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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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er da Vrenchens Korb liegen sah, in welchem
es die Früchte zu holen pflegte, das Mädchen
selbst aber nirgends erblickte, spähte er eben am
Korne des Nachbars herum, als die erschrockenen
Kinder herauskamen.

Sie standen wie versteinert und Marti stand
erst auch da und beschaute sie mit bösen Blicken,
bleich wie Blei; dann fing er fürchterlich an zu
toben in Geberden und Schimpfworten und langte
zugleich grimmig nach dem jungen Burschen, um
ihn zu würgen; Sali wich aus und floh einige
Schritte zurück, entsetzt über den wilden Mann,
sprang aber sogleich wieder zu, als er sah, daß
der Alte statt seiner nun das zitternde Mädchen
faßte, ihm eine Ohrfeige gab, daß der rothe
Kranz herunterflog, und seine Haare um die
Hand wickelte, um es mit sich fort zu reißen
und weiter zu mißhandeln. Ohne sich zu besin¬
nen, raffte er einen Stein auf und schlug mit
demselben den Alten gegen den Kopf, halb in
Angst um Vrenchen und halb im Jähzorn.
Marti taumelte ein wenig und sank dann bewußt¬
los auf den Steinhaufen nieder und zog das
erbärmlich aufschreiende Vrenchen mit. Sali

er da Vrenchens Korb liegen ſah, in welchem
es die Früchte zu holen pflegte, das Mädchen
ſelbſt aber nirgends erblickte, ſpähte er eben am
Korne des Nachbars herum, als die erſchrockenen
Kinder herauskamen.

Sie ſtanden wie verſteinert und Marti ſtand
erſt auch da und beſchaute ſie mit böſen Blicken,
bleich wie Blei; dann fing er fürchterlich an zu
toben in Geberden und Schimpfworten und langte
zugleich grimmig nach dem jungen Burſchen, um
ihn zu würgen; Sali wich aus und floh einige
Schritte zurück, entſetzt über den wilden Mann,
ſprang aber ſogleich wieder zu, als er ſah, daß
der Alte ſtatt ſeiner nun das zitternde Mädchen
faßte, ihm eine Ohrfeige gab, daß der rothe
Kranz herunterflog, und ſeine Haare um die
Hand wickelte, um es mit ſich fort zu reißen
und weiter zu mißhandeln. Ohne ſich zu beſin¬
nen, raffte er einen Stein auf und ſchlug mit
demſelben den Alten gegen den Kopf, halb in
Angſt um Vrenchen und halb im Jähzorn.
Marti taumelte ein wenig und ſank dann bewußt¬
los auf den Steinhaufen nieder und zog das
erbärmlich aufſchreiende Vrenchen mit. Sali

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[286/0298] er da Vrenchens Korb liegen ſah, in welchem es die Früchte zu holen pflegte, das Mädchen ſelbſt aber nirgends erblickte, ſpähte er eben am Korne des Nachbars herum, als die erſchrockenen Kinder herauskamen. Sie ſtanden wie verſteinert und Marti ſtand erſt auch da und beſchaute ſie mit böſen Blicken, bleich wie Blei; dann fing er fürchterlich an zu toben in Geberden und Schimpfworten und langte zugleich grimmig nach dem jungen Burſchen, um ihn zu würgen; Sali wich aus und floh einige Schritte zurück, entſetzt über den wilden Mann, ſprang aber ſogleich wieder zu, als er ſah, daß der Alte ſtatt ſeiner nun das zitternde Mädchen faßte, ihm eine Ohrfeige gab, daß der rothe Kranz herunterflog, und ſeine Haare um die Hand wickelte, um es mit ſich fort zu reißen und weiter zu mißhandeln. Ohne ſich zu beſin¬ nen, raffte er einen Stein auf und ſchlug mit demſelben den Alten gegen den Kopf, halb in Angſt um Vrenchen und halb im Jähzorn. Marti taumelte ein wenig und ſank dann bewußt¬ los auf den Steinhaufen nieder und zog das erbärmlich aufſchreiende Vrenchen mit. Sali

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/298>, abgerufen am 22.11.2024.