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Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587.

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Also wenn ein Theologus den natürlichen menschen für sich hat / wie er von Vater vnnd mutter in der Erbsünde empfangen vnnd geboren / straffet jn vmb der sünde willen / tröstet jhn aus Gottes wort mit Christi blut vnnd todt / so hat er kein ander wesen / kein andern menschen für sich als ein artzet (denn des menschen wesen endert sich der vnterschiedlichen betrachtungen halben gar nicht) es ist ein leib vnnd Seele / alleine das jhm der artzt leiblich dienet / vnd zu diesen leben / ein Thelogus oder Prediger aber geistlich vnd zum ewigen leben.

Dieses wolle der Christliche Leser wol in acht nemen / auff das er des Gegentheils betrug vnd falsch / dessen sie sich in diesem stück gebrauchen / desto besser erkennen vnnd verstehen lerne. Denn in warheit alles was sie von viel ermeltem vnterscheid des Physischen oder natürlichen vnnd Theologischen wesen des menschen schreiben / ist nichts anders denn ein lauter alfantzerey / damit sie den vnwissenden den mund auffsperren / aber alles ohne grund Göttliches worts.

Gegentheil kan denvn terscheid zwischen den zweierley wesen des natürlichen vnd Theologischen mit keinem Spruch der Schrifft erweisen. Einrede.

Sind sie jhrer sachen so gewis wie sie rhümen / warumb erweisen sie jhr gedicht / von der zweyerley wesen des menschens (natürlichen vnnd Theologischen) nicht aus klaren sprüchen der Schrifft? Aber was solten sie erweisen / wenn sie alle brillen auff setzen so in der welt sind / würden sie doch nicht einen Spruch weder im alten noch im newen Testament finden / daraus sie solchs darzu thun vermöchten.

Ob sie nu gleich sagen wolten / es müsse dennoch der mensch anderst betrachtet werden / wie er von natur ist / ausserhalb Gottes gericht / da seine glieder ein gut geschöpff Gottes sein / vnnd anderst / wie er für Gottes gericht ist etc. So folgt aber darumb hieraus noch lange nicht / das ein

Also wenn ein Theologus den natürlichen menschen für sich hat / wie er von Vater vnnd mutter in der Erbsünde empfangen vnnd geboren / straffet jn vmb der sünde willen / tröstet jhn aus Gottes wort mit Christi blut vnnd todt / so hat er kein ander wesen / kein andern menschen für sich als ein artzet (denn des menschen wesen endert sich der vnterschiedlichen betrachtungen halben gar nicht) es ist ein leib vnnd Seele / alleine das jhm der artzt leiblich dienet / vnd zu diesen leben / ein Thelogus oder Prediger aber geistlich vnd zum ewigen leben.

Dieses wolle der Christliche Leser wol in acht nemen / auff das er des Gegentheils betrug vnd falsch / dessen sie sich in diesem stück gebrauchen / desto besser erkennen vnnd verstehen lerne. Denn in warheit alles was sie von viel ermeltem vnterscheid des Physischen oder natürlichen vnnd Theologischen wesen des menschen schreiben / ist nichts anders denn ein lauter alfantzerey / damit sie den vnwissenden den mund auffsperren / aber alles ohne grund Göttliches worts.

Gegentheil kan denvn terscheid zwischen den zweierley wesen des natürlichen vnd Theologischen mit keinem Spruch der Schrifft erweisen. Einrede.

Sind sie jhrer sachen so gewis wie sie rhümen / warumb erweisen sie jhr gedicht / von der zweyerley wesen des menschens (natürlichen vnnd Theologischen) nicht aus klaren sprüchen der Schrifft? Aber was solten sie erweisen / wenn sie alle brillen auff setzen so in der welt sind / würden sie doch nicht einen Spruch weder im alten noch im newen Testament finden / daraus sie solchs darzu thun vermöchten.

Ob sie nu gleich sagen wolten / es müsse dennoch der mensch anderst betrachtet werden / wie er von natur ist / ausserhalb Gottes gericht / da seine glieder ein gut geschöpff Gottes sein / vnnd anderst / wie er für Gottes gericht ist etc. So folgt aber darumb hieraus noch lange nicht / das ein

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[0124] Also wenn ein Theologus den natürlichen menschen für sich hat / wie er von Vater vnnd mutter in der Erbsünde empfangen vnnd geboren / straffet jn vmb der sünde willen / tröstet jhn aus Gottes wort mit Christi blut vnnd todt / so hat er kein ander wesen / kein andern menschen für sich als ein artzet (denn des menschen wesen endert sich der vnterschiedlichen betrachtungen halben gar nicht) es ist ein leib vnnd Seele / alleine das jhm der artzt leiblich dienet / vnd zu diesen leben / ein Thelogus oder Prediger aber geistlich vnd zum ewigen leben. Dieses wolle der Christliche Leser wol in acht nemen / auff das er des Gegentheils betrug vnd falsch / dessen sie sich in diesem stück gebrauchen / desto besser erkennen vnnd verstehen lerne. Denn in warheit alles was sie von viel ermeltem vnterscheid des Physischen oder natürlichen vnnd Theologischen wesen des menschen schreiben / ist nichts anders denn ein lauter alfantzerey / damit sie den vnwissenden den mund auffsperren / aber alles ohne grund Göttliches worts. Sind sie jhrer sachen so gewis wie sie rhümen / warumb erweisen sie jhr gedicht / von der zweyerley wesen des menschens (natürlichen vnnd Theologischen) nicht aus klaren sprüchen der Schrifft? Aber was solten sie erweisen / wenn sie alle brillen auff setzen so in der welt sind / würden sie doch nicht einen Spruch weder im alten noch im newen Testament finden / daraus sie solchs darzu thun vermöchten. Ob sie nu gleich sagen wolten / es müsse dennoch der mensch anderst betrachtet werden / wie er von natur ist / ausserhalb Gottes gericht / da seine glieder ein gut geschöpff Gottes sein / vnnd anderst / wie er für Gottes gericht ist etc. So folgt aber darumb hieraus noch lange nicht / das ein

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Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Von der Erbsünde was sie eigentlