daß doch diese nothwendige Ursache selbst zur Sinnenwelt gehörete. Nun ist dieses unmöglich. Denn, da der An- fang einer Zeitreihe nur durch dasienige, was der Zeit nach vorhergeht, bestimt werden kan: so muß die oberste Bedingung des Anfangs einer Reihe von Veränderungen in der Zeit existiren, da diese noch nicht war, (denn der Anfang ist ein Daseyn, vor welchem eine Zeit vorhergeht, darin das Ding, welches anfängt, noch nicht war). Also gehöret die Caussalität der nothwendigen Ursache der Verän- derungen, mithin auch die Ursache selbst, zu der Zeit, mithin zur Erscheinung (an welcher die Zeit allein als deren Form möglich ist), folglich kan sie von der Sinnenwelt, als dem Inbegriff aller Erscheinungen, nicht abgesondert gedacht werden. Also ist in der Welt selbst etwas Schlechthinnoth- wendiges enthalten (es mag nun dieses die ganze Welt- reihe selbst, oder ein Theil derselben seyn).
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daß doch dieſe nothwendige Urſache ſelbſt zur Sinnenwelt gehoͤrete. Nun iſt dieſes unmoͤglich. Denn, da der An- fang einer Zeitreihe nur durch dasienige, was der Zeit nach vorhergeht, beſtimt werden kan: ſo muß die oberſte Bedingung des Anfangs einer Reihe von Veraͤnderungen in der Zeit exiſtiren, da dieſe noch nicht war, (denn der Anfang iſt ein Daſeyn, vor welchem eine Zeit vorhergeht, darin das Ding, welches anfaͤngt, noch nicht war). Alſo gehoͤret die Cauſſalitaͤt der nothwendigen Urſache der Veraͤn- derungen, mithin auch die Urſache ſelbſt, zu der Zeit, mithin zur Erſcheinung (an welcher die Zeit allein als deren Form moͤglich iſt), folglich kan ſie von der Sinnenwelt, als dem Inbegriff aller Erſcheinungen, nicht abgeſondert gedacht werden. Alſo iſt in der Welt ſelbſt etwas Schlechthinnoth- wendiges enthalten (es mag nun dieſes die ganze Welt- reihe ſelbſt, oder ein Theil derſelben ſeyn).
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[[454]/0484]
daß doch dieſe nothwendige Urſache ſelbſt zur Sinnenwelt
gehoͤrete. Nun iſt dieſes unmoͤglich. Denn, da der An-
fang einer Zeitreihe nur durch dasienige, was der Zeit
nach vorhergeht, beſtimt werden kan: ſo muß die oberſte
Bedingung des Anfangs einer Reihe von Veraͤnderungen
in der Zeit exiſtiren, da dieſe noch nicht war, (denn der
Anfang iſt ein Daſeyn, vor welchem eine Zeit vorhergeht,
darin das Ding, welches anfaͤngt, noch nicht war). Alſo
gehoͤret die Cauſſalitaͤt der nothwendigen Urſache der Veraͤn-
derungen, mithin auch die Urſache ſelbſt, zu der Zeit, mithin
zur Erſcheinung (an welcher die Zeit allein als deren Form
moͤglich iſt), folglich kan ſie von der Sinnenwelt, als dem
Inbegriff aller Erſcheinungen, nicht abgeſondert gedacht
werden. Alſo iſt in der Welt ſelbſt etwas Schlechthinnoth-
wendiges enthalten (es mag nun dieſes die ganze Welt-
reihe ſelbſt, oder ein Theil derſelben ſeyn).
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Kant, Immanuel: Critik der reinen Vernunft. Riga, 1781, S. [454]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kant_rvernunft_1781/484>, abgerufen am 22.11.2024.
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