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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 194. Realgarprobe.
legt wird, geschieht dies bei Anwesenheit von kohlensaurem
Natron, indem As S + 5 J + 5 H = As + 5 HJ + S geben und
die entstandene Arsensäure vom kohlensauren Natron aufge-
nommen wird. Die Reaction verläuft demnach ganz so, wie bei
der arsenigen Säure (S. 409). Das kohlensaure Natron darf
für sich nicht auf Jod wirken und dem Schwefelarsen nicht die
geringste Menge Schwefelwasserstoff anhängen.

§. 194. Realgarproben. Realgar von schönster Farbe istEigenschaften
des Realgars.

morgenroth, ins Hyacinthrothe und Bräunliche übergehend, von
pomeranzgelbem Strich und durchscheinend.

Soll Realgar durch Erhitzen von Arsen- und SchwefelkiesDarstellung
des Realgars.

dargestellt werden, so muss man der stöchiometrischen Rechnung
zufolge auf 130,4 Thle. Schwefelkies 152,1 Thle. Arsenkies für
100 Thle. Realgar nehmen, denn Schwefelkies giebt, während
die Hüttenanlagen nur 15--18 % liefern, 23 % Schwefel beim
Erhitzen unter Luftabschluss (7 Fe = Fe + 6 Fe + 6 S), Ar-
senkies höchstens 46 % Arsen (Fe + Fe As = 2 Fe + As). Bei
zweifelhafter Beschaffenheit der Rohmaterialien muss man die-
selben für sich sublimiren, um dann je nach dem Ausfalle
die gemeinschaftlich der Sublimation zu unterwerfenden Men-
genverhältnisse berechnen zu können. Man weicht im Gros-
sen nicht sehr wesentlich von dem stöchiometrischen Ver-
hältniss ab, indem man gewöhnlich von beiden Rohmaterialien
gleiche Theile nimmt. Die Darstellung des Realgars geschieht
niemals aus arseniger Säure, weil diese sich theilweise mit
sublimirt und den Realgar für seine technische Ver-
wendung (Reduction des Indigos, Hagelgiesserei) untauglicher
macht.

Das Erhitzen der Beschickung (20--30 Gramm und mehr)Probir-
verfahren.

geschieht in einer einseitig geschlossenen Glasröhre, ähnlich wie
bei arseniger Säure (S. 408). Fällt das Sublimat ungleichmässig
in der Farbe aus, so schmilzt man dasselbe bei Luftabschluss
und gelinder Hitze in einem Porzellantiegel um und beurtheilt
dann die Farbe.

Durch Zusatz von Schwefel bei diesem Umschmelzen oder
von Arsen oder arsenreicherem Sulphid kann man die im Handel
verlangten Farbentöne hervorbringen. Schwefel macht dunkle
Farbentöne heller.

Realgar ist leichtflüssiger, als Rauschgelb und dieses wieder

§. 194. Realgarprobe.
legt wird, geschieht dies bei Anwesenheit von kohlensaurem
Natron, indem As S + 5 J + 5 H = As + 5 HJ + S geben und
die entstandene Arsensäure vom kohlensauren Natron aufge-
nommen wird. Die Reaction verläuft demnach ganz so, wie bei
der arsenigen Säure (S. 409). Das kohlensaure Natron darf
für sich nicht auf Jod wirken und dem Schwefelarsen nicht die
geringste Menge Schwefelwasserstoff anhängen.

§. 194. Realgarproben. Realgar von schönster Farbe istEigenschaften
des Realgars.

morgenroth, ins Hyacinthrothe und Bräunliche übergehend, von
pomeranzgelbem Strich und durchscheinend.

Soll Realgar durch Erhitzen von Arsen- und SchwefelkiesDarstellung
des Realgars.

