ziehung kann auch ein geringer Magnesiagehalt neben Kalk- und Thonerde förderlich wirken.
Die Thonerde hat die Eigenschaft, einmal als Base die Kieselsäure zu sättigen, dann als Stellvertreter für letztere sich mit Basen zu sogenannten Aluminatschlacken zu vereinigen. In den meisten Silicatschlacken findet sich die Thonerde bis zu etwa 18 %; steigert man ihre Menge, so nimmt die Strengflüssig- keit unverhältnissmässig zu. Wenn nun (z. B. beim Verschmelzen thonerdereicher Kohleneisensteine in Westphalen und Schottland) Schlacken mit bis 30 % Thonerde gefunden werden, so erlangen dieselben den gehörigen Grad der Schmelzbarkeit theilweise durch einen grössern Gehalt an Eisen- oder Manganoxydul.
In Betreff der bislang als richtig angesehenen Erfahrung, dass zur Erzeugung einer Schlacke eine höhere Temperatur er- forderlich ist, als zum Umschmelzen einer bereits fertig gebildeten, hat Percy neuerdings die Bemerkung gemacht, dass man beim Zusammenschmelzen der Ingredienzen ungleich mehr Zeit brauche, als zum Schmelzen des bereits gebildeten Silicates, aber dar- aus keinesweges folge, dass sie nicht bei gleicher Temperatur schmelzen.
4) Die Trisilicatschlacken sind sehr strengflüssig, fliessenMerkmale fü[r] d. Silieirungs- grad der Schlacken. zähe (sind sehr saiger), lassen sich zu Fäden ziehen, erstarren sehr langsam, ohne zu zerspringen, und lassen sich deshalb in Formen kneten, haben bei meist erdigen Basen nach dem Er- starren ein helles, glasiges Ansehen, muschligen Bruch und ge- ringes specifisches Gewicht, sind durchsichtig oder durchschei- nend und werden von Säuren nur wenig zersetzt.
Die Subsilicatschlacken meist mit Basen von schweren Metalloxyden, namentlich Eisenoxydul (mit Erdbasen würden sie zu strengflüssig sein), schmelzen bei niedrigerer Temperatur, sind dünnflüssig (sehr frisch), erstarren rasch, zerspringen dabei, haben bei dunkeler Farbe, metallischem oder halbmetallischem Glanz ein bedeutendes specifisches Gewicht und werden von Säuren leicht zersetzt. Sie greifen das kieselsäurereiche Ofen- gemäuer leicht an, bilden wegen ihrer leichten Erstarrbarkeit häufiger Ansätze und führen dadurch zu kürzeren Ofencam- pagnen, als saurere (saigere) Schlacken.
Die Subsilicate können den verschiedensten Silicirungsgrad haben, meistens kommen nur bis Sechstelsilicate (rohe Eisen- frischschlacken) vor. Nehmen sie noch mehr Basen auf, so werden
§. 10. Beschicken des Probirgutes.
ziehung kann auch ein geringer Magnesiagehalt neben Kalk- und Thonerde förderlich wirken.
Die Thonerde hat die Eigenschaft, einmal als Base die Kieselsäure zu sättigen, dann als Stellvertreter für letztere sich mit Basen zu sogenannten Aluminatschlacken zu vereinigen. In den meisten Silicatschlacken findet sich die Thonerde bis zu etwa 18 %; steigert man ihre Menge, so nimmt die Strengflüssig- keit unverhältnissmässig zu. Wenn nun (z. B. beim Verschmelzen thonerdereicher Kohleneisensteine in Westphalen und Schottland) Schlacken mit bis 30 % Thonerde gefunden werden, so erlangen dieselben den gehörigen Grad der Schmelzbarkeit theilweise durch einen grössern Gehalt an Eisen- oder Manganoxydul.
In Betreff der bislang als richtig angesehenen Erfahrung, dass zur Erzeugung einer Schlacke eine höhere Temperatur er- forderlich ist, als zum Umschmelzen einer bereits fertig gebildeten, hat Percy neuerdings die Bemerkung gemacht, dass man beim Zusammenschmelzen der Ingredienzen ungleich mehr Zeit brauche, als zum Schmelzen des bereits gebildeten Silicates, aber dar- aus keinesweges folge, dass sie nicht bei gleicher Temperatur schmelzen.
