Kaempfer, Engelbert: Geschichte und Beschreibung von Japan. Hrsg. v. Christian Wilhelm von Dohm. Bd. 2. Lemgo, 1779.Vierzehntes Kap. Von der zweiten Reise nach Hofe. Den 1 April empfingen wir von dem Sino Cami und den Kaiserlichen Kommis- Den 8 April war seit dem gestrigen Abend ein schröklicher Sturm aus W. wel- Des Tonnemons Sohn, dem wir zu der Geburt seines zweiten Kindes und er- Dieser Tagen wurde uns gesagt, daß der Kaiser, so wie im vorigen, also auch Vor acht Tagen brachten unsere Bediente einen Nagasackischen Man, der, wie Den Zweiter Band. X x
Vierzehntes Kap. Von der zweiten Reiſe nach Hofe. Den 1 April empfingen wir von dem Sino Cami und den Kaiſerlichen Kommiſ- Den 8 April war ſeit dem geſtrigen Abend ein ſchroͤklicher Sturm aus W. wel- Des Tonnemons Sohn, dem wir zu der Geburt ſeines zweiten Kindes und er- Dieſer Tagen wurde uns geſagt, daß der Kaiſer, ſo wie im vorigen, alſo auch Vor acht Tagen brachten unſere Bediente einen Nagaſackiſchen Man, der, wie Den Zweiter Band. X x
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Vierzehntes Kap. Von der zweiten Reiſe nach Hofe.
Den 1 April empfingen wir von dem Sino Cami und den Kaiſerlichen Kommiſ-
ſarien die Gluͤkwuͤnſchungskomplimente. An den folgenden Tagen beſchaͤftigten wir uns
hauptſaͤchlich damit, daß wir die Tuͤcher, Spiegel und ſonſtige Geſchenke ſowol fuͤr den
Kaiſer als die uͤbrigen Herren des Hofs auspakten, in gehoͤrige Ordnung brachten und aus-
waͤhlten, auch den Wein abzapften; welches alles in Gegenwart des Sjubo Sama, un-
ſers Bugjo und Dolmetſchers mit Zuziehung Sachverſtaͤndiger Leute des Orts, die ſich ihre
Muͤhe aufs theuerſte bezahlen ließen, verrichtet werden muſte, damit jeder Artikel nach der
eigentlichen Japaniſchen Manier behandelt werden und ins Geſicht fallen moͤchte.
Den 8 April war ſeit dem geſtrigen Abend ein ſchroͤklicher Sturm aus W. wel-
cher eine ziemliche Kaͤlte herbei fuͤhrte, auch eine ſolche Furcht fuͤr Feuersgefahr verurſachte,
daß jederman auf ſeiner Hut blieb und ſich mit Hoſen uͤber die langen Roͤcke und ledernen
Brandmaͤnteln bekleidete, wie denn die Brandwaͤchter in allen Winkeln und Gaſſen mit ih-
ren laͤrmenden mit eiſernen Ringen verſehenen Stoͤcken beſtaͤndig umher ſtrichen; auch unſere
Feleiſen hielten wir bei dieſen Umſtaͤnden gepakt in Bereitſchaft.
Des Tonnemons Sohn, dem wir zu der Geburt ſeines zweiten Kindes und er-
ſten Sohnes unſern Gluͤkwunſch abgeſtattet hatten, lies uns heute ſein deshalbiges Gegen-
kompliment vermelden.
Dieſer Tagen wurde uns geſagt, daß der Kaiſer, ſo wie im vorigen, alſo auch
in dieſem Jahre, einen zweiten Mia oder Tempel zu Ehren des beruͤhmten Sineſiſchen Phi-
loſophen und Staatsmans Kooſ (oder Confucius) der die Regierungskunſt gelehrt, er-
bauen laſſen, und ihn den Tag vor unſerer Ankunft beſucht, ja, daß er, der Kaiſer ſelbſt,
als er vorgeſtern in Gegenwart ſeiner Raͤthe auf die Materie von der Regierungskunſt ge-
kommen, ſtehend daruͤber eine ſolche fuͤrtrefliche Rede gehalten habe, daß alle Anweſende
davon geruͤhrt worden. Heute hatte der junge außerordentliche Reichsrath Janogi Same,
welcher außer dem Schlos wohnte, den Kaiſer zu Gaſte, der auf den Fal allemal vom
jungen Frauenzimmer bedient wird.
Vor acht Tagen brachten unſere Bediente einen Nagaſackiſchen Man, der, wie
ſie ſagten, fuͤr uns im Tagelohn gearbeitet, hieher, um ihm ſeine Wunde zu verbinden,
die er durch einen abſcheulichen Biß eines großen Straßenhundes ohnverſehens bekommen
hatte; als wir ihn fragten, ob er dem Hunde nicht ſeinen Reſt dafuͤr gegeben, antwortete
er ganz befremdet: ob wir denn etwa dafuͤr hielten, daß er noch oben drauf ſein Leben aufs
Spiel haͤtte ſetzen ſollen! ein Vorurtheil, zufolge dem man es unter andern als ein Verbre-
chen anſiehet, ein zahmes Huhn, einen Hahn oder gar einen Hund (welche Thiere beſon-
ders geſchaͤzt ſind) zu toͤdten, denn ſo wie das Abſterben eines Menſchen, den man in ſei-
nen Dienſten hat, alsbald den Straßenaufſichtern angezeigt werden mus, ſo macht man es
hier eben ſo, wenn ſolche Thiere verrekt ſind.
Den
Zweiter Band. X x
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