mehr thun wollen, als den Genuß eines flüchtigen Ohrenschmauses, welchen sie gab, ihr durch Gastfrei- heit und andere kleine Artigkeiten zu vergütigen. Es hielt also schwer, und äußerst schwer, daß sie von die- ser Sorge entladen wurde. Sie gab manchem ihrer großen Freunde ihren Wunsch in Versen zu erkennen, allein sie blieben taub. Ein berühmter Mechanikus, Namens Holefeld, welchem die kleine Tochter der Karschin sehr hoffnungsvoll schien, unternahm es, bei dem Hofrath und Doktor, Herrn Stahl, einen Versuch ihrentwegen zu machen. Dank sei seiner Asche! Auch Sulzer und mehrere edle Männer un- terstützten seinen Vorspruch bei dem menschenfreund- lichen Stahl. Dieser verehrungswürdige Reiche glaubte den Ueberschuß seines Vermögens nicht besser anwenden zu können, als wenn er den Armen Erleich- terung, und verlassenen Waisen Unterstützung wieder- fahren ließ. Leicht ward also sein für fremde Noth stets offenes Ohr gewonnen, und von ihm der Dich- terin die Last der Erziehung ihres Kindes abgenom- men. Für seinen wohlthätigen Vorschuß ward das Mädchen in die Kost der Realschule gegeben, wo man sie zur Religion, Ordnung und weiblichen Handar- beit fünf Jahre lang erzog.
Nun war die Dichterin völlig frei; ihre beiden Kin- der waren in Pflege und Aufsicht; und ihr blieb vor
mehr thun wollen, als den Genuß eines fluͤchtigen Ohrenſchmauſes, welchen ſie gab, ihr durch Gaſtfrei- heit und andere kleine Artigkeiten zu verguͤtigen. Es hielt alſo ſchwer, und aͤußerſt ſchwer, daß ſie von die- ſer Sorge entladen wurde. Sie gab manchem ihrer großen Freunde ihren Wunſch in Verſen zu erkennen, allein ſie blieben taub. Ein beruͤhmter Mechanikus, Namens Holefeld, welchem die kleine Tochter der Karſchin ſehr hoffnungsvoll ſchien, unternahm es, bei dem Hofrath und Doktor, Herrn Stahl, einen Verſuch ihrentwegen zu machen. Dank ſei ſeiner Aſche! Auch Sulzer und mehrere edle Maͤnner un- terſtuͤtzten ſeinen Vorſpruch bei dem menſchenfreund- lichen Stahl. Dieſer verehrungswuͤrdige Reiche glaubte den Ueberſchuß ſeines Vermoͤgens nicht beſſer anwenden zu koͤnnen, als wenn er den Armen Erleich- terung, und verlaſſenen Waiſen Unterſtuͤtzung wieder- fahren ließ. Leicht ward alſo ſein fuͤr fremde Noth ſtets offenes Ohr gewonnen, und von ihm der Dich- terin die Laſt der Erziehung ihres Kindes abgenom- men. Fuͤr ſeinen wohlthaͤtigen Vorſchuß ward das Maͤdchen in die Koſt der Realſchule gegeben, wo man ſie zur Religion, Ordnung und weiblichen Handar- beit fuͤnf Jahre lang erzog.
Nun war die Dichterin voͤllig frei; ihre beiden Kin- der waren in Pflege und Aufſicht; und ihr blieb vor
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mehr thun wollen, als den Genuß eines fluͤchtigen
Ohrenſchmauſes, welchen ſie gab, ihr durch Gaſtfrei-
heit und andere kleine Artigkeiten zu verguͤtigen. Es
hielt alſo ſchwer, und aͤußerſt ſchwer, daß ſie von die-
ſer Sorge entladen wurde. Sie gab manchem ihrer
großen Freunde ihren Wunſch in Verſen zu erkennen,
allein ſie blieben taub. Ein beruͤhmter Mechanikus,
Namens Holefeld, welchem die kleine Tochter der
Karſchin ſehr hoffnungsvoll ſchien, unternahm es,
bei dem Hofrath und Doktor, Herrn Stahl, einen
Verſuch ihrentwegen zu machen. Dank ſei ſeiner
Aſche! Auch Sulzer und mehrere edle Maͤnner un-
terſtuͤtzten ſeinen Vorſpruch bei dem menſchenfreund-
lichen Stahl. Dieſer verehrungswuͤrdige Reiche
glaubte den Ueberſchuß ſeines Vermoͤgens nicht beſſer
anwenden zu koͤnnen, als wenn er den Armen Erleich-
terung, und verlaſſenen Waiſen Unterſtuͤtzung wieder-
fahren ließ. Leicht ward alſo ſein fuͤr fremde Noth
ſtets offenes Ohr gewonnen, und von ihm der Dich-
terin die Laſt der Erziehung ihres Kindes abgenom-
men. Fuͤr ſeinen wohlthaͤtigen Vorſchuß ward das
Maͤdchen in die Koſt der Realſchule gegeben, wo man
ſie zur Religion, Ordnung und weiblichen Handar-
beit fuͤnf Jahre lang erzog.
Nun war die Dichterin voͤllig frei; ihre beiden Kin-
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/126>, abgerufen am 24.11.2024.
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