Elementarl. II. Th. I. Abth. I. Buch. II. Hauptst.
wendigen Gesetzen, und mithin in einer transscendentalen Affinität, woraus die empirische die blosse Folge ist.
Daß die Natur sich nach unserm subiectiven Grunde der Apperception richten, ia gar davon in Ansehung ihrer Gesetzmässigkeit abhangen solle, lautet wol sehr wi- dersinnisch und befremdlich. Bedenket man aber, daß diese Natur an sich nichts als ein Inbegriff von Erschei- nungen, mithin kein Ding an sich, sondern blos eine Men- ge von Vorstellungen des Gemüths sey, so wird man sich nicht wundern, sie blos in dem Radicalvermögen aller unsrer Erkentniß, nemlich der transscendentalen Apper- ception, in derienigen Einheit zu sehen, um deren willen allein sie Obiect aller möglichen Erfahrung, d. i. Natur heissen kan; und daß wir auch eben darum diese Einheit a priori, mithin auch als nothwendig erkennen können, wel- ches wir wol müsten unterwegens lassen, wäre sie unabhängig von den ersten Quellen unseres Denkens an sich gegeben. Denn da wüste ich nicht, wo wir die synthetische Sätze einer solchen allgemeinen Natureinheit hernehmen sollten, weil man sie auf solchen Fall von den Gegenständen der Natur selbst entlehnen müßte. Da dieses aber nur empi- risch geschehen könte: so würde daraus keine andere, als blos zufällige Einheit gezogen werden können, die aber bey weitem an den nothwendigen Zusammenhang nicht reicht, den man meint, wenn man Natur nennt
Der
Elementarl. II. Th. I. Abth. I. Buch. II. Hauptſt.
wendigen Geſetzen, und mithin in einer transſcendentalen Affinitaͤt, woraus die empiriſche die bloſſe Folge iſt.
Daß die Natur ſich nach unſerm ſubiectiven Grunde der Apperception richten, ia gar davon in Anſehung ihrer Geſetzmaͤſſigkeit abhangen ſolle, lautet wol ſehr wi- derſinniſch und befremdlich. Bedenket man aber, daß dieſe Natur an ſich nichts als ein Inbegriff von Erſchei- nungen, mithin kein Ding an ſich, ſondern blos eine Men- ge von Vorſtellungen des Gemuͤths ſey, ſo wird man ſich nicht wundern, ſie blos in dem Radicalvermoͤgen aller unſrer Erkentniß, nemlich der transſcendentalen Apper- ception, in derienigen Einheit zu ſehen, um deren willen allein ſie Obiect aller moͤglichen Erfahrung, d. i. Natur heiſſen kan; und daß wir auch eben darum dieſe Einheit a priori, mithin auch als nothwendig erkennen koͤnnen, wel- ches wir wol muͤſten unterwegens laſſen, waͤre ſie unabhaͤngig von den erſten Quellen unſeres Denkens an ſich gegeben. Denn da wuͤſte ich nicht, wo wir die ſynthetiſche Saͤtze einer ſolchen allgemeinen Natureinheit hernehmen ſollten, weil man ſie auf ſolchen Fall von den Gegenſtaͤnden der Natur ſelbſt entlehnen muͤßte. Da dieſes aber nur empi- riſch geſchehen koͤnte: ſo wuͤrde daraus keine andere, als blos zufaͤllige Einheit gezogen werden koͤnnen, die aber bey weitem an den nothwendigen Zuſammenhang nicht reicht, den man meint, wenn man Natur nennt
Der
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Elementarl. II. Th. I. Abth. I. Buch. II. Hauptſt.
wendigen Geſetzen, und mithin in einer transſcendentalen
Affinitaͤt, woraus die empiriſche die bloſſe Folge iſt.
Daß die Natur ſich nach unſerm ſubiectiven Grunde
der Apperception richten, ia gar davon in Anſehung ihrer
Geſetzmaͤſſigkeit abhangen ſolle, lautet wol ſehr wi-
derſinniſch und befremdlich. Bedenket man aber, daß
dieſe Natur an ſich nichts als ein Inbegriff von Erſchei-
nungen, mithin kein Ding an ſich, ſondern blos eine Men-
ge von Vorſtellungen des Gemuͤths ſey, ſo wird man ſich
nicht wundern, ſie blos in dem Radicalvermoͤgen aller
unſrer Erkentniß, nemlich der transſcendentalen Apper-
ception, in derienigen Einheit zu ſehen, um deren willen
allein ſie Obiect aller moͤglichen Erfahrung, d. i. Natur
heiſſen kan; und daß wir auch eben darum dieſe Einheit
a priori, mithin auch als nothwendig erkennen koͤnnen, wel-
ches wir wol muͤſten unterwegens laſſen, waͤre ſie unabhaͤngig
von den erſten Quellen unſeres Denkens an ſich gegeben.
Denn da wuͤſte ich nicht, wo wir die ſynthetiſche Saͤtze
einer ſolchen allgemeinen Natureinheit hernehmen ſollten,
weil man ſie auf ſolchen Fall von den Gegenſtaͤnden der
Natur ſelbſt entlehnen muͤßte. Da dieſes aber nur empi-
riſch geſchehen koͤnte: ſo wuͤrde daraus keine andere, als
blos zufaͤllige Einheit gezogen werden koͤnnen, die aber
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/144>, abgerufen am 21.11.2024.
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