4) Die Trisilicatschlacken sind sehr strengflüssig, fliessenMerkmale fü[r] d. Silieirungs- grad der Schlacken. zähe (sind sehr saiger), lassen sich zu Fäden ziehen, erstarren sehr langsam, ohne zu zerspringen, und lassen sich deshalb in Formen kneten, haben bei meist erdigen Basen nach dem Er- starren ein helles, glasiges Ansehen, muschligen Bruch und ge- ringes specifisches Gewicht, sind durchsichtig oder durchschei- nend und werden von Säuren nur wenig zersetzt.
Die Subsilicatschlacken meist mit Basen von schweren Metalloxyden, namentlich Eisenoxydul (mit Erdbasen würden sie zu strengflüssig sein), schmelzen bei niedrigerer Temperatur, sind dünnflüssig (sehr frisch), erstarren rasch, zerspringen dabei, haben bei dunkeler Farbe, metallischem oder halbmetallischem Glanz ein bedeutendes specifisches Gewicht und werden von Säuren leicht zersetzt. Sie greifen das kieselsäurereiche Ofen- gemäuer leicht an, bilden wegen ihrer leichten Erstarrbarkeit häufiger Ansätze und führen dadurch zu kürzeren Ofencam- pagnen, als saurere (saigere) Schlacken.
Die Subsilicate können den verschiedensten Silicirungsgrad haben, meistens kommen nur bis Sechstelsilicate (rohe Eisen- frischschlacken) vor. Nehmen sie noch mehr Basen auf, so werden
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0063"n="25"/><fwplace="top"type="header">§. 10. Beschicken des Probirgutes.</fw><lb/>
ziehung kann auch ein geringer Magnesiagehalt neben Kalk- und<lb/>
Thonerde förderlich wirken.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Thonerde</hi> hat die Eigenschaft, einmal als Base die<lb/>
Kieselsäure zu sättigen, dann als Stellvertreter für letztere sich<lb/>
mit Basen zu sogenannten <hirendition="#g">Aluminatschlacken</hi> zu vereinigen.<lb/>
In den meisten Silicatschlacken findet sich die Thonerde bis zu<lb/>
etwa 18 %; steigert man ihre Menge, so nimmt die Strengflüssig-<lb/>
keit unverhältnissmässig zu. Wenn nun (z. B. beim Verschmelzen<lb/>
thonerdereicher Kohleneisensteine in Westphalen und Schottland)<lb/>
Schlacken mit bis 30 % Thonerde gefunden werden, so erlangen<lb/>
dieselben den gehörigen Grad der Schmelzbarkeit theilweise durch<lb/>
einen grössern Gehalt an Eisen- oder Manganoxydul.</p><lb/><p>In Betreff der bislang als richtig angesehenen Erfahrung,<lb/>
dass zur Erzeugung einer Schlacke eine höhere Temperatur er-<lb/>
forderlich ist, als zum Umschmelzen einer bereits fertig gebildeten,<lb/>
hat <hirendition="#k">Percy</hi> neuerdings die Bemerkung gemacht, dass man beim<lb/>
Zusammenschmelzen der Ingredienzen ungleich mehr Zeit brauche,<lb/>
als zum Schmelzen des bereits gebildeten Silicates, aber dar-<lb/>
aus keinesweges folge, dass sie nicht bei gleicher Temperatur<lb/>
schmelzen.</p><lb/><p>4) Die <hirendition="#g">Trisilicatschlacken</hi> sind sehr strengflüssig, fliessen<noteplace="right">Merkmale fü<supplied>r</supplied><lb/>
d. Silieirungs-<lb/>
grad der<lb/>
Schlacken.</note><lb/>
zähe (sind sehr <hirendition="#g">saiger</hi>), lassen sich zu Fäden ziehen, erstarren<lb/>
sehr langsam, ohne zu zerspringen, und lassen sich deshalb in<lb/>
Formen kneten, haben bei meist erdigen Basen nach dem Er-<lb/>
starren ein helles, glasiges Ansehen, muschligen Bruch und ge-<lb/>
ringes specifisches Gewicht, sind durchsichtig oder durchschei-<lb/>
nend und werden von Säuren nur wenig zersetzt.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Subsilicatschlacken</hi> meist mit Basen von schweren<lb/>
Metalloxyden, namentlich Eisenoxydul (mit Erdbasen würden sie<lb/>
zu strengflüssig sein), schmelzen bei niedrigerer Temperatur,<lb/>
sind dünnflüssig (sehr <hirendition="#g">frisch</hi>), erstarren rasch, zerspringen dabei,<lb/>
haben bei dunkeler Farbe, metallischem oder halbmetallischem<lb/>
Glanz ein bedeutendes specifisches Gewicht und werden von<lb/>
Säuren leicht zersetzt. Sie greifen das kieselsäurereiche Ofen-<lb/>
gemäuer leicht an, bilden wegen ihrer leichten Erstarrbarkeit<lb/>
häufiger Ansätze und führen dadurch zu kürzeren Ofencam-<lb/>
pagnen, als saurere (saigere) Schlacken.</p><lb/><p>Die Subsilicate können den verschiedensten Silicirungsgrad<lb/>
haben, meistens kommen nur bis Sechstelsilicate (rohe Eisen-<lb/>
frischschlacken) vor. Nehmen sie noch mehr Basen auf, so werden<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[25/0063]
§. 10. Beschicken des Probirgutes.
