Es existirt überall kein schlechthinnothwendiges Wesen, weder in der Welt, noch ausser der Welt, als ihre Ursache.
Beweis.
Setzet: die Welt selber, oder in ihr, sey ein noth- wendiges Wesen, so würde in der Reihe ihrer Verände- rungen, entweder ein Anfang seyn, der unbedingtnoth- wendig, mithin ohne Ursache wäre, welches dem dynami- schen Gesetze der Bestimmung aller Erscheinungen in der Zeit widerstreitet, oder die Reihe selbst wäre ohne allen Anfang, und, obgleich in allen ihren Theilen zufällig und bedingt, im Ganzen dennoch schlechthinnothwendig und unbedingt, welches sich selbst widerspricht; weil das Daseyn einer Menge nicht nothwendig seyn kan, wenn kein einziger Theil derselben ein an sich nothwendiges Daseyn besizt.
Setzet dagegen: es gebe eine schlechthin nothwendige Weltursache ausser der Welt, so würde dieselbe als das
oberste
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der reinen Vernunft
der transſcendentalen Ideen.
Antitheſis.
Es exiſtirt uͤberall kein ſchlechthinnothwendiges Weſen, weder in der Welt, noch auſſer der Welt, als ihre Urſache.
Beweis.
Setzet: die Welt ſelber, oder in ihr, ſey ein noth- wendiges Weſen, ſo wuͤrde in der Reihe ihrer Veraͤnde- rungen, entweder ein Anfang ſeyn, der unbedingtnoth- wendig, mithin ohne Urſache waͤre, welches dem dynami- ſchen Geſetze der Beſtimmung aller Erſcheinungen in der Zeit widerſtreitet, oder die Reihe ſelbſt waͤre ohne allen Anfang, und, obgleich in allen ihren Theilen zufaͤllig und bedingt, im Ganzen dennoch ſchlechthinnothwendig und unbedingt, welches ſich ſelbſt widerſpricht; weil das Daſeyn einer Menge nicht nothwendig ſeyn kan, wenn kein einziger Theil derſelben ein an ſich nothwendiges Daſeyn beſizt.
Setzet dagegen: es gebe eine ſchlechthin nothwendige Welturſache auſſer der Welt, ſo wuͤrde dieſelbe als das
oberſte
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[[453]/0483]
der reinen Vernunft
der transſcendentalen Ideen.
Antitheſis.
Es exiſtirt uͤberall kein ſchlechthinnothwendiges
Weſen, weder in der Welt, noch auſſer der Welt, als
ihre Urſache.
Beweis.
Setzet: die Welt ſelber, oder in ihr, ſey ein noth-
wendiges Weſen, ſo wuͤrde in der Reihe ihrer Veraͤnde-
rungen, entweder ein Anfang ſeyn, der unbedingtnoth-
wendig, mithin ohne Urſache waͤre, welches dem dynami-
ſchen Geſetze der Beſtimmung aller Erſcheinungen in der Zeit
widerſtreitet, oder die Reihe ſelbſt waͤre ohne allen Anfang,
und, obgleich in allen ihren Theilen zufaͤllig und bedingt,
im Ganzen dennoch ſchlechthinnothwendig und unbedingt,
welches ſich ſelbſt widerſpricht; weil das Daſeyn einer
Menge nicht nothwendig ſeyn kan, wenn kein einziger
Theil derſelben ein an ſich nothwendiges Daſeyn beſizt.
Setzet dagegen: es gebe eine ſchlechthin nothwendige
Welturſache auſſer der Welt, ſo wuͤrde dieſelbe als das
oberſte
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. [453]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/483>, abgerufen am 22.11.2024.
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