dargestellt werden, so muss man der stöchiometrischen Rechnung
zufolge auf 130,4 Thle. Schwefelkies 152,1 Thle. Arsenkies für
100 Thle. Realgar nehmen, denn Schwefelkies giebt, während
die Hüttenanlagen nur 15—18 % liefern, 23 % Schwefel beim
Erhitzen unter Luftabschluss (7 Fe = Fe + 6 Fe + 6 S), Ar-
senkies höchstens 46 % Arsen (Fe + Fe As = 2 Fe + As). Bei
zweifelhafter Beschaffenheit der Rohmaterialien muss man die-
selben für sich sublimiren, um dann je nach dem Ausfalle
die gemeinschaftlich der Sublimation zu unterwerfenden Men-
genverhältnisse berechnen zu können. Man weicht im Gros-
sen nicht sehr wesentlich von dem stöchiometrischen Ver-
hältniss ab, indem man gewöhnlich von beiden Rohmaterialien
gleiche Theile nimmt. Die Darstellung des Realgars geschieht
niemals aus arseniger Säure, weil diese sich theilweise mit
sublimirt und den Realgar für seine technische Ver-
wendung (Reduction des Indigos, Hagelgiesserei) untauglicher
macht.

Das Erhitzen der Beschickung (20—30 Gramm und mehr)Probir-
verfahren.

geschieht in einer einseitig geschlossenen Glasröhre, ähnlich wie
bei arseniger Säure (S. 408). Fällt das Sublimat ungleichmässig
in der Farbe aus, so schmilzt man dasselbe bei Luftabschluss
und gelinder Hitze in einem Porzellantiegel um und beurtheilt
dann die Farbe.

Durch Zusatz von Schwefel bei diesem Umschmelzen oder
von Arsen oder arsenreicherem Sulphid kann man die im Handel
verlangten Farbentöne hervorbringen. Schwefel macht dunkle
Farbentöne heller.

Realgar ist leichtflüssiger, als Rauschgelb und dieses wieder

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[411/0449] §. 194. Realgarprobe. legt wird, geschieht dies bei Anwesenheit von kohlensaurem Natron, indem As S + 5 J + 5 H = As + 5 HJ + S geben und die entstandene Arsensäure vom kohlensauren Natron aufge- nommen wird. Die Reaction verläuft demnach ganz so, wie bei der arsenigen Säure (S. 409). Das kohlensaure Natron darf für sich nicht auf Jod wirken und dem Schwefelarsen nicht die geringste Menge Schwefelwasserstoff anhängen. §. 194. Realgarproben. Realgar von schönster Farbe ist morgenroth, ins Hyacinthrothe und Bräunliche übergehend, von pomeranzgelbem Strich und durchscheinend. Eigenschaften des Realgars. Soll Realgar durch Erhitzen von Arsen- und Schwefelkies dargestellt werden, so muss man der stöchiometrischen Rechnung zufolge auf 130,4 Thle. Schwefelkies 152,1 Thle. Arsenkies für 100 Thle. Realgar nehmen, denn Schwefelkies giebt, während die Hüttenanlagen nur 15—18 % liefern, 23 % Schwefel beim Erhitzen unter Luftabschluss (7 Fe = Fe + 6 Fe + 6 S), Ar- senkies höchstens 46 % Arsen (Fe + Fe As = 2 Fe + As). Bei zweifelhafter Beschaffenheit der Rohmaterialien muss man die- selben für sich sublimiren, um dann je nach dem Ausfalle die gemeinschaftlich der Sublimation zu unterwerfenden Men- genverhältnisse berechnen zu können. Man weicht im Gros- sen nicht sehr wesentlich von dem stöchiometrischen Ver- hältniss ab, indem man gewöhnlich von beiden Rohmaterialien gleiche Theile nimmt. Die Darstellung des Realgars geschieht niemals aus arseniger Säure, weil diese sich theilweise mit sublimirt und den Realgar für seine technische Ver- wendung (Reduction des Indigos, Hagelgiesserei) untauglicher macht. Darstellung des Realgars. Das Erhitzen der Beschickung (20—30 Gramm und mehr) geschieht in einer einseitig geschlossenen Glasröhre, ähnlich wie bei arseniger Säure (S. 408). Fällt das Sublimat ungleichmässig in der Farbe aus, so schmilzt man dasselbe bei Luftabschluss und gelinder Hitze in einem Porzellantiegel um und beurtheilt dann die Farbe. Probir- verfahren. Durch Zusatz von Schwefel bei diesem Umschmelzen oder von Arsen oder arsenreicherem Sulphid kann man die im Handel verlangten Farbentöne hervorbringen. Schwefel macht dunkle Farbentöne heller. Realgar ist leichtflüssiger, als Rauschgelb und dieses wieder

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/449>, abgerufen am 23.11.2024.