eine Königin hätte treten müssen, und er doch mit Ruhe und Unbefangenheit ankommen wollte.
So gelangte er an einem schönen Junimor¬ gen in die alte schöne Stadt Basel und sah den Rhein wieder fließen, vorüber an dem alten Münster. Schon alle Straßen, die nach der Stadt führten, waren mit Tausenden von Fuhr¬ werken und Wagen bedeckt, welche eine unzählige Menschenmenge aus allen Gauen, sowie aus dem Französischen und Deutschen nach Basel tru¬ gen; die Stadt selbst aber war ganz mit Grün bedeckt und mit roth und weißen Tüchern, Flag¬ gen und Fahnen, die von allen Thürmen wehten. Denn es wurde heute die vierhundertjährige Jubelfeier der Schlacht bei St. Jakob an der Birs begangen, wo tausend Eidgenossen zehntau¬ send Feinde todtschlugen und deren vierzigtausend von den Landesgränzen abhielten durch den eige¬ nen Opfertod, während im Schooße des Vater¬ landes der Bürgerkrieg wüthete. Am gleichen Tage ward auch das große eidgenössische Schü¬ tzenfest eröffnet, welches alle zwei Jahre wieder¬ kehrt und dazumal in Basel den höchsten bishe¬
eine Koͤnigin haͤtte treten muͤſſen, und er doch mit Ruhe und Unbefangenheit ankommen wollte.
So gelangte er an einem ſchoͤnen Junimor¬ gen in die alte ſchoͤne Stadt Baſel und ſah den Rhein wieder fließen, voruͤber an dem alten Muͤnſter. Schon alle Straßen, die nach der Stadt fuͤhrten, waren mit Tauſenden von Fuhr¬ werken und Wagen bedeckt, welche eine unzaͤhlige Menſchenmenge aus allen Gauen, ſowie aus dem Franzoͤſiſchen und Deutſchen nach Baſel tru¬ gen; die Stadt ſelbſt aber war ganz mit Gruͤn bedeckt und mit roth und weißen Tuͤchern, Flag¬ gen und Fahnen, die von allen Thuͤrmen wehten. Denn es wurde heute die vierhundertjaͤhrige Jubelfeier der Schlacht bei St. Jakob an der Birs begangen, wo tauſend Eidgenoſſen zehntau¬ ſend Feinde todtſchlugen und deren vierzigtauſend von den Landesgraͤnzen abhielten durch den eige¬ nen Opfertod, waͤhrend im Schooße des Vater¬ landes der Buͤrgerkrieg wuͤthete. Am gleichen Tage ward auch das große eidgenoͤſſiſche Schuͤ¬ tzenfeſt eroͤffnet, welches alle zwei Jahre wieder¬ kehrt und dazumal in Baſel den hoͤchſten bishe¬
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eine Koͤnigin haͤtte treten muͤſſen, und er doch
mit Ruhe und Unbefangenheit ankommen wollte.
So gelangte er an einem ſchoͤnen Junimor¬
gen in die alte ſchoͤne Stadt Baſel und ſah den
Rhein wieder fließen, voruͤber an dem alten
Muͤnſter. Schon alle Straßen, die nach der
Stadt fuͤhrten, waren mit Tauſenden von Fuhr¬
werken und Wagen bedeckt, welche eine unzaͤhlige
Menſchenmenge aus allen Gauen, ſowie aus
dem Franzoͤſiſchen und Deutſchen nach Baſel tru¬
gen; die Stadt ſelbſt aber war ganz mit Gruͤn
bedeckt und mit roth und weißen Tuͤchern, Flag¬
gen und Fahnen, die von allen Thuͤrmen wehten.
Denn es wurde heute die vierhundertjaͤhrige
Jubelfeier der Schlacht bei St. Jakob an der
Birs begangen, wo tauſend Eidgenoſſen zehntau¬
ſend Feinde todtſchlugen und deren vierzigtauſend
von den Landesgraͤnzen abhielten durch den eige¬
nen Opfertod, waͤhrend im Schooße des Vater¬
landes der Buͤrgerkrieg wuͤthete. Am gleichen
Tage ward auch das große eidgenoͤſſiſche Schuͤ¬
tzenfeſt eroͤffnet, welches alle zwei Jahre wieder¬
kehrt und dazumal in Baſel den hoͤchſten bishe¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/462>, abgerufen am 30.11.2024.
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