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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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zwischen ihre Tugenden zu nehmen, wie zwei
Löwen ein Äffchen, mit dem sie spielen.

Aber wer beschreibt ihr Erstaunen, als der
Schwabe sich gerade so benahm, wie sie selbst,
und sich die Erkennung, die zwischen ihnen vor¬
gegangen, noch einmal wiederholte zu Dritt,
wodurch sie nicht nur dem Dritten gegenüber in
eine unverhoffte Stellung geriethen, sondern sie
selbst unter sich in eine ganz veränderte Lage
kamen.

Schon als sie ihn im Bette zwischen sich
nahmen, zeigte sich der Schwabe als vollkommen
ebenbürtig und lag wie ein Schwefelholz so strack
und ruhig, so daß immer noch ein bischen Raum
zwischen jedem der Gesellen blieb und das Deck¬
bett auf ihnen lag, wie ein Papier auf drei
Häringen. Die Lage wurde nun ernster und
indem alle drei gleichmäßig sich gegenüberstanden,
wie die Winkel eines gleichseitigen Dreieckes, und
kein vertrauliches Verhältniß mehr zwischen zweien
möglich war, kein Waffenstillstand oder anmuthi¬
ger Wettstreit, waren sie allen Ernstes beflissen,
einander aus dem Bett und dem Haus hinaus
zu dulden. Als der Meister sah, daß diese drei

zwiſchen ihre Tugenden zu nehmen, wie zwei
Löwen ein Äffchen, mit dem ſie ſpielen.

Aber wer beſchreibt ihr Erſtaunen, als der
Schwabe ſich gerade ſo benahm, wie ſie ſelbſt,
und ſich die Erkennung, die zwiſchen ihnen vor¬
gegangen, noch einmal wiederholte zu Dritt,
wodurch ſie nicht nur dem Dritten gegenüber in
eine unverhoffte Stellung geriethen, ſondern ſie
ſelbſt unter ſich in eine ganz veränderte Lage
kamen.

Schon als ſie ihn im Bette zwiſchen ſich
nahmen, zeigte ſich der Schwabe als vollkommen
ebenbürtig und lag wie ein Schwefelholz ſo ſtrack
und ruhig, ſo daß immer noch ein bischen Raum
zwiſchen jedem der Geſellen blieb und das Deck¬
bett auf ihnen lag, wie ein Papier auf drei
Häringen. Die Lage wurde nun ernſter und
indem alle drei gleichmäßig ſich gegenüberſtanden,
wie die Winkel eines gleichſeitigen Dreieckes, und
kein vertrauliches Verhältniß mehr zwiſchen zweien
möglich war, kein Waffenſtillſtand oder anmuthi¬
ger Wettſtreit, waren ſie allen Ernſtes befliſſen,
einander aus dem Bett und dem Haus hinaus
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[380/0392] zwiſchen ihre Tugenden zu nehmen, wie zwei Löwen ein Äffchen, mit dem ſie ſpielen. Aber wer beſchreibt ihr Erſtaunen, als der Schwabe ſich gerade ſo benahm, wie ſie ſelbſt, und ſich die Erkennung, die zwiſchen ihnen vor¬ gegangen, noch einmal wiederholte zu Dritt, wodurch ſie nicht nur dem Dritten gegenüber in eine unverhoffte Stellung geriethen, ſondern ſie ſelbſt unter ſich in eine ganz veränderte Lage kamen. Schon als ſie ihn im Bette zwiſchen ſich nahmen, zeigte ſich der Schwabe als vollkommen ebenbürtig und lag wie ein Schwefelholz ſo ſtrack und ruhig, ſo daß immer noch ein bischen Raum zwiſchen jedem der Geſellen blieb und das Deck¬ bett auf ihnen lag, wie ein Papier auf drei Häringen. Die Lage wurde nun ernſter und indem alle drei gleichmäßig ſich gegenüberſtanden, wie die Winkel eines gleichſeitigen Dreieckes, und kein vertrauliches Verhältniß mehr zwiſchen zweien möglich war, kein Waffenſtillſtand oder anmuthi¬ ger Wettſtreit, waren ſie allen Ernſtes befliſſen, einander aus dem Bett und dem Haus hinaus zu dulden. Als der Meiſter ſah, daß dieſe drei

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/392>, abgerufen am 28.11.2024.