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Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882.

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die Zimmerthüre, um das vermißte Licht bälder zu sehen
und den zögernden Pagen zur Eile zu mahnen. In der
linken Hand den Leuchter hoch empor haltend, daß sein
hübsches Gesicht hell bestrahlt wurde, führte Luis mit der
Rechten die Zambo oder Maria herbei, welche von den
Füßen bis zum Haupte vom Straßenstaube bedeckt und
vor Müdigkeit wankend ihm folgte.

"Da ist sie von selbst gekommen!" rief der Knabe
mit triumphierender Freude über das treffliche Abenteuer.
Zambo dagegen fiel aus Erschöpfung und Aufregung vor
den Admiral hin und umfing mit den Armen seine Füße,
während aus den zu ihm aufblickenden Augen große
Thränen quollen. In froher Ueberraschung hob er sie,
nun zum zweiten Male, von der Erde auf und sein
Schlafrock von dunklem Sammet wurde vom Staube
weiß gefärbt. Gleich dem Vater des verlorenen Sohnes
eilte er selbst, die weibliche Dienerschaft aufzujagen und
ihr den nächtlichen Ankömmling zu jeglicher Pflege zu
übergeben und anzuempfehlen.

Dann erst ließ er sich von dem Pagen mittheilen, wo
er die Zambo gefunden. Luis erzählte mit glückseligem
Eifer, daß er, ohne den Thorwärter zu wecken, vorläufig
nur die Klappe des vergitterten Guckfensters geöffnet und
hinausgeschaut habe. Da sei eine müde Frauengestalt
draußen gestanden, die sich kaum aufrecht gehalten, und
als er durch das Gitter das Licht auf sie gerichtet, sei
es die gute Zambo gewesen. Nun habe er selbst die Riegel

die Zimmerthüre, um das vermißte Licht bälder zu ſehen
und den zögernden Pagen zur Eile zu mahnen. In der
linken Hand den Leuchter hoch empor haltend, daß ſein
hübſches Geſicht hell beſtrahlt wurde, führte Luis mit der
Rechten die Zambo oder Maria herbei, welche von den
Füßen bis zum Haupte vom Straßenſtaube bedeckt und
vor Müdigkeit wankend ihm folgte.

„Da iſt ſie von ſelbſt gekommen!“ rief der Knabe
mit triumphierender Freude über das treffliche Abenteuer.
Zambo dagegen fiel aus Erſchöpfung und Aufregung vor
den Admiral hin und umfing mit den Armen ſeine Füße,
während aus den zu ihm aufblickenden Augen große
Thränen quollen. In froher Ueberraſchung hob er ſie,
nun zum zweiten Male, von der Erde auf und ſein
Schlafrock von dunklem Sammet wurde vom Staube
weiß gefärbt. Gleich dem Vater des verlorenen Sohnes
eilte er ſelbſt, die weibliche Dienerſchaft aufzujagen und
ihr den nächtlichen Ankömmling zu jeglicher Pflege zu
übergeben und anzuempfehlen.

Dann erſt ließ er ſich von dem Pagen mittheilen, wo
er die Zambo gefunden. Luis erzählte mit glückſeligem
Eifer, daß er, ohne den Thorwärter zu wecken, vorläufig
nur die Klappe des vergitterten Guckfenſters geöffnet und
hinausgeſchaut habe. Da ſei eine müde Frauengeſtalt
draußen geſtanden, die ſich kaum aufrecht gehalten, und
als er durch das Gitter das Licht auf ſie gerichtet, ſei
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[336/0346] die Zimmerthüre, um das vermißte Licht bälder zu ſehen und den zögernden Pagen zur Eile zu mahnen. In der linken Hand den Leuchter hoch empor haltend, daß ſein hübſches Geſicht hell beſtrahlt wurde, führte Luis mit der Rechten die Zambo oder Maria herbei, welche von den Füßen bis zum Haupte vom Straßenſtaube bedeckt und vor Müdigkeit wankend ihm folgte. „Da iſt ſie von ſelbſt gekommen!“ rief der Knabe mit triumphierender Freude über das treffliche Abenteuer. Zambo dagegen fiel aus Erſchöpfung und Aufregung vor den Admiral hin und umfing mit den Armen ſeine Füße, während aus den zu ihm aufblickenden Augen große Thränen quollen. In froher Ueberraſchung hob er ſie, nun zum zweiten Male, von der Erde auf und ſein Schlafrock von dunklem Sammet wurde vom Staube weiß gefärbt. Gleich dem Vater des verlorenen Sohnes eilte er ſelbſt, die weibliche Dienerſchaft aufzujagen und ihr den nächtlichen Ankömmling zu jeglicher Pflege zu übergeben und anzuempfehlen. Dann erſt ließ er ſich von dem Pagen mittheilen, wo er die Zambo gefunden. Luis erzählte mit glückſeligem Eifer, daß er, ohne den Thorwärter zu wecken, vorläufig nur die Klappe des vergitterten Guckfenſters geöffnet und hinausgeſchaut habe. Da ſei eine müde Frauengeſtalt draußen geſtanden, die ſich kaum aufrecht gehalten, und als er durch das Gitter das Licht auf ſie gerichtet, ſei es die gute Zambo geweſen. Nun habe er ſelbſt die Riegel

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Das Sinngedicht. Berlin, 1882, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_sinngedicht_1882/346>, abgerufen am 22.11.2024.