Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.Von den Lauten oder Buchstaben. Schmauß, Schnee, Schrift. Hingegen imEnglischen verträgt sich das S fast mit allen Mit- lautern Scarp, Skin, Slave, Smoke, Snow, Spoon, Stone, Sweet. Nur mit dem R allein hat es einen ganz besonderen Umstand. Es ist we- der in der lateinischen und der davon abgeleiteten französischen, noch in der deutschen und englischen Sprache ein einiges Wort zu finden, das mit Sr anfieng. Jn dem Lateinischen findet man immer ein c dazwischen: Scribo, Scrotum, Scrutor. Die Deutschen und Engelländer nahmen lieber den stär- keren Zischlaut anstatt des S, und sagten Schraube Schrecken Schrift Schrot schrumpfen; Shrimp, Shrowd &c.(*) Den Anlaß dazu mag wohl gegeben haben, daß die Zungenspitze, wie es oben gezeigt ist worden, bey dem S an der Wur- zel der unteren Zähne anliegt, und wenn sie zum R über- (*) Die Westphalen, ob sie gleich diesen Zischlaut
nie hören lassen, verwandeln ihn doch nie in ein blo- ßes S; sie sagen nicht Sraube Srecken, sondern sie setzen dazwischen ein k oder ch Skraube oder S-ch-raube. u. s. f. Von den Lauten oder Buchſtaben. Schmauß, Schnee, Schrift. Hingegen imEngliſchen vertraͤgt ſich das S faſt mit allen Mit- lautern Scarp, Skin, Slave, Smoke, Snow, Spoon, Stone, Sweet. Nur mit dem R allein hat es einen ganz beſonderen Umſtand. Es iſt we- der in der lateiniſchen und der davon abgeleiteten franzoͤſiſchen, noch in der deutſchen und engliſchen Sprache ein einiges Wort zu finden, das mit Sr anfieng. Jn dem Lateiniſchen findet man immer ein c dazwiſchen: Scribo, Scrotum, Scrutor. Die Deutſchen und Engellaͤnder nahmen lieber den ſtaͤr- keren Ziſchlaut anſtatt des S, und ſagten Schraube Schrecken Schrift Schrot ſchrumpfen; Shrimp, Shrowd &c.(*) Den Anlaß dazu mag wohl gegeben haben, daß die Zungenſpitze, wie es oben gezeigt iſt worden, bey dem S an der Wur- zel der unteren Zaͤhne anliegt, und wenn ſie zum R uͤber- (*) Die Weſtphalen, ob ſie gleich dieſen Ziſchlaut
nie hoͤren laſſen, verwandeln ihn doch nie in ein blo- ßes S; ſie ſagen nicht Sraube Srecken, ſondern ſie ſetzen dazwiſchen ein k oder ch Skraube oder S-ch-raube. u. ſ. f. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0397" n="335"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von den Lauten oder Buchſtaben</hi>.</fw><lb/><hi rendition="#b">Schmauß, Schnee, Schrift.</hi> Hingegen im<lb/> Engliſchen vertraͤgt ſich das <hi rendition="#aq">S</hi> faſt mit allen Mit-<lb/> lautern <hi rendition="#aq">Scarp, Skin, Slave, Smoke, Snow,<lb/> Spoon, Stone, Sweet.</hi> Nur mit dem <hi rendition="#aq">R</hi> allein<lb/> hat es einen ganz beſonderen Umſtand. Es iſt we-<lb/> der in der lateiniſchen und der davon abgeleiteten<lb/> franzoͤſiſchen, noch in der deutſchen und engliſchen<lb/> Sprache ein einiges Wort zu finden, das mit <hi rendition="#aq">Sr</hi><lb/> anfieng. Jn dem Lateiniſchen findet man immer<lb/> ein <hi rendition="#aq">c</hi> dazwiſchen: <hi rendition="#aq">Scribo, Scrotum, Scrutor.</hi> Die<lb/> Deutſchen und Engellaͤnder nahmen lieber den ſtaͤr-<lb/> keren <hi rendition="#b">Ziſchlaut</hi> anſtatt des <hi rendition="#aq">S</hi>, und ſagten<lb/><hi rendition="#b">Schraube Schrecken Schrift Schrot<lb/> ſchrumpfen</hi>; <hi rendition="#aq">Shrimp, Shrowd &c.</hi><note place="foot" n="(*)">Die Weſtphalen, ob ſie gleich dieſen Ziſchlaut<lb/> nie hoͤren laſſen, verwandeln ihn doch nie in ein blo-<lb/> ßes <hi rendition="#aq">S</hi>; ſie ſagen nicht <hi rendition="#b">Sraube Srecken</hi>, ſondern ſie<lb/> ſetzen dazwiſchen ein <hi rendition="#b">k</hi> oder <hi rendition="#b">ch Skraube</hi> oder<lb/><hi rendition="#b">S-ch-raube</hi>. u. ſ. f.</note> Den Anlaß<lb/> dazu mag wohl gegeben haben, daß die Zungenſpitze,<lb/> wie es oben gezeigt iſt worden, bey dem <hi rendition="#aq">S</hi> an der Wur-<lb/> zel der unteren Zaͤhne anliegt, und wenn ſie zum <hi rendition="#aq">R</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch">uͤber-</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [335/0397]
Von den Lauten oder Buchſtaben.
Schmauß, Schnee, Schrift. Hingegen im
Engliſchen vertraͤgt ſich das S faſt mit allen Mit-
lautern Scarp, Skin, Slave, Smoke, Snow,
Spoon, Stone, Sweet. Nur mit dem R allein
hat es einen ganz beſonderen Umſtand. Es iſt we-
der in der lateiniſchen und der davon abgeleiteten
franzoͤſiſchen, noch in der deutſchen und engliſchen
Sprache ein einiges Wort zu finden, das mit Sr
anfieng. Jn dem Lateiniſchen findet man immer
ein c dazwiſchen: Scribo, Scrotum, Scrutor. Die
Deutſchen und Engellaͤnder nahmen lieber den ſtaͤr-
keren Ziſchlaut anſtatt des S, und ſagten
Schraube Schrecken Schrift Schrot
ſchrumpfen; Shrimp, Shrowd &c. (*) Den Anlaß
dazu mag wohl gegeben haben, daß die Zungenſpitze,
wie es oben gezeigt iſt worden, bey dem S an der Wur-
zel der unteren Zaͤhne anliegt, und wenn ſie zum R
uͤber-
(*) Die Weſtphalen, ob ſie gleich dieſen Ziſchlaut
nie hoͤren laſſen, verwandeln ihn doch nie in ein blo-
ßes S; ſie ſagen nicht Sraube Srecken, ſondern ſie
ſetzen dazwiſchen ein k oder ch Skraube oder
S-ch-raube. u. ſ. f.
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