ziehung kann auch ein geringer Magnesiagehalt neben Kalk- und
Thonerde förderlich wirken.
Die Thonerde hat die Eigenschaft, einmal als Base die
Kieselsäure zu sättigen, dann als Stellvertreter für letztere sich
mit Basen zu sogenannten Aluminatschlacken zu vereinigen.
In den meisten Silicatschlacken findet sich die Thonerde bis zu
etwa 18 %; steigert man ihre Menge, so nimmt die Strengflüssig-
keit unverhältnissmässig zu. Wenn nun (z. B. beim Verschmelzen
thonerdereicher Kohleneisensteine in Westphalen und Schottland)
Schlacken mit bis 30 % Thonerde gefunden werden, so erlangen
dieselben den gehörigen Grad der Schmelzbarkeit theilweise durch
einen grössern Gehalt an Eisen- oder Manganoxydul.
In Betreff der bislang als richtig angesehenen Erfahrung,
dass zur Erzeugung einer Schlacke eine höhere Temperatur er-
forderlich ist, als zum Umschmelzen einer bereits fertig gebildeten,
hat Percy neuerdings die Bemerkung gemacht, dass man beim
Zusammenschmelzen der Ingredienzen ungleich mehr Zeit brauche,
als zum Schmelzen des bereits gebildeten Silicates, aber dar-
aus keinesweges folge, dass sie nicht bei gleicher Temperatur
schmelzen.
4) Die Trisilicatschlacken sind sehr strengflüssig, fliessen
zähe (sind sehr saiger), lassen sich zu Fäden ziehen, erstarren
sehr langsam, ohne zu zerspringen, und lassen sich deshalb in
Formen kneten, haben bei meist erdigen Basen nach dem Er-
starren ein helles, glasiges Ansehen, muschligen Bruch und ge-
ringes specifisches Gewicht, sind durchsichtig oder durchschei-
nend und werden von Säuren nur wenig zersetzt.
Merkmale für
d. Silieirungs-
grad der
Schlacken.
Die Subsilicatschlacken meist mit Basen von schweren
Metalloxyden, namentlich Eisenoxydul (mit Erdbasen würden sie
zu strengflüssig sein), schmelzen bei niedrigerer Temperatur,
sind dünnflüssig (sehr frisch), erstarren rasch, zerspringen dabei,
haben bei dunkeler Farbe, metallischem oder halbmetallischem
Glanz ein bedeutendes specifisches Gewicht und werden von
Säuren leicht zersetzt. Sie greifen das kieselsäurereiche Ofen-
gemäuer leicht an, bilden wegen ihrer leichten Erstarrbarkeit
häufiger Ansätze und führen dadurch zu kürzeren Ofencam-
pagnen, als saurere (saigere) Schlacken.
Die Subsilicate können den verschiedensten Silicirungsgrad
haben, meistens kommen nur bis Sechstelsilicate (rohe Eisen-
frischschlacken) vor. Nehmen sie noch mehr Basen auf, so werden
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/63>, abgerufen am 11.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.