Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Sommerabend 1815.auf Kloster Lorch, der Grabstätte des Hohenstaufischen Herzog- und Kaiserhauses. Nach mildem Abendregen Die Lüfte kühlend weh'n; Des Landes reicher Seegen Dampft auf zu blauen Höh'n. Duft kommt herangezogen Von Blumen, Kräutern grün, Die unter goldnen Wogen Des Aehrenfeld's erblüh'n. Es rauschen durch die Stille Die Aehren, voll und schwer. Der Wald in üpp'ger Fülle Steht schwarz ein nächtlich Meer. Und über ihn sich breitet Ein stolzer Felsenkranz, Das ist die Alp, gekleidet In blauen Himmelsglanz. Und all' die Berg' und Auen,
Bebaut mit fleiß'ger Hand, Dieß Land so schön zu schauen, Ist deutsches Vaterland! J. Kerners Gedichte. 9
Sommerabend 1815.auf Kloſter Lorch, der Grabſtätte des Hohenſtaufiſchen Herzog- und Kaiſerhauſes. Nach mildem Abendregen Die Luͤfte kuͤhlend weh'n; Des Landes reicher Seegen Dampft auf zu blauen Hoͤh'n. Duft kommt herangezogen Von Blumen, Kraͤutern gruͤn, Die unter goldnen Wogen Des Aehrenfeld's erbluͤh'n. Es rauſchen durch die Stille Die Aehren, voll und ſchwer. Der Wald in uͤpp'ger Fuͤlle Steht ſchwarz ein naͤchtlich Meer. Und uͤber ihn ſich breitet Ein ſtolzer Felſenkranz, Das iſt die Alp, gekleidet In blauen Himmelsglanz. Und all' die Berg' und Auen,
Bebaut mit fleiß'ger Hand, Dieß Land ſo ſchoͤn zu ſchauen, Iſt deutſches Vaterland! J. Kerners Gedichte. 9
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Sommerabend
auf Kloſter Lorch, der Grabſtätte des Hohenſtaufiſchen Herzog- und
Kaiſerhauſes.
1815.
Nach mildem Abendregen
Die Luͤfte kuͤhlend weh'n;
Des Landes reicher Seegen
Dampft auf zu blauen Hoͤh'n.
Duft kommt herangezogen
Von Blumen, Kraͤutern gruͤn,
Die unter goldnen Wogen
Des Aehrenfeld's erbluͤh'n.
Es rauſchen durch die Stille
Die Aehren, voll und ſchwer.
Der Wald in uͤpp'ger Fuͤlle
Steht ſchwarz ein naͤchtlich Meer.
Und uͤber ihn ſich breitet
Ein ſtolzer Felſenkranz,
Das iſt die Alp, gekleidet
In blauen Himmelsglanz.
Und all' die Berg' und Auen,
Bebaut mit fleiß'ger Hand,
Dieß Land ſo ſchoͤn zu ſchauen,
Iſt deutſches Vaterland!
J. Kerners Gedichte. 9
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