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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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Viertes Kapitel.

Das zweite Jahr ging seinem Ende entgegen,
seit Heinrich in der deutschen Hauptstadt, dem
Sitze eines vielseitigen Kunst-, Gelehrten- und
Volkslebens, sich aufhielt, mitten in einem Zu¬
sammenflusse von Fremden aller Gegenden in und
außer Deutschland. Er hatte längst sein Sam¬
metbaret und den beschnürten grünen Rock abge¬
legt und ging in schlichten Kleidern und mit einem
Hute, der nur durch etwas breitere Krämpen und
durch die sorglose Art, mit welcher er behandelt
und getragen wurde, den Künstler bezeichnete.
Aber desto tiefer hatte sich der inwendige grüne
Heinrich das Baretchen in die Augen gezogen und
in das närrische Röckchen eingeknöpft, und wenn
unser Held in der großen Stadt rasch die Frei¬
heit und Sicherheit der äußerlichen Bewegung

Viertes Kapitel.

Das zweite Jahr ging ſeinem Ende entgegen,
ſeit Heinrich in der deutſchen Hauptſtadt, dem
Sitze eines vielſeitigen Kunſt-, Gelehrten- und
Volkslebens, ſich aufhielt, mitten in einem Zu¬
ſammenfluſſe von Fremden aller Gegenden in und
außer Deutſchland. Er hatte laͤngſt ſein Sam¬
metbaret und den beſchnuͤrten gruͤnen Rock abge¬
legt und ging in ſchlichten Kleidern und mit einem
Hute, der nur durch etwas breitere Kraͤmpen und
durch die ſorgloſe Art, mit welcher er behandelt
und getragen wurde, den Kuͤnſtler bezeichnete.
Aber deſto tiefer hatte ſich der inwendige gruͤne
Heinrich das Baretchen in die Augen gezogen und
in das naͤrriſche Roͤckchen eingeknoͤpft, und wenn
unſer Held in der großen Stadt raſch die Frei¬
heit und Sicherheit der aͤußerlichen Bewegung

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[0184] Viertes Kapitel. Das zweite Jahr ging ſeinem Ende entgegen, ſeit Heinrich in der deutſchen Hauptſtadt, dem Sitze eines vielſeitigen Kunſt-, Gelehrten- und Volkslebens, ſich aufhielt, mitten in einem Zu¬ ſammenfluſſe von Fremden aller Gegenden in und außer Deutſchland. Er hatte laͤngſt ſein Sam¬ metbaret und den beſchnuͤrten gruͤnen Rock abge¬ legt und ging in ſchlichten Kleidern und mit einem Hute, der nur durch etwas breitere Kraͤmpen und durch die ſorgloſe Art, mit welcher er behandelt und getragen wurde, den Kuͤnſtler bezeichnete. Aber deſto tiefer hatte ſich der inwendige gruͤne Heinrich das Baretchen in die Augen gezogen und in das naͤrriſche Roͤckchen eingeknoͤpft, und wenn unſer Held in der großen Stadt raſch die Frei¬ heit und Sicherheit der aͤußerlichen Bewegung

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/184>, abgerufen am 21.11.2024.