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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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Nun öffneten sich endlich die Thüren und die
Trompeter und Pauker, welche klangvoll erschie¬
nen, verbargen in ihrer Breite den hinter ihnen
anschwellenden Zug, so daß man ungeduldig
harrte, bis sie weiter vorgeschritten und der reichen
Entfaltung Raum gaben. Ihnen folgten zwei
Zugführer mit dem alten Wappen von Nürnberg,
dem Jungfernadler auf den weißen und rothen
Wappenröcken, und hinter ihnen schritt schlank
und zierlich einher, in dieselben Farben gekleidet,
aber mit einem mächtigen Laubkranze auf dem
Kopfe, der Zunftführer, welcher der stattlichen
Zunft der Meistersänger voranging mit seinem
goldenen Stabe. Alle bekränzt, ging jetzt die
gute Schaar der nürnbergischen Meistersänger da¬
her mit ihrer Spruchtafel, die Jugend, in welcher
noch das abenteuernde Wanderblut wallte, voran
in kurzer Tracht mit der Zither auf dem Rücken;
dann aber folgten die Alten, um den ehrwürdigen
Hans Sachs gesellet; dieser stellte sich dar in
dunkelfarbigem Pelzmantel, ehrbar und stattlich
wie ein wohlgelungenes Leben und doch mit dem
Sonnenschein ewiger Jugend um das weiße Haupt.

Nun oͤffneten ſich endlich die Thuͤren und die
Trompeter und Pauker, welche klangvoll erſchie¬
nen, verbargen in ihrer Breite den hinter ihnen
anſchwellenden Zug, ſo daß man ungeduldig
harrte, bis ſie weiter vorgeſchritten und der reichen
Entfaltung Raum gaben. Ihnen folgten zwei
Zugfuͤhrer mit dem alten Wappen von Nuͤrnberg,
dem Jungfernadler auf den weißen und rothen
Wappenroͤcken, und hinter ihnen ſchritt ſchlank
und zierlich einher, in dieſelben Farben gekleidet,
aber mit einem maͤchtigen Laubkranze auf dem
Kopfe, der Zunftfuͤhrer, welcher der ſtattlichen
Zunft der Meiſterſaͤnger voranging mit ſeinem
goldenen Stabe. Alle bekraͤnzt, ging jetzt die
gute Schaar der nuͤrnbergiſchen Meiſterſaͤnger da¬
her mit ihrer Spruchtafel, die Jugend, in welcher
noch das abenteuernde Wanderblut wallte, voran
in kurzer Tracht mit der Zither auf dem Ruͤcken;
dann aber folgten die Alten, um den ehrwuͤrdigen
Hans Sachs geſellet; dieſer ſtellte ſich dar in
dunkelfarbigem Pelzmantel, ehrbar und ſtattlich
wie ein wohlgelungenes Leben und doch mit dem
Sonnenſchein ewiger Jugend um das weiße Haupt.

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[237/0247] Nun oͤffneten ſich endlich die Thuͤren und die Trompeter und Pauker, welche klangvoll erſchie¬ nen, verbargen in ihrer Breite den hinter ihnen anſchwellenden Zug, ſo daß man ungeduldig harrte, bis ſie weiter vorgeſchritten und der reichen Entfaltung Raum gaben. Ihnen folgten zwei Zugfuͤhrer mit dem alten Wappen von Nuͤrnberg, dem Jungfernadler auf den weißen und rothen Wappenroͤcken, und hinter ihnen ſchritt ſchlank und zierlich einher, in dieſelben Farben gekleidet, aber mit einem maͤchtigen Laubkranze auf dem Kopfe, der Zunftfuͤhrer, welcher der ſtattlichen Zunft der Meiſterſaͤnger voranging mit ſeinem goldenen Stabe. Alle bekraͤnzt, ging jetzt die gute Schaar der nuͤrnbergiſchen Meiſterſaͤnger da¬ her mit ihrer Spruchtafel, die Jugend, in welcher noch das abenteuernde Wanderblut wallte, voran in kurzer Tracht mit der Zither auf dem Ruͤcken; dann aber folgten die Alten, um den ehrwuͤrdigen Hans Sachs geſellet; dieſer ſtellte ſich dar in dunkelfarbigem Pelzmantel, ehrbar und ſtattlich wie ein wohlgelungenes Leben und doch mit dem Sonnenſchein ewiger Jugend um das weiße Haupt.

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/247>, abgerufen am 25.11.2024.