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Kinkel, Gottfried: Margret. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 199–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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den Wintermorgen hinausstarrte, der trostlos bleich und trübe über den Schneebergen anbrach.

Im Hof scholl der Huf eines Pferdes, es war der Doktor, der jetzt vor Frost zitternd in ihre Stube trat; die Tante kam mit ihm. Er setzte sich ans Bettchen des Kindes, nahm das Händchen und befühlte Puls und Stirn; mit weitem scharfem Auge blickte die Mutter auf ihn. Es geht endlich auf eine Entscheidung los, sagte er. Margret erbebte. Noch ist nicht Alles verloren, fuhr er fort, an Lebenskraft haben wir nichts verloren seit vorgestern, aber es ist leicht möglich, daß das Fieber in der nächsten Nacht stärker wird. Geschieht dies, so müssen wir mit einem sehr kräftigen Mittel durchgreifen. Ich will neue Tropfen aufschreiben, merken Sie wohl auf, liebe Margret. Der Tag wird ruhig bleiben, vor Abend thun Sie ja nichts, sondern schlafen heute selbst ein Stündchen. Aber um zehn Uhr in der Nacht richten Sie ein scharfes Auge auf das Kind. Bleibt es wie in den vorigen Nächten, so geben Sie die neue Arznei nicht; spüren Sie aber größere Unruhe und Hitze an ihm, dann rasch zehn Tropfen jede Viertelstunde; ich glaube, daran hängt das Leben des Kindes. Morgen früh komme ich wieder.

Während der Doktor das Recept aufschrieb, sagte die Tante: Das trifft sich gut, unser Paul fährt heut mit dem zweispännigen Wagen nach Blankenheim und bringt hernach Frucht mit herauf, da kann er gleich die Tropfen in der Apotheke holen.

den Wintermorgen hinausstarrte, der trostlos bleich und trübe über den Schneebergen anbrach.

Im Hof scholl der Huf eines Pferdes, es war der Doktor, der jetzt vor Frost zitternd in ihre Stube trat; die Tante kam mit ihm. Er setzte sich ans Bettchen des Kindes, nahm das Händchen und befühlte Puls und Stirn; mit weitem scharfem Auge blickte die Mutter auf ihn. Es geht endlich auf eine Entscheidung los, sagte er. Margret erbebte. Noch ist nicht Alles verloren, fuhr er fort, an Lebenskraft haben wir nichts verloren seit vorgestern, aber es ist leicht möglich, daß das Fieber in der nächsten Nacht stärker wird. Geschieht dies, so müssen wir mit einem sehr kräftigen Mittel durchgreifen. Ich will neue Tropfen aufschreiben, merken Sie wohl auf, liebe Margret. Der Tag wird ruhig bleiben, vor Abend thun Sie ja nichts, sondern schlafen heute selbst ein Stündchen. Aber um zehn Uhr in der Nacht richten Sie ein scharfes Auge auf das Kind. Bleibt es wie in den vorigen Nächten, so geben Sie die neue Arznei nicht; spüren Sie aber größere Unruhe und Hitze an ihm, dann rasch zehn Tropfen jede Viertelstunde; ich glaube, daran hängt das Leben des Kindes. Morgen früh komme ich wieder.

Während der Doktor das Recept aufschrieb, sagte die Tante: Das trifft sich gut, unser Paul fährt heut mit dem zweispännigen Wagen nach Blankenheim und bringt hernach Frucht mit herauf, da kann er gleich die Tropfen in der Apotheke holen.

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[0050] den Wintermorgen hinausstarrte, der trostlos bleich und trübe über den Schneebergen anbrach. Im Hof scholl der Huf eines Pferdes, es war der Doktor, der jetzt vor Frost zitternd in ihre Stube trat; die Tante kam mit ihm. Er setzte sich ans Bettchen des Kindes, nahm das Händchen und befühlte Puls und Stirn; mit weitem scharfem Auge blickte die Mutter auf ihn. Es geht endlich auf eine Entscheidung los, sagte er. Margret erbebte. Noch ist nicht Alles verloren, fuhr er fort, an Lebenskraft haben wir nichts verloren seit vorgestern, aber es ist leicht möglich, daß das Fieber in der nächsten Nacht stärker wird. Geschieht dies, so müssen wir mit einem sehr kräftigen Mittel durchgreifen. Ich will neue Tropfen aufschreiben, merken Sie wohl auf, liebe Margret. Der Tag wird ruhig bleiben, vor Abend thun Sie ja nichts, sondern schlafen heute selbst ein Stündchen. Aber um zehn Uhr in der Nacht richten Sie ein scharfes Auge auf das Kind. Bleibt es wie in den vorigen Nächten, so geben Sie die neue Arznei nicht; spüren Sie aber größere Unruhe und Hitze an ihm, dann rasch zehn Tropfen jede Viertelstunde; ich glaube, daran hängt das Leben des Kindes. Morgen früh komme ich wieder. Während der Doktor das Recept aufschrieb, sagte die Tante: Das trifft sich gut, unser Paul fährt heut mit dem zweispännigen Wagen nach Blankenheim und bringt hernach Frucht mit herauf, da kann er gleich die Tropfen in der Apotheke holen.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:40:10Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:40:10Z)

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Zitationshilfe: Kinkel, Gottfried: Margret. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 4. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 199–262. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kinkel_margret_1910/50>, abgerufen am 23.11.2024.