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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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den Bauern Witzbolde und Spekulanten. Wenn
nun die Drei so oft hören mußten, wie die Nord¬
männer die Süddeutschen für einfältige Leutchen,
für eine Art gemüthlicher Duseler ausgaben, und
diese ihre nordischen Brüder hinter dem Rücken
anmaßende Schwätzer und unerträgliche Prahl¬
hänse schalten, so schnitt ihnen dies widerliche
Schauspiel in's Herz, weil sie gekommen waren,
den Herd des guten lebendigen deutschen Geistes
zu finden und nun eine große Waschküche voll
unnützen Geplauders zu sehen glaubten.

Wie es Fremdlingen oft zu ergehen pflegt,
welche in einem Lande oder in einer Stadt im
Genusse des Gastrechtes zusammentreffen, daß sie,
dasselbe übel vergeltend, Geist und Sitten, welche
sie vorfinden, mit der entfernten Heimath ver¬
gleichen und sich in gemeinsamem Tadel auf
Kosten des gastlichen Landes einigen, übertrieben
auch die drei Freunde vielfach ihren Tadel, nach¬
dem sie einmal den Schmerz einer großen Ent¬
täuschung empfunden zu haben glaubten, und sie
redeten sich oft in einen großen Zorn hinein und
sagten Deutschland feierlich ab. Erikson sagte,

III. 14

den Bauern Witzbolde und Spekulanten. Wenn
nun die Drei ſo oft hoͤren mußten, wie die Nord¬
maͤnner die Suͤddeutſchen fuͤr einfaͤltige Leutchen,
fuͤr eine Art gemuͤthlicher Duſeler ausgaben, und
dieſe ihre nordiſchen Bruͤder hinter dem Ruͤcken
anmaßende Schwaͤtzer und unertraͤgliche Prahl¬
haͤnſe ſchalten, ſo ſchnitt ihnen dies widerliche
Schauſpiel in's Herz, weil ſie gekommen waren,
den Herd des guten lebendigen deutſchen Geiſtes
zu finden und nun eine große Waſchkuͤche voll
unnuͤtzen Geplauders zu ſehen glaubten.

Wie es Fremdlingen oft zu ergehen pflegt,
welche in einem Lande oder in einer Stadt im
Genuſſe des Gaſtrechtes zuſammentreffen, daß ſie,
daſſelbe uͤbel vergeltend, Geiſt und Sitten, welche
ſie vorfinden, mit der entfernten Heimath ver¬
gleichen und ſich in gemeinſamem Tadel auf
Koſten des gaſtlichen Landes einigen, uͤbertrieben
auch die drei Freunde vielfach ihren Tadel, nach¬
dem ſie einmal den Schmerz einer großen Ent¬
taͤuſchung empfunden zu haben glaubten, und ſie
redeten ſich oft in einen großen Zorn hinein und
ſagten Deutſchland feierlich ab. Erikſon ſagte,

III. 14
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[209/0219] den Bauern Witzbolde und Spekulanten. Wenn nun die Drei ſo oft hoͤren mußten, wie die Nord¬ maͤnner die Suͤddeutſchen fuͤr einfaͤltige Leutchen, fuͤr eine Art gemuͤthlicher Duſeler ausgaben, und dieſe ihre nordiſchen Bruͤder hinter dem Ruͤcken anmaßende Schwaͤtzer und unertraͤgliche Prahl¬ haͤnſe ſchalten, ſo ſchnitt ihnen dies widerliche Schauſpiel in's Herz, weil ſie gekommen waren, den Herd des guten lebendigen deutſchen Geiſtes zu finden und nun eine große Waſchkuͤche voll unnuͤtzen Geplauders zu ſehen glaubten. Wie es Fremdlingen oft zu ergehen pflegt, welche in einem Lande oder in einer Stadt im Genuſſe des Gaſtrechtes zuſammentreffen, daß ſie, daſſelbe uͤbel vergeltend, Geiſt und Sitten, welche ſie vorfinden, mit der entfernten Heimath ver¬ gleichen und ſich in gemeinſamem Tadel auf Koſten des gaſtlichen Landes einigen, uͤbertrieben auch die drei Freunde vielfach ihren Tadel, nach¬ dem ſie einmal den Schmerz einer großen Ent¬ taͤuſchung empfunden zu haben glaubten, und ſie redeten ſich oft in einen großen Zorn hinein und ſagten Deutſchland feierlich ab. Erikſon ſagte, III. 14

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/219>, abgerufen am 24.11.2024.