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Kirchhoff, Auguste: Zur Entwicklung der Frauenstimmrechts-Bewegung. Bremen, [1916].

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alle Mitglieder der "Reformpartei", die erst einmal im kleine-
ren Kreise der Einigungsfrage näher treten und dann mit offi-
ziellen Vorschlägen an die verschiedenen Vorstände herangehen
wollten. Es lag ein ausführlicher Satzungsentwurf bei, das
ganze war gedacht als ein festgeschlossener Bund. Demgegen-
über veröffentlichten Dr. Augspurg und Lyda Gustava Hey-
mann in der Zeitschrift für Frauenstimmrecht vom 1. Juli 1914
einen Gegenentwurf für ein loses Kartell deutscher Stimm-
rechtsverbände.

Der Krieg vereitelte diese Pläne.

Am 10. Januar 1915 griff Frau Cauer den Gedanken eines
Zusammenschlusses aller deutschen Stimmrechtsorganisationen
von neuem auf und wandte sich mit einer dahingehenden An-
regung an alle drei Organisationen.

Der deutsche Verband begrüßte zunächst die neu auf-
genommene Jnitiative dankbar, während innerhalb des Frauen-
stimmrechtsbundes die Ansichten auseinander gingen. Zweifel
über den richtigen Zeitpunkt und vor allem über Frau Cauers
Voraussetzung, "daß nach dem einmütigen Zusammenstehen des
ganzen deutschen Volkes die Wahlrechtsfrage nur noch im
Sinne des § 3 aufgefaßt werden könne", wurden laut. Jm
Prinzip war man im Bunde nach wie vor für ein loses Kartell
unter vollkommener Wahrung des prinzipiellen Standpunktes.
Auch die deutsche Vereinigung antwortete in letzterem Sinne.
Einige Monate später aber korrigierte der Verband seine Stel-
lungnahme. Man hatte Frau Cauers Vorschlag dort als eine
Verschmelzung aller Organisationen aufgefaßt und lehnte ihn
nun mit dem Hinweis daraufhin ab, daß ein Kartellverhältnis
schon vorgesehen und ein Zusammengehen mit dem Stimm-
rechtsbund wegen dessen Stellung zum internationalen Haager
Frauen-Friedens-Kongreß ausgeschlossen sei.

Am 25. Mai 1915 fand dann auf erneute Einladung von
Maria Lischnewska die für Oktober 1914 geplante "Erste Kon-
ferenz zur Erörterung der Frage der nationalen Einigung der
deutschen Stimmrechtsbewegung" statt. Anwesend waren Ver-
treterinnen aller drei Gruppen: des deutschen Verbandes der

alle Mitglieder der „Reformpartei“, die erst einmal im kleine-
ren Kreise der Einigungsfrage näher treten und dann mit offi-
ziellen Vorschlägen an die verschiedenen Vorstände herangehen
wollten. Es lag ein ausführlicher Satzungsentwurf bei, das
ganze war gedacht als ein festgeschlossener Bund. Demgegen-
über veröffentlichten Dr. Augspurg und Lyda Gustava Hey-
mann in der Zeitschrift für Frauenstimmrecht vom 1. Juli 1914
einen Gegenentwurf für ein loses Kartell deutscher Stimm-
rechtsverbände.

Der Krieg vereitelte diese Pläne.

Am 10. Januar 1915 griff Frau Cauer den Gedanken eines
Zusammenschlusses aller deutschen Stimmrechtsorganisationen
von neuem auf und wandte sich mit einer dahingehenden An-
regung an alle drei Organisationen.

