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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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zu lassen; denn sie schämte sich des schlechten
Geräthes und der verdorbenen Betten, welche
nun abgeladen wurden. Sali schämte sich auch,
aber er mußte helfen und machte mit seinem
Vater einen seltsamen Verlag in dem Gäßchen,
auf welchem alsbald die Kinder der Falliten
herumsprangen und sich über das verlumpete
Bauernpack lustig machten. Im Hause aber sah
es noch trübseliger aus und es glich einer voll¬
kommenen Räuberhöhle. Die Wände waren
schlecht geweißtes feuchtes Mauerwerk, außer der
dunklen unfreundlichen Gaststube mit ihren ehe¬
mals blutrothen Tischen waren nur noch ein
paar schlechte Kämmerchen da, und überall hatte
der ausgezogene Vorgänger den trostlosesten
Schmutz und Kehricht zurückgelassen.

So war der Anfang und so ging es auch
fort. Während der ersten Woche kamen, beson¬
ders am Abend, wohl hin und wieder ein Tisch
voll Leute aus Neugierde, den Bauernwirth zu
sehen, und ob es da vielleicht einigen Spaß ab¬
setzte. Am Wirth hatten sie nicht viel zu sehen,
denn Manz war ungelenk, starr, unfreundlich
und melancholisch und wußte sich gar nicht zu

zu laſſen; denn ſie ſchämte ſich des ſchlechten
Geräthes und der verdorbenen Betten, welche
nun abgeladen wurden. Sali ſchämte ſich auch,
aber er mußte helfen und machte mit ſeinem
Vater einen ſeltſamen Verlag in dem Gäßchen,
auf welchem alsbald die Kinder der Falliten
herumſprangen und ſich über das verlumpete
Bauernpack luſtig machten. Im Hauſe aber ſah
es noch trübſeliger aus und es glich einer voll¬
kommenen Räuberhöhle. Die Wände waren
ſchlecht geweißtes feuchtes Mauerwerk, außer der
dunklen unfreundlichen Gaſtſtube mit ihren ehe¬
mals blutrothen Tiſchen waren nur noch ein
paar ſchlechte Kämmerchen da, und überall hatte
der ausgezogene Vorgänger den troſtloſeſten
Schmutz und Kehricht zurückgelaſſen.

So war der Anfang und ſo ging es auch
fort. Während der erſten Woche kamen, beſon¬
ders am Abend, wohl hin und wieder ein Tiſch
voll Leute aus Neugierde, den Bauernwirth zu
ſehen, und ob es da vielleicht einigen Spaß ab¬
ſetzte. Am Wirth hatten ſie nicht viel zu ſehen,
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[247/0259] zu laſſen; denn ſie ſchämte ſich des ſchlechten Geräthes und der verdorbenen Betten, welche nun abgeladen wurden. Sali ſchämte ſich auch, aber er mußte helfen und machte mit ſeinem Vater einen ſeltſamen Verlag in dem Gäßchen, auf welchem alsbald die Kinder der Falliten herumſprangen und ſich über das verlumpete Bauernpack luſtig machten. Im Hauſe aber ſah es noch trübſeliger aus und es glich einer voll¬ kommenen Räuberhöhle. Die Wände waren ſchlecht geweißtes feuchtes Mauerwerk, außer der dunklen unfreundlichen Gaſtſtube mit ihren ehe¬ mals blutrothen Tiſchen waren nur noch ein paar ſchlechte Kämmerchen da, und überall hatte der ausgezogene Vorgänger den troſtloſeſten Schmutz und Kehricht zurückgelaſſen. So war der Anfang und ſo ging es auch fort. Während der erſten Woche kamen, beſon¬ ders am Abend, wohl hin und wieder ein Tiſch voll Leute aus Neugierde, den Bauernwirth zu ſehen, und ob es da vielleicht einigen Spaß ab¬ ſetzte. Am Wirth hatten ſie nicht viel zu ſehen, denn Manz war ungelenk, ſtarr, unfreundlich und melancholiſch und wußte ſich gar nicht zu

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/259>, abgerufen am 25.11.2024.