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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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I. Blei. Proben für geschwefelte Subst.
an der hervorragenden Krümmung gefasst, so lange in der ge-
schmolzenen Beschickung herumbewegt, bis sich beim Heraus-
nehmen keine Bleikügelchen mehr daran zeigen.


Werth dieser
Probe.

2) Schmelzen in eisernen Tiegeln mit Fluss- und
Reductionsmitteln (Belgische Probe)
.

Dieses einfache und leicht auszuführende Verfahren zeichnet
sich vor dem eben beschriebenen dadurch aus, dass man hin-
sichtlich des Eisenzusatzes keinen Fehler begehen und die Pro-
ben in kürzerer Zeit abführen kann (10--15 Min.), ohne aber
gewöhnlich mehr als 4 Proben zu gleicher Zeit in den Wind-
ofen zu stellen. Dadurch dass man grössere Mengen Probirgut
(bis zu 50 Gramm) verwendet und sich die entstehenden Ver-
luste, welche bei viel oder wenig Probirgut nahezu gleich sind,
auf eine grössere Einwage vertheilen, erhält man etwas genauere
Resultate als nach der vorigen Probe; diese können sich aber
den bei letzterer erhaltenen dadurch fast ganz nähern, dass beim
Ausgiessen des Bleies aus den eisernen Tiegeln (Taf. VI. Fig.
91, 92) Metallkörnchen an den Wänden hängen bleiben und
eine besondere Bleiverflüchtigung stattfindet, welche man beim
Schmelzen mit schwarzem Fluss und Eisen und Erkaltenlassen
der Probe nicht hat. Während bei Proben in der Bleitute ge-
wöhnlich nicht unter 4 % Differenz gestattet sind, differiren die
Proben in eisernen Tiegeln häufig nicht über 2 %.


Beispiele.

Das Schemlzverfahren wird auf verschiedenen Hüttenwerken
in nachstehenden Modificationen ausgeführt:

England. Zu Par in Cornwall mengt man 400 Grän
(circa 26 Grm.) Erz mit 600 Grän Soda, 70 Grän Borax und
etwas Flussspath in einer kupfernen Mengkapsel (Taf. VI. Fig.
126 b), thut das Gemenge in den glühend aus dem Windofen ge-
nommenen Eisentiegel (S. 88), giebt eine Kochsalzdecke, indem
man vorn in die Mengkapsel die Beschickung und dahinter das
Kochsalz bringt, stellt den unbedeckten Tiegel wieder zwischen
die glühenden Koks und lässt, nachdem die Einsatzöffnung des
Ofens mit Deckel versehen, 8--10 Min. lang schmelzen. Der
Windofen wird beim Anfeuern mit brennendem Torf, Holzkoh-
len etc. auf dem Roste versehen, dann mit Koks. Sind diese
durchgeglüht, so stampft man sie bis zum Fuchs fest und setzt
in darin gemachte Oeffnungen die Tiegel, welche offen bleiben
und nach dem Wegschieben des Ofendeckels das Verhalten
ihres Inhaltes erkennen lassen. Ist die Kokssäule um einige
Zoll gesunken, so wird sie wieder bis zum Fuchs ergänzt. Der

I. Blei. Proben für geschwefelte Subst.
an der hervorragenden Krümmung gefasst, so lange in der ge-
schmolzenen Beschickung herumbewegt, bis sich beim Heraus-
nehmen keine Bleikügelchen mehr daran zeigen.


Werth dieser
Probe.

2) Schmelzen in eisernen Tiegeln mit Fluss- und
Reductionsmitteln (Belgische Probe)
.

Dieses einfache und leicht auszuführende Verfahren zeichnet
sich vor dem eben beschriebenen dadurch aus, dass man hin-
sichtlich des Eisenzusatzes keinen Fehler begehen und die Pro-
ben in kürzerer Zeit abführen kann (10—15 Min.), ohne aber
gewöhnlich mehr als 4 Proben zu gleicher Zeit in den Wind-
ofen zu stellen. Dadurch dass man grössere Mengen Probirgut
(bis zu 50 Gramm) verwendet und sich die entstehenden Ver-
luste, welche bei viel oder wenig Probirgut nahezu gleich sind,
auf eine grössere Einwage vertheilen, erhält man etwas genauere
Resultate als nach der vorigen Probe; diese können sich aber
den bei letzterer erhaltenen dadurch fast ganz nähern, dass beim
Ausgiessen des Bleies aus den eisernen Tiegeln (Taf. VI. Fig.
91, 92) Metallkörnchen an den Wänden hängen bleiben und
eine besondere Bleiverflüchtigung stattfindet, welche man beim
Schmelzen mit schwarzem Fluss und Eisen und Erkaltenlassen
der Probe nicht hat. Während bei Proben in der Bleitute ge-
wöhnlich nicht unter 4 % Differenz gestattet sind, differiren die
Proben in eisernen Tiegeln häufig nicht über 2 %.


