ganz und trieb ihn demgemäß zum Handeln. Er nahm sich also äußerlich zusammen, da er in sei¬ ner Thorheit seiner Sache sicher zu sein glaubte, und beobachtete Rosalien mit mehr Ruhe, um den günstigen Augenblick zu finden, sie allein zu sehen.
Rosalie schien ihn hierin zu unterstützen; denn er bemerkte, daß sie mehrmals allein wegging auf eine Weise, als ob sie wünsche, daß Jemand ihr folge und sie aufsuche.
Sie hatte Spiel, Schmuck und Ferdinand vergessen und war jetzt mit einem anderen Ge¬ danken beschäftigt, und dieser Gedanke röthete ihre Wangen und entfachte ihre Augen in holder Gluth. Sie wünschte, daß Erikson sie suchte und allein spräche, ohne daß sie ihn geradezu auffor¬ derte. Aber dieser merkte von allem nichts, und anstatt daß er selber auf den Gedanken kam, den er vielmehr beinahe scheute, wie eine gefährliche Ent¬ scheidung, beobachtete er Ferdinand, der sich nun ruhiger hielt, und glich einem Jäger, der nach einer anderen Seite sieht, wo er etwa einen Fuchs
ganz und trieb ihn demgemaͤß zum Handeln. Er nahm ſich alſo aͤußerlich zuſammen, da er in ſei¬ ner Thorheit ſeiner Sache ſicher zu ſein glaubte, und beobachtete Roſalien mit mehr Ruhe, um den guͤnſtigen Augenblick zu finden, ſie allein zu ſehen.
Roſalie ſchien ihn hierin zu unterſtuͤtzen; denn er bemerkte, daß ſie mehrmals allein wegging auf eine Weiſe, als ob ſie wuͤnſche, daß Jemand ihr folge und ſie aufſuche.
Sie hatte Spiel, Schmuck und Ferdinand vergeſſen und war jetzt mit einem anderen Ge¬ danken beſchaͤftigt, und dieſer Gedanke roͤthete ihre Wangen und entfachte ihre Augen in holder Gluth. Sie wuͤnſchte, daß Erikſon ſie ſuchte und allein ſpraͤche, ohne daß ſie ihn geradezu auffor¬ derte. Aber dieſer merkte von allem nichts, und anſtatt daß er ſelber auf den Gedanken kam, den er vielmehr beinahe ſcheute, wie eine gefaͤhrliche Ent¬ ſcheidung, beobachtete er Ferdinand, der ſich nun ruhiger hielt, und glich einem Jaͤger, der nach einer anderen Seite ſieht, wo er etwa einen Fuchs
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ganz und trieb ihn demgemaͤß zum Handeln. Er
nahm ſich alſo aͤußerlich zuſammen, da er in ſei¬
ner Thorheit ſeiner Sache ſicher zu ſein glaubte,
und beobachtete Roſalien mit mehr Ruhe, um
den guͤnſtigen Augenblick zu finden, ſie allein zu
ſehen.
Roſalie ſchien ihn hierin zu unterſtuͤtzen; denn
er bemerkte, daß ſie mehrmals allein wegging
auf eine Weiſe, als ob ſie wuͤnſche, daß Jemand
ihr folge und ſie aufſuche.
Sie hatte Spiel, Schmuck und Ferdinand
vergeſſen und war jetzt mit einem anderen Ge¬
danken beſchaͤftigt, und dieſer Gedanke roͤthete
ihre Wangen und entfachte ihre Augen in holder
Gluth. Sie wuͤnſchte, daß Erikſon ſie ſuchte und
allein ſpraͤche, ohne daß ſie ihn geradezu auffor¬
derte. Aber dieſer merkte von allem nichts, und
anſtatt daß er ſelber auf den Gedanken kam, den
er vielmehr beinahe ſcheute, wie eine gefaͤhrliche Ent¬
ſcheidung, beobachtete er Ferdinand, der ſich nun
ruhiger hielt, und glich einem Jaͤger, der nach
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/338>, abgerufen am 22.11.2024.
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