zu schwefelarme (z. B. oxydische oder zu stark geröstete Erze) Schwefelkies oder ein Gemenge von Eisenoxyd und Schwefel oder Weinstein und Schwefel. Man erkennt vor dem Zusatz des Flusses einen Schwefelüberschuss an dem lebhaften Blasenwerfen in der Mitte der geschmolzenen Masse, einen Mangel an Schwefel an der auf der Schmelze erscheinenden azurblauen Flamme, welche wahrscheinlich dadurch entsteht, dass Kupfer, statt sich zu schwefeln, verschlackt wird und mit dem Chlor des Koch- salzes jene Flamme bildet.
Bei zu armen Königen setzt man je nach dem Schwefelgehalt 3--9 dwts (S. 103) Salpeter hinzu; bei zu reichen Königen wählt man, wobei die Erfahrung das richtige Verhältniss an die Hand geben muss, eine der folgenden Compositionen: 3 dwts Salpeter, 1 dwts Weinstein; desgl. 3 und 2--21/2 desgl. 3 und 2 und 1 dwt Schwefel; desgl. 3, 2 und 2; desgl. 3, 21/2 und 21/2. Bei zu schneller Schmelzung wirkt wegen zu frühen Niedersinkens des Königs der Salpeter unvollständig ein.
Die gehörig geschmolzene Masse wird in eine eiserne Giessform (Taf. VII. Fig. 133) gethan, diese im Wasser abgekühlt, umge- kippt, die Schmelze unterwärts in Wasser abgekühlt und der König vorsichtig entschlackt, wobei eine gute Schlacke beim losen Drücken in eckige Fragmente zerbricht, sich leicht vom König trennen lässt und beim Zerklopfen keine eingeschlossenen Stein- theilchen zeigt. Bei Mangel an Flussspath oder Kalk entsteht eine glasige, stark an dem König anhaftende, bei einem Ueber- mass davon eine dickflüssige, den Tiegel stark angreifende Schlacke. Unreine, kupferhaltige Schlacken werden nochmals mit Schwefel oder Schwefelkies umgeschmolzen. Bei 40--60, dchschn. 50 % Kupfergehalt ist der König bronzefarbig, glän- zend, oberflächlich convex, rissig und spaltig, leicht zu zer- brechen und zu pulvern. Mit abnehmendem Kupfergehalt wird derselbe messinggelb bis eisengrau, matt, äusserlich rauh, ober- flächlich mehr flach und zuweilen blasig, härter und schwieriger zu zerkleinern. Zu reiche Könige sind mehr rund, äusserlich sehr glatt und blank bei halbmetallischem Glanze und dunkler Farbe, auf dem Bruche muschlig, dicht und stark stahlblau, sie sind härter und bei ihrem grössern Gehalt an Schwefelkupfer sintern sie beim Rösten leicht. Die bezeichneten Eigenschaften werden durch einen Gehalt an Blei, Zink, Antimon, Arsen etc. verändert. Zur Beurtheilung der Könige muss der frische Bruch des völlig erkalteten Kornes betrachtet werden oder
II. Kupfer. Trockne Proben.
zu schwefelarme (z. B. oxydische oder zu stark geröstete Erze) Schwefelkies oder ein Gemenge von Eisenoxyd und Schwefel oder Weinstein und Schwefel. Man erkennt vor dem Zusatz des Flusses einen Schwefelüberschuss an dem lebhaften Blasenwerfen in der Mitte der geschmolzenen Masse, einen Mangel an Schwefel an der auf der Schmelze erscheinenden azurblauen Flamme, welche wahrscheinlich dadurch entsteht, dass Kupfer, statt sich zu schwefeln, verschlackt wird und mit dem Chlor des Koch- salzes jene Flamme bildet.
Bei zu armen Königen setzt man je nach dem Schwefelgehalt 3—9 dwts (S. 103) Salpeter hinzu; bei zu reichen Königen wählt man, wobei die Erfahrung das richtige Verhältniss an die Hand geben muss, eine der folgenden Compositionen: 3 dwts Salpeter, 1 dwts Weinstein; desgl. 3 und 2—2½ desgl. 3 und 2 und 1 dwt Schwefel; desgl. 3, 2 und 2; desgl. 3, 2½ und 2½. Bei zu schneller Schmelzung wirkt wegen zu frühen Niedersinkens des Königs der Salpeter unvollständig ein.