Beispiele.

Das Schemlzverfahren wird auf verschiedenen Hüttenwerken
in nachstehenden Modificationen ausgeführt:

England. Zu Par in Cornwall mengt man 400 Grän
(circa 26 Grm.) Erz mit 600 Grän Soda, 70 Grän Borax und
etwas Flussspath in einer kupfernen Mengkapsel (Taf. VI. Fig.
126 b), thut das Gemenge in den glühend aus dem Windofen ge-
nommenen Eisentiegel (S. 88), giebt eine Kochsalzdecke, indem
man vorn in die Mengkapsel die Beschickung und dahinter das
Kochsalz bringt, stellt den unbedeckten Tiegel wieder zwischen
die glühenden Koks und lässt, nachdem die Einsatzöffnung des
Ofens mit Deckel versehen, 8—10 Min. lang schmelzen. Der
Windofen wird beim Anfeuern mit brennendem Torf, Holzkoh-
len etc. auf dem Roste versehen, dann mit Koks. Sind diese
durchgeglüht, so stampft man sie bis zum Fuchs fest und setzt
in darin gemachte Oeffnungen die Tiegel, welche offen bleiben
und nach dem Wegschieben des Ofendeckels das Verhalten
ihres Inhaltes erkennen lassen. Ist die Kokssäule um einige
Zoll gesunken, so wird sie wieder bis zum Fuchs ergänzt. Der

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[160/0198] I. Blei. Proben für geschwefelte Subst. an der hervorragenden Krümmung gefasst, so lange in der ge- schmolzenen Beschickung herumbewegt, bis sich beim Heraus- nehmen keine Bleikügelchen mehr daran zeigen. 2) Schmelzen in eisernen Tiegeln mit Fluss- und Reductionsmitteln (Belgische Probe). Dieses einfache und leicht auszuführende Verfahren zeichnet sich vor dem eben beschriebenen dadurch aus, dass man hin- sichtlich des Eisenzusatzes keinen Fehler begehen und die Pro- ben in kürzerer Zeit abführen kann (10—15 Min.), ohne aber gewöhnlich mehr als 4 Proben zu gleicher Zeit in den Wind- ofen zu stellen. Dadurch dass man grössere Mengen Probirgut (bis zu 50 Gramm) verwendet und sich die entstehenden Ver- luste, welche bei viel oder wenig Probirgut nahezu gleich sind, auf eine grössere Einwage vertheilen, erhält man etwas genauere Resultate als nach der vorigen Probe; diese können sich aber den bei letzterer erhaltenen dadurch fast ganz nähern, dass beim Ausgiessen des Bleies aus den eisernen Tiegeln (Taf. VI. Fig. 91, 92) Metallkörnchen an den Wänden hängen bleiben und eine besondere Bleiverflüchtigung stattfindet, welche man beim Schmelzen mit schwarzem Fluss und Eisen und Erkaltenlassen der Probe nicht hat. Während bei Proben in der Bleitute ge- wöhnlich nicht unter 4 % Differenz gestattet sind, differiren die Proben in eisernen Tiegeln häufig nicht über 2 %. Das Schemlzverfahren wird auf verschiedenen Hüttenwerken in nachstehenden Modificationen ausgeführt: England. Zu Par in Cornwall mengt man 400 Grän (circa 26 Grm.) Erz mit 600 Grän Soda, 70 Grän Borax und etwas Flussspath in einer kupfernen Mengkapsel (Taf. VI. Fig. 126 b), thut das Gemenge in den glühend aus dem Windofen ge- nommenen Eisentiegel (S. 88), giebt eine Kochsalzdecke, indem man vorn in die Mengkapsel die Beschickung und dahinter das Kochsalz bringt, stellt den unbedeckten Tiegel wieder zwischen die glühenden Koks und lässt, nachdem die Einsatzöffnung des Ofens mit Deckel versehen, 8—10 Min. lang schmelzen. Der Windofen wird beim Anfeuern mit brennendem Torf, Holzkoh- len etc. auf dem Roste versehen, dann mit Koks. Sind diese durchgeglüht, so stampft man sie bis zum Fuchs fest und setzt in darin gemachte Oeffnungen die Tiegel, welche offen bleiben und nach dem Wegschieben des Ofendeckels das Verhalten ihres Inhaltes erkennen lassen. Ist die Kokssäule um einige Zoll gesunken, so wird sie wieder bis zum Fuchs ergänzt. Der

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/198>, abgerufen am 27.11.2024.