daß er sich durch Leidenschaftlichkeit verwirren wollte.
Gegenüber an dem großen Tische saß Agnes, welche den grünen Heinrich ängstlich bei sich fest¬ hielt, da er Ferdinand's Freund und das einzige Band war, welches sie mit diesem Ungetreuen einigermaßen zusammenhielt. Alles freute und er¬ götzte sich, klang und jubelte in gewichtiger rau¬ schender Pracht um sie her, nur sie allein ver¬ [z]ehrte sich in ungestillter Begierde. Die Nacht näherte sich ihrem Ende, und statt die gehoffte Liebesentscheidung zu bringen, sah sie ihr Glück deutlich entfliehen.
In der schmerzlichsten Aufregung verlangte sie wieder zu tanzen und zog Heinrich fort. Die¬ ser berauschte sich, indem er sie zum Tanze um¬ fing, an ihrem Anblick; ein heftiges Begehren wallte durch seinen ganzen Körper, daß der äußerste Zipfel an seiner grünen Kappe erzitterte und die Schelle daran leise erklang. Als aber Agnes plötzlich anhielt, ihm die Hand auf die Schulter legte und leidenschaftlich schmeichelnd bat, er möchte doch sogleich hingehen und Ferdi¬
daß er ſich durch Leidenſchaftlichkeit verwirren wollte.
Gegenuͤber an dem großen Tiſche ſaß Agnes, welche den gruͤnen Heinrich aͤngſtlich bei ſich feſt¬ hielt, da er Ferdinand's Freund und das einzige Band war, welches ſie mit dieſem Ungetreuen einigermaßen zuſammenhielt. Alles freute und er¬ goͤtzte ſich, klang und jubelte in gewichtiger rau¬ ſchender Pracht um ſie her, nur ſie allein ver¬ [z]ehrte ſich in ungeſtillter Begierde. Die Nacht naͤherte ſich ihrem Ende, und ſtatt die gehoffte Liebesentſcheidung zu bringen, ſah ſie ihr Gluͤck deutlich entfliehen.
In der ſchmerzlichſten Aufregung verlangte ſie wieder zu tanzen und zog Heinrich fort. Die¬ ſer berauſchte ſich, indem er ſie zum Tanze um¬ fing, an ihrem Anblick; ein heftiges Begehren wallte durch ſeinen ganzen Koͤrper, daß der aͤußerſte Zipfel an ſeiner gruͤnen Kappe erzitterte und die Schelle daran leiſe erklang. Als aber Agnes ploͤtzlich anhielt, ihm die Hand auf die Schulter legte und leidenſchaftlich ſchmeichelnd bat, er moͤchte doch ſogleich hingehen und Ferdi¬
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daß er ſich durch Leidenſchaftlichkeit verwirren
wollte.
Gegenuͤber an dem großen Tiſche ſaß Agnes,
welche den gruͤnen Heinrich aͤngſtlich bei ſich feſt¬
hielt, da er Ferdinand's Freund und das einzige
Band war, welches ſie mit dieſem Ungetreuen
einigermaßen zuſammenhielt. Alles freute und er¬
goͤtzte ſich, klang und jubelte in gewichtiger rau¬
ſchender Pracht um ſie her, nur ſie allein ver¬
zehrte ſich in ungeſtillter Begierde. Die Nacht
naͤherte ſich ihrem Ende, und ſtatt die gehoffte
Liebesentſcheidung zu bringen, ſah ſie ihr Gluͤck
deutlich entfliehen.
In der ſchmerzlichſten Aufregung verlangte
ſie wieder zu tanzen und zog Heinrich fort. Die¬
ſer berauſchte ſich, indem er ſie zum Tanze um¬
fing, an ihrem Anblick; ein heftiges Begehren
wallte durch ſeinen ganzen Koͤrper, daß der
aͤußerſte Zipfel an ſeiner gruͤnen Kappe erzitterte
und die Schelle daran leiſe erklang. Als aber
Agnes ploͤtzlich anhielt, ihm die Hand auf die
Schulter legte und leidenſchaftlich ſchmeichelnd
bat, er moͤchte doch ſogleich hingehen und Ferdi¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/306>, abgerufen am 22.11.2024.
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