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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854.

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Andere ist in einer anständigen Gesellschaft aus¬
zurotten."

So speculirte Heinrich in der Finsterniß seines
Postwagens; er vergaß indessen eine Hauptsache,
nämlich daß seine anständigen und unanständigen
Leiden manchmal so durcheinander gemischt und
mit Schuld und Unschuld so durchwebt sind, daß
ein eigener Linne nöthig wäre, sie einzureihen,
und gerade für den Aesthetiker könnten bei un¬
vorsichtigem Aufräumen die seltensten Exemplare
verloren gehen.


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Andere iſt in einer anſtaͤndigen Geſellſchaft aus¬
zurotten.«

So ſpeculirte Heinrich in der Finſterniß ſeines
Poſtwagens; er vergaß indeſſen eine Hauptſache,
naͤmlich daß ſeine anſtaͤndigen und unanſtaͤndigen
Leiden manchmal ſo durcheinander gemiſcht und
mit Schuld und Unſchuld ſo durchwebt ſind, daß
ein eigener Linné noͤthig waͤre, ſie einzureihen,
und gerade fuͤr den Aeſthetiker koͤnnten bei un¬
vorſichtigem Aufraͤumen die ſeltenſten Exemplare
verloren gehen.


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[51/0065] Andere iſt in einer anſtaͤndigen Geſellſchaft aus¬ zurotten.« So ſpeculirte Heinrich in der Finſterniß ſeines Poſtwagens; er vergaß indeſſen eine Hauptſache, naͤmlich daß ſeine anſtaͤndigen und unanſtaͤndigen Leiden manchmal ſo durcheinander gemiſcht und mit Schuld und Unſchuld ſo durchwebt ſind, daß ein eigener Linné noͤthig waͤre, ſie einzureihen, und gerade fuͤr den Aeſthetiker koͤnnten bei un¬ vorſichtigem Aufraͤumen die ſeltenſten Exemplare verloren gehen. 4 *

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 1. Braunschweig, 1854, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich01_1854/65>, abgerufen am 21.11.2024.