Die gehörig geschmolzene Masse wird in eine eiserne Giessform (Taf. VII. Fig. 133) gethan, diese im Wasser abgekühlt, umge- kippt, die Schmelze unterwärts in Wasser abgekühlt und der König vorsichtig entschlackt, wobei eine gute Schlacke beim losen Drücken in eckige Fragmente zerbricht, sich leicht vom König trennen lässt und beim Zerklopfen keine eingeschlossenen Stein- theilchen zeigt. Bei Mangel an Flussspath oder Kalk entsteht eine glasige, stark an dem König anhaftende, bei einem Ueber- mass davon eine dickflüssige, den Tiegel stark angreifende Schlacke. Unreine, kupferhaltige Schlacken werden nochmals mit Schwefel oder Schwefelkies umgeschmolzen. Bei 40—60, dchschn. 50 % Kupfergehalt ist der König bronzefarbig, glän- zend, oberflächlich convex, rissig und spaltig, leicht zu zer- brechen und zu pulvern. Mit abnehmendem Kupfergehalt wird derselbe messinggelb bis eisengrau, matt, äusserlich rauh, ober- flächlich mehr flach und zuweilen blasig, härter und schwieriger zu zerkleinern. Zu reiche Könige sind mehr rund, äusserlich sehr glatt und blank bei halbmetallischem Glanze und dunkler Farbe, auf dem Bruche muschlig, dicht und stark stahlblau, sie sind härter und bei ihrem grössern Gehalt an Schwefelkupfer sintern sie beim Rösten leicht. Die bezeichneten Eigenschaften werden durch einen Gehalt an Blei, Zink, Antimon, Arsen etc. verändert. Zur Beurtheilung der Könige muss der frische Bruch des völlig erkalteten Kornes betrachtet werden oder
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II. Kupfer. Trockne Proben.
zu schwefelarme (z. B. oxydische oder zu stark geröstete Erze)
Schwefelkies oder ein Gemenge von Eisenoxyd und Schwefel
oder Weinstein und Schwefel. Man erkennt vor dem Zusatz des
Flusses einen Schwefelüberschuss an dem lebhaften Blasenwerfen
in der Mitte der geschmolzenen Masse, einen Mangel an Schwefel
an der auf der Schmelze erscheinenden azurblauen Flamme,
welche wahrscheinlich dadurch entsteht, dass Kupfer, statt sich
zu schwefeln, verschlackt wird und mit dem Chlor des Koch-
salzes jene Flamme bildet.
Bei zu armen Königen setzt man je nach dem Schwefelgehalt
3—9 dwts (S. 103) Salpeter hinzu; bei zu reichen Königen wählt
man, wobei die Erfahrung das richtige Verhältniss an die Hand
geben muss, eine der folgenden Compositionen: 3 dwts Salpeter,
1 dwts Weinstein; desgl. 3 und 2—2½ desgl. 3 und 2 und
1 dwt Schwefel; desgl. 3, 2 und 2; desgl. 3, 2½ und 2½. Bei
zu schneller Schmelzung wirkt wegen zu frühen Niedersinkens
des Königs der Salpeter unvollständig ein.
Die gehörig geschmolzene Masse wird in eine eiserne Giessform
(Taf. VII. Fig. 133) gethan, diese im Wasser abgekühlt, umge-
kippt, die Schmelze unterwärts in Wasser abgekühlt und der König
vorsichtig entschlackt, wobei eine gute Schlacke beim losen
Drücken in eckige Fragmente zerbricht, sich leicht vom König
trennen lässt und beim Zerklopfen keine eingeschlossenen Stein-
theilchen zeigt. Bei Mangel an Flussspath oder Kalk entsteht
eine glasige, stark an dem König anhaftende, bei einem Ueber-
mass davon eine dickflüssige, den Tiegel stark angreifende
Schlacke. Unreine, kupferhaltige Schlacken werden nochmals
mit Schwefel oder Schwefelkies umgeschmolzen. Bei 40—60,
dchschn. 50 % Kupfergehalt ist der König bronzefarbig, glän-
zend, oberflächlich convex, rissig und spaltig, leicht zu zer-
brechen und zu pulvern. Mit abnehmendem Kupfergehalt wird
derselbe messinggelb bis eisengrau, matt, äusserlich rauh, ober-
flächlich mehr flach und zuweilen blasig, härter und schwieriger
zu zerkleinern. Zu reiche Könige sind mehr rund, äusserlich
sehr glatt und blank bei halbmetallischem Glanze und dunkler
Farbe, auf dem Bruche muschlig, dicht und stark stahlblau, sie
sind härter und bei ihrem grössern Gehalt an Schwefelkupfer
sintern sie beim Rösten leicht. Die bezeichneten Eigenschaften
werden durch einen Gehalt an Blei, Zink, Antimon, Arsen etc.
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/230>, abgerufen am 04.12.2024.
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