Der deutsche Verband begrüßte zunächst die neu auf-
genommene Jnitiative dankbar, während innerhalb des Frauen-
stimmrechtsbundes die Ansichten auseinander gingen. Zweifel
über den richtigen Zeitpunkt und vor allem über Frau Cauers
Voraussetzung, „daß nach dem einmütigen Zusammenstehen des
ganzen deutschen Volkes die Wahlrechtsfrage nur noch im
Sinne des § 3 aufgefaßt werden könne“, wurden laut. Jm
Prinzip war man im Bunde nach wie vor für ein loses Kartell
unter vollkommener Wahrung des prinzipiellen Standpunktes.
Auch die deutsche Vereinigung antwortete in letzterem Sinne.
Einige Monate später aber korrigierte der Verband seine Stel-
lungnahme. Man hatte Frau Cauers Vorschlag dort als eine
Verschmelzung aller Organisationen aufgefaßt und lehnte ihn
nun mit dem Hinweis daraufhin ab, daß ein Kartellverhältnis
schon vorgesehen und ein Zusammengehen mit dem Stimm-
rechtsbund wegen dessen Stellung zum internationalen Haager
Frauen-Friedens-Kongreß ausgeschlossen sei.

Am 25. Mai 1915 fand dann auf erneute Einladung von
Maria Lischnewska die für Oktober 1914 geplante „Erste Kon-
ferenz zur Erörterung der Frage der nationalen Einigung der
deutschen Stimmrechtsbewegung“ statt. Anwesend waren Ver-
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[13/0013] alle Mitglieder der „Reformpartei“, die erst einmal im kleine- ren Kreise der Einigungsfrage näher treten und dann mit offi- ziellen Vorschlägen an die verschiedenen Vorstände herangehen wollten. Es lag ein ausführlicher Satzungsentwurf bei, das ganze war gedacht als ein festgeschlossener Bund. Demgegen- über veröffentlichten Dr. Augspurg und Lyda Gustava Hey- mann in der Zeitschrift für Frauenstimmrecht vom 1. Juli 1914 einen Gegenentwurf für ein loses Kartell deutscher Stimm- rechtsverbände. Der Krieg vereitelte diese Pläne. Am 10. Januar 1915 griff Frau Cauer den Gedanken eines Zusammenschlusses aller deutschen Stimmrechtsorganisationen von neuem auf und wandte sich mit einer dahingehenden An- regung an alle drei Organisationen. Der deutsche Verband begrüßte zunächst die neu auf- genommene Jnitiative dankbar, während innerhalb des Frauen- stimmrechtsbundes die Ansichten auseinander gingen. Zweifel über den richtigen Zeitpunkt und vor allem über Frau Cauers Voraussetzung, „daß nach dem einmütigen Zusammenstehen des ganzen deutschen Volkes die Wahlrechtsfrage nur noch im Sinne des § 3 aufgefaßt werden könne“, wurden laut. Jm Prinzip war man im Bunde nach wie vor für ein loses Kartell unter vollkommener Wahrung des prinzipiellen Standpunktes. Auch die deutsche Vereinigung antwortete in letzterem Sinne. Einige Monate später aber korrigierte der Verband seine Stel- lungnahme. Man hatte Frau Cauers Vorschlag dort als eine Verschmelzung aller Organisationen aufgefaßt und lehnte ihn nun mit dem Hinweis daraufhin ab, daß ein Kartellverhältnis schon vorgesehen und ein Zusammengehen mit dem Stimm- rechtsbund wegen dessen Stellung zum internationalen Haager Frauen-Friedens-Kongreß ausgeschlossen sei. Am 25. Mai 1915 fand dann auf erneute Einladung von Maria Lischnewska die für Oktober 1914 geplante „Erste Kon- ferenz zur Erörterung der Frage der nationalen Einigung der deutschen Stimmrechtsbewegung“ statt. Anwesend waren Ver- treterinnen aller drei Gruppen: des deutschen Verbandes der

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen : Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-25T17:57:43Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-25T17:57:43Z)

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Zitationshilfe: Kirchhoff, Auguste: Zur Entwicklung der Frauenstimmrechts-Bewegung. Bremen, [1916], S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchhoff_entwicklung_1916/13>, abgerufen am 21.11.2024.