Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Sankt Alban. Es steht dem Land zum Gruße Ein Kreutz auf Berges Höh', Leis' wallt zu seinem Fuße Ein himmelblauer See. Viel duft'ge Kräuter blühen An dieses Wassers Rand, Viel fromme Pilger ziehen Dahin vom fernen Land. Wohl vor zwölfhundert Jahren, Da lag dieß Land gar wild, Der Wald mit Thiereschaaren, Der See mit Gift erfüllt: Die an des Kreutzes Stelle Ein schlimmer Felsen war, Stellend zur Lust der Hölle Des Satans Bildniß dar. Kalt, wie des Mondes Strahlen,
Blickt' es in's Land hinein, Zum Fluch den Höh'n und Thalen; Statt Blumen wuchsen Stein', Statt Menschen wurden Drachen, Statt Fischlein Schlangen im See, Die Hölle sah's mit Lachen Und pries das Bild der Höh'. Sankt Alban. Es ſteht dem Land zum Gruße Ein Kreutz auf Berges Hoͤh', Leiſ' wallt zu ſeinem Fuße Ein himmelblauer See. Viel duft'ge Kraͤuter bluͤhen An dieſes Waſſers Rand, Viel fromme Pilger ziehen Dahin vom fernen Land. Wohl vor zwoͤlfhundert Jahren, Da lag dieß Land gar wild, Der Wald mit Thiereſchaaren, Der See mit Gift erfuͤllt: Die an des Kreutzes Stelle Ein ſchlimmer Felſen war, Stellend zur Luſt der Hoͤlle Des Satans Bildniß dar. Kalt, wie des Mondes Strahlen,
Blickt' es in's Land hinein, Zum Fluch den Hoͤh'n und Thalen; Statt Blumen wuchſen Stein', Statt Menſchen wurden Drachen, Statt Fiſchlein Schlangen im See, Die Hoͤlle ſah's mit Lachen Und pries das Bild der Hoͤh'. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0171" n="159"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Sankt Alban</hi>.</head><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Es ſteht dem Land zum Gruße</l><lb/> <l>Ein Kreutz auf Berges Hoͤh',</l><lb/> <l>Leiſ' wallt zu ſeinem Fuße</l><lb/> <l>Ein himmelblauer See.</l><lb/> <l>Viel duft'ge Kraͤuter bluͤhen</l><lb/> <l>An dieſes Waſſers Rand,</l><lb/> <l>Viel fromme Pilger ziehen</l><lb/> <l>Dahin vom fernen Land.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Wohl vor zwoͤlfhundert Jahren,</l><lb/> <l>Da lag dieß Land gar wild,</l><lb/> <l>Der Wald mit Thiereſchaaren,</l><lb/> <l>Der See mit Gift erfuͤllt:</l><lb/> <l>Die an des Kreutzes Stelle</l><lb/> <l>Ein ſchlimmer Felſen war,</l><lb/> <l>Stellend zur Luſt der Hoͤlle</l><lb/> <l>Des Satans Bildniß dar.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Kalt, wie des Mondes Strahlen,</l><lb/> <l>Blickt' es in's Land hinein,</l><lb/> <l>Zum Fluch den Hoͤh'n und Thalen;</l><lb/> <l>Statt Blumen wuchſen Stein',</l><lb/> <l>Statt Menſchen wurden Drachen,</l><lb/> <l>Statt Fiſchlein Schlangen im See,</l><lb/> <l>Die Hoͤlle ſah's mit Lachen</l><lb/> <l>Und pries das Bild der Hoͤh'.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </body> </text> </TEI> [159/0171]
Sankt Alban.
Es ſteht dem Land zum Gruße
Ein Kreutz auf Berges Hoͤh',
Leiſ' wallt zu ſeinem Fuße
Ein himmelblauer See.
Viel duft'ge Kraͤuter bluͤhen
An dieſes Waſſers Rand,
Viel fromme Pilger ziehen
Dahin vom fernen Land.
Wohl vor zwoͤlfhundert Jahren,
Da lag dieß Land gar wild,
Der Wald mit Thiereſchaaren,
Der See mit Gift erfuͤllt:
Die an des Kreutzes Stelle
Ein ſchlimmer Felſen war,
Stellend zur Luſt der Hoͤlle
Des Satans Bildniß dar.
Kalt, wie des Mondes Strahlen,
Blickt' es in's Land hinein,
Zum Fluch den Hoͤh'n und Thalen;
Statt Blumen wuchſen Stein',
Statt Menſchen wurden Drachen,
Statt Fiſchlein Schlangen im See,
Die Hoͤlle ſah's mit Lachen
Und pries das Bild der Hoͤh'.
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