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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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lichen Beschaffenheit und Ueberzeugung heraus
gehandelt hat und darüber traurig ist, daß er
keinen Anklang findet. Dann ging er ohne ein
Wort zu sagen langsam aus dem Zimmer.

Rosalie schaute ihm nach, und während sie
aufathmend sich auf ein Sopha warf, mischte sich
in den freundlichen Spott, den sie empfand, doch
ein geheimstes bedauerndes Gefühl, daß ihr Wohl¬
wollen nicht etwas der Art sein dürfe, für was
Lys es gehalten wissen wollte.

Inzwischen hatte Erikson endlich ihre und
Ferdinand's gleichzeitige Abwesenheit entdeckt und
da er Rosalien zu sehr ehrte und liebte in seiner
breiten Brust, um sie genauer zu kennen, und
auch ein ziemlicher Neuling in dieser Lage war,
so verließ ihn plötzlich sein bisheriges Phlegma
und er gerieth in die heftigste Aufregung.

Die abenteuerlichsten und graulichsten Ge¬
schichten von der geheimen Verworfenheit und
Schwachheit der Weiber, welche er in Schenken
und Männergesellschaften gehört, fuhren ihm wie
Gespenster durch den Kopf, die wunderlichsten
Eroberungen und Ueberrumpelungen durch kühne

lichen Beſchaffenheit und Ueberzeugung heraus
gehandelt hat und daruͤber traurig iſt, daß er
keinen Anklang findet. Dann ging er ohne ein
Wort zu ſagen langſam aus dem Zimmer.

Roſalie ſchaute ihm nach, und waͤhrend ſie
aufathmend ſich auf ein Sopha warf, miſchte ſich
in den freundlichen Spott, den ſie empfand, doch
ein geheimſtes bedauerndes Gefuͤhl, daß ihr Wohl¬
wollen nicht etwas der Art ſein duͤrfe, fuͤr was
Lys es gehalten wiſſen wollte.

Inzwiſchen hatte Erikſon endlich ihre und
Ferdinand's gleichzeitige Abweſenheit entdeckt und
da er Roſalien zu ſehr ehrte und liebte in ſeiner
breiten Bruſt, um ſie genauer zu kennen, und
auch ein ziemlicher Neuling in dieſer Lage war,
ſo verließ ihn ploͤtzlich ſein bisheriges Phlegma
und er gerieth in die heftigſte Aufregung.

Die abenteuerlichſten und graulichſten Ge¬
ſchichten von der geheimen Verworfenheit und
Schwachheit der Weiber, welche er in Schenken
und Maͤnnergeſellſchaften gehoͤrt, fuhren ihm wie
Geſpenſter durch den Kopf, die wunderlichſten
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[333/0343] lichen Beſchaffenheit und Ueberzeugung heraus gehandelt hat und daruͤber traurig iſt, daß er keinen Anklang findet. Dann ging er ohne ein Wort zu ſagen langſam aus dem Zimmer. Roſalie ſchaute ihm nach, und waͤhrend ſie aufathmend ſich auf ein Sopha warf, miſchte ſich in den freundlichen Spott, den ſie empfand, doch ein geheimſtes bedauerndes Gefuͤhl, daß ihr Wohl¬ wollen nicht etwas der Art ſein duͤrfe, fuͤr was Lys es gehalten wiſſen wollte. Inzwiſchen hatte Erikſon endlich ihre und Ferdinand's gleichzeitige Abweſenheit entdeckt und da er Roſalien zu ſehr ehrte und liebte in ſeiner breiten Bruſt, um ſie genauer zu kennen, und auch ein ziemlicher Neuling in dieſer Lage war, ſo verließ ihn ploͤtzlich ſein bisheriges Phlegma und er gerieth in die heftigſte Aufregung. Die abenteuerlichſten und graulichſten Ge¬ ſchichten von der geheimen Verworfenheit und Schwachheit der Weiber, welche er in Schenken und Maͤnnergeſellſchaften gehoͤrt, fuhren ihm wie Geſpenſter durch den Kopf, die wunderlichſten Eroberungen und Ueberrumpelungen durch kuͤhne

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/343>, abgerufen am 22.11.2024.