Und ich will mich von deinem Busen stehlen Des Morgens, wenn aus Lerchen-Kehlen Das erste Lied gen Himmel tönt; Ich will die schönsten Blumen pflücken Den kleinen Altar auszuschmücken, Den deine Mutter oft gekrönt Mit Rosen und mit Reben-Ranken; Dann wecket dich mein sanfter Kuß, Dann folgst du meinem Wink und kniest mit mir am Fuß Des Opfer-Heerdes, dem zu danken, Der alle Wesen kommen hieß, Und über unsern Häuptern Sonnen Und um uns her die Flur entstehen ließ, Und dich erschuf, den ich so zärtlich lieb gewonnen, Dich meines Herzens süßen Freund! Dann beten wir und loben mit einander Den guten Gott, der uns vereint, Und unser Lob steigt mit einander Wie zween Flammen hoch empor Und unser Lob erreicht sein Ohr!
Amariethe.
Und ich will mich von deinem Buſen ſtehlen Des Morgens, wenn aus Lerchen-Kehlen Das erſte Lied gen Himmel toͤnt; Ich will die ſchoͤnſten Blumen pfluͤcken Den kleinen Altar auszuſchmuͤcken, Den deine Mutter oft gekroͤnt Mit Roſen und mit Reben-Ranken; Dann wecket dich mein ſanfter Kuß, Dann folgſt du meinem Wink und knieſt mit mir am Fuß Des Opfer-Heerdes, dem zu danken, Der alle Weſen kommen hieß, Und uͤber unſern Haͤuptern Sonnen Und um uns her die Flur entſtehen ließ, Und dich erſchuf, den ich ſo zaͤrtlich lieb gewonnen, Dich meines Herzens ſuͤßen Freund! Dann beten wir und loben mit einander Den guten Gott, der uns vereint, Und unſer Lob ſteigt mit einander Wie zween Flammen hoch empor Und unſer Lob erreicht ſein Ohr!
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Amariethe.
Und ich will mich von deinem Buſen ſtehlen
Des Morgens, wenn aus Lerchen-Kehlen
Das erſte Lied gen Himmel toͤnt;
Ich will die ſchoͤnſten Blumen pfluͤcken
Den kleinen Altar auszuſchmuͤcken,
Den deine Mutter oft gekroͤnt
Mit Roſen und mit Reben-Ranken;
Dann wecket dich mein ſanfter Kuß,
Dann folgſt du meinem Wink und knieſt mit mir
am Fuß
Des Opfer-Heerdes, dem zu danken,
Der alle Weſen kommen hieß,
Und uͤber unſern Haͤuptern Sonnen
Und um uns her die Flur entſtehen ließ,
Und dich erſchuf, den ich ſo zaͤrtlich lieb gewonnen,
Dich meines Herzens ſuͤßen Freund!
Dann beten wir und loben mit einander
Den guten Gott, der uns vereint,
Und unſer Lob ſteigt mit einander
Wie zween Flammen hoch empor
Und unſer Lob erreicht ſein Ohr!
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Karsch, Anna Luise: Gedichte. Berlin, 1792, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/karsch_gedichte_1792/438>, abgerufen am 22.11.2024.
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