den, weil es darauf ankomt, entweder alle Ansprüche zu Einsichten der reinen Vernunft, als das beliebteste Feld, nemlich dasienige über die Grenzen aller möglichen Erfah- rung hinaus, völlig aufzugeben oder diese critische Un- tersuchung zur Vollkommenheit zu bringen.
Wir haben oben an den Begriffen des Raumes und der Zeit mit leichter Mühe begreiflich machen können, wie diese als Erkentnisse a priori sich gleichwol auf Gegenstän- de nothwendig beziehen müssen, und eine synthetische Er- kentniß derselben, unabhängig von aller Erfahrung, mög- lich macheten. Denn da nur vermittelst solcher reinen For- men der Sinnlichkeit uns ein Gegenstand erscheinen, d. i. ein Obiect der empirischen Anschauung seyn kan, so sind Raum und Zeit reine Anschauungen, welche die Bedingung der Möglichkeit der Gegenstände als Erscheinungen a priori enthalten, und die Synthesis in denselben hat obiective Gültigkeit.
Die Categorien des Verstandes dagegen stellen uns gar nicht die Bedingungen vor, unter denen Gegenstände in der Anschauung gegeben werden, mithin können uns al- lerdings Gegenstände erscheinen, ohne daß sie sich nothwen- dig auf Functionen des Verstandes beziehen müssen, und dieser also die Bedingungen derselben a priori enthielte. Daher zeigt sich hier eine Schwierigkeit, die wir im Felde der Sinnlichkeit nicht antrafen, wie nemlich subiective Bedingungen des Denkens sollten obiective Gültigkeit haben, d. i. Bedingungen der Möglichkeit aller Erkentniß
der
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I. Abſch. Von den Princip. einer Transſc. Deduct.
den, weil es darauf ankomt, entweder alle Anſpruͤche zu Einſichten der reinen Vernunft, als das beliebteſte Feld, nemlich dasienige uͤber die Grenzen aller moͤglichen Erfah- rung hinaus, voͤllig aufzugeben oder dieſe critiſche Un- terſuchung zur Vollkommenheit zu bringen.
Wir haben oben an den Begriffen des Raumes und der Zeit mit leichter Muͤhe begreiflich machen koͤnnen, wie dieſe als Erkentniſſe a priori ſich gleichwol auf Gegenſtaͤn- de nothwendig beziehen muͤſſen, und eine ſynthetiſche Er- kentniß derſelben, unabhaͤngig von aller Erfahrung, moͤg- lich macheten. Denn da nur vermittelſt ſolcher reinen For- men der Sinnlichkeit uns ein Gegenſtand erſcheinen, d. i. ein Obiect der empiriſchen Anſchauung ſeyn kan, ſo ſind Raum und Zeit reine Anſchauungen, welche die Bedingung der Moͤglichkeit der Gegenſtaͤnde als Erſcheinungen a priori enthalten, und die Syntheſis in denſelben hat obiective Guͤltigkeit.
Die Categorien des Verſtandes dagegen ſtellen uns gar nicht die Bedingungen vor, unter denen Gegenſtaͤnde in der Anſchauung gegeben werden, mithin koͤnnen uns al- lerdings Gegenſtaͤnde erſcheinen, ohne daß ſie ſich nothwen- dig auf Functionen des Verſtandes beziehen muͤſſen, und dieſer alſo die Bedingungen derſelben a priori enthielte. Daher zeigt ſich hier eine Schwierigkeit, die wir im Felde der Sinnlichkeit nicht antrafen, wie nemlich ſubiective Bedingungen des Denkens ſollten obiective Guͤltigkeit haben, d. i. Bedingungen der Moͤglichkeit aller Erkentniß
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I. Abſch. Von den Princip. einer Transſc. Deduct.
den, weil es darauf ankomt, entweder alle Anſpruͤche zu
Einſichten der reinen Vernunft, als das beliebteſte Feld,
nemlich dasienige uͤber die Grenzen aller moͤglichen Erfah-
rung hinaus, voͤllig aufzugeben oder dieſe critiſche Un-
terſuchung zur Vollkommenheit zu bringen.
Wir haben oben an den Begriffen des Raumes und
der Zeit mit leichter Muͤhe begreiflich machen koͤnnen, wie
dieſe als Erkentniſſe a priori ſich gleichwol auf Gegenſtaͤn-
de nothwendig beziehen muͤſſen, und eine ſynthetiſche Er-
kentniß derſelben, unabhaͤngig von aller Erfahrung, moͤg-
lich macheten. Denn da nur vermittelſt ſolcher reinen For-
men der Sinnlichkeit uns ein Gegenſtand erſcheinen, d. i.
ein Obiect der empiriſchen Anſchauung ſeyn kan, ſo ſind
Raum und Zeit reine Anſchauungen, welche die Bedingung
der Moͤglichkeit der Gegenſtaͤnde als Erſcheinungen a priori
enthalten, und die Syntheſis in denſelben hat obiective
Guͤltigkeit.
Die Categorien des Verſtandes dagegen ſtellen uns
gar nicht die Bedingungen vor, unter denen Gegenſtaͤnde
in der Anſchauung gegeben werden, mithin koͤnnen uns al-
lerdings Gegenſtaͤnde erſcheinen, ohne daß ſie ſich nothwen-
dig auf Functionen des Verſtandes beziehen muͤſſen, und
dieſer alſo die Bedingungen derſelben a priori enthielte.
Daher zeigt ſich hier eine Schwierigkeit, die wir im Felde
der Sinnlichkeit nicht antrafen, wie nemlich ſubiective
Bedingungen des Denkens ſollten obiective Guͤltigkeit
haben, d. i. Bedingungen der Moͤglichkeit aller Erkentniß
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/119>, abgerufen am 21.11.2024.
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