, zuſchlie-
ßen und vernageln laſſen, um uns, wie ſie ſagen, vor Dieben zu huͤten, eigentlich aber
wie Diebe und Ausreißer zu bewahren. Auf der Ruͤkreiſe indes, da wir uns erſt Zu-
trauen erworben haben, finden wir dieſe ihre Vorſicht um ein merkliches vermindert.
Der Bugjo beziehet die beſte Kammer nach der unſrigen, in welchem Theile des
Hauſes ſie auch iſt. Die Haͤſcher, Dolmetſcher und Doſen nehmen die uns zunaͤchſt ge-
legenen Vorkammern ein, um ein Auge auf uns zu haben und zu verhindern, daß kein
Bedienter oder Fremder, ohne ihr Wiſſen und Erlaubnis, bei uns eintrete; wenn ſie nicht
da ſind, ſo tragen ſie dieſe Sorge und Aufſicht einem ihrer oder unſerer Bedienten beſon-
ders auf, (ob ſie gleich uͤberhaupt allen obliegt;) derjenige, welcher ſich hierinnen vor an-
dern wachſam und argliſtig erweiſet, wird auch wol folgendes Jahr wiederum zur Aufreiſe
zugelaſſen, die uͤbrigen muͤſſen zwei Jahre davon abſtehen.
Wenn wir unſere angewieſene Kammer in Beſiz genommen, ſo erſcheint alsbald
der Wirth mit ſeinen naͤchſten maͤnlichen Hausgenoſſen, jeder mit einer Schale gemahlnen
Thee, welche er nach dem Range mit der tiefeſten Verneigung des Leibes und unter dem
weit aus der Bruſt geholten und in einem ehrerbietigen Tone ausgeſprochenen Worte: ah,
ah, ah! herumreichet. Dieſe Leute legen ihre Ehrenkleider, womit ſie angethan, und
die kurzen Saͤbel, womit ſie geguͤrtet ſind, in ihrem Hauſe ſo lange nicht ab, als Gaͤſte
vorhanden ſind.
Hiernaͤchſt wird das Tobakgeraͤthe herbei geſchaft, naͤmlich ein meſſingen oder hoͤl-
zern Gefaͤße, oder eine ſolche Platte von mancherlei und nicht immer gleicher Form, ver-
ſehen mit einem kleinen Becken gluͤhender Kohlen, mit einem Speitopfe, einem Schaͤchtel-
chen vol feinen geſchnittenen Tobaks, und mit einigen langen Tobakspfeifen, die meſſingene
kleine Koͤpfe haben. Zu gleicher Zeit bringet man eine Spaͤnholzerne oder gefirniſſete
Platte mit Socano, d. i. Anbiſſen von Kuchen und Fruͤchten, als inlaͤndiſchen Feigen
und Nuͤſſen, warmen Manſje und Reiskuchen, in Salzwaſſer abgekochte Wurzeln von ver-
ſchiedner Art, Zuckerwerk und dergleichen Dinge mehr, die zuerſt in des Bugjo, und
darauf in unſere Kammer kommen. Die uͤbrige Aufwartung fuͤr die inlaͤndiſchen Gaͤſte
geſchie-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |