wie die blaue Grotte, außergewöhnliche Wolken¬ erscheinungen, Vesuvausbrüche, glühende Lava¬ bäche u. s. w. enthielten. Dann zeigte er mir noch im andern Zimmer seine gegenwärtige Ar¬ beit, ein größeres Bild auf einer Staffelei, wel¬ ches den Garten der Villa d'Este vorstellte. Dunkle Riesencypressen ragten aus flatternden Reben und Lorbeerbüschen, aus Marmorbrunnen und blumigen Geländern, an welchen eine einzige Figur, Ariost, lehnte, in schwarzem ritterlichen Kleide, den Degen an der Seite. Im Mittel¬ grunde zogen sich Häuser und Bäume von Ti¬ voli hin, von Duft umhüllt, und darüber hinweg dehnte sich das weite Feld, vom Purpur des Abends übergossen, in welchem am äußersten Ho¬ rizonte die Peterkuppel auftauchte.
"Genug für heute!" sagte Römer, "kommen Sie öfter zu mir, alle Tage, wenn Sie Lust ha¬ ben; bringen Sie mir Ihre Sachen mit, vielleicht kann ich Ihnen Dies und Jenes zum Copiren mitgeben, damit Sie eine leichtere und zweckmä¬ ßigere Technik erlangen!"
Mit der dankbarsten Verehrung verabschiedete
wie die blaue Grotte, außergewoͤhnliche Wolken¬ erſcheinungen, Veſuvausbruͤche, gluͤhende Lava¬ baͤche u. ſ. w. enthielten. Dann zeigte er mir noch im andern Zimmer ſeine gegenwaͤrtige Ar¬ beit, ein groͤßeres Bild auf einer Staffelei, wel¬ ches den Garten der Villa d'Eſte vorſtellte. Dunkle Rieſencypreſſen ragten aus flatternden Reben und Lorbeerbuͤſchen, aus Marmorbrunnen und blumigen Gelaͤndern, an welchen eine einzige Figur, Arioſt, lehnte, in ſchwarzem ritterlichen Kleide, den Degen an der Seite. Im Mittel¬ grunde zogen ſich Haͤuſer und Baͤume von Ti¬ voli hin, von Duft umhuͤllt, und daruͤber hinweg dehnte ſich das weite Feld, vom Purpur des Abends uͤbergoſſen, in welchem am aͤußerſten Ho¬ rizonte die Peterkuppel auftauchte.
»Genug fuͤr heute!« ſagte Roͤmer, »kommen Sie oͤfter zu mir, alle Tage, wenn Sie Luſt ha¬ ben; bringen Sie mir Ihre Sachen mit, vielleicht kann ich Ihnen Dies und Jenes zum Copiren mitgeben, damit Sie eine leichtere und zweckmaͤ¬ ßigere Technik erlangen!«
Mit der dankbarſten Verehrung verabſchiedete
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0030"n="20"/>
wie die blaue Grotte, außergewoͤhnliche Wolken¬<lb/>
erſcheinungen, Veſuvausbruͤche, gluͤhende Lava¬<lb/>
baͤche u. ſ. w. enthielten. Dann zeigte er mir<lb/>
noch im andern Zimmer ſeine gegenwaͤrtige Ar¬<lb/>
beit, ein groͤßeres Bild auf einer Staffelei, wel¬<lb/>
ches den Garten der Villa d'Eſte vorſtellte.<lb/>
Dunkle Rieſencypreſſen ragten aus flatternden<lb/>
Reben und Lorbeerbuͤſchen, aus Marmorbrunnen<lb/>
und blumigen Gelaͤndern, an welchen eine einzige<lb/>
Figur, Arioſt, lehnte, in ſchwarzem ritterlichen<lb/>
Kleide, den Degen an der Seite. Im Mittel¬<lb/>
grunde zogen ſich Haͤuſer und Baͤume von Ti¬<lb/>
voli hin, von Duft umhuͤllt, und daruͤber hinweg<lb/>
dehnte ſich das weite Feld, vom Purpur des<lb/>
Abends uͤbergoſſen, in welchem am aͤußerſten Ho¬<lb/>
rizonte die Peterkuppel auftauchte.</p><lb/><p>»Genug fuͤr heute!« ſagte Roͤmer, »kommen<lb/>
Sie oͤfter zu mir, alle Tage, wenn Sie Luſt ha¬<lb/>
ben; bringen Sie mir Ihre Sachen mit, vielleicht<lb/>
kann ich Ihnen Dies und Jenes zum Copiren<lb/>
mitgeben, damit Sie eine leichtere und zweckmaͤ¬<lb/>
ßigere Technik erlangen!«</p><lb/><p>Mit der dankbarſten Verehrung verabſchiedete<lb/></p></div></body></text></TEI>
[20/0030]
wie die blaue Grotte, außergewoͤhnliche Wolken¬
erſcheinungen, Veſuvausbruͤche, gluͤhende Lava¬
baͤche u. ſ. w. enthielten. Dann zeigte er mir
noch im andern Zimmer ſeine gegenwaͤrtige Ar¬
beit, ein groͤßeres Bild auf einer Staffelei, wel¬
ches den Garten der Villa d'Eſte vorſtellte.
Dunkle Rieſencypreſſen ragten aus flatternden
Reben und Lorbeerbuͤſchen, aus Marmorbrunnen
und blumigen Gelaͤndern, an welchen eine einzige
Figur, Arioſt, lehnte, in ſchwarzem ritterlichen
Kleide, den Degen an der Seite. Im Mittel¬
grunde zogen ſich Haͤuſer und Baͤume von Ti¬
voli hin, von Duft umhuͤllt, und daruͤber hinweg
dehnte ſich das weite Feld, vom Purpur des
Abends uͤbergoſſen, in welchem am aͤußerſten Ho¬
rizonte die Peterkuppel auftauchte.
»Genug fuͤr heute!« ſagte Roͤmer, »kommen
Sie oͤfter zu mir, alle Tage, wenn Sie Luſt ha¬
ben; bringen Sie mir Ihre Sachen mit, vielleicht
kann ich Ihnen Dies und Jenes zum Copiren
mitgeben, damit Sie eine leichtere und zweckmaͤ¬
ßigere Technik erlangen!«
Mit der dankbarſten Verehrung verabſchiedete
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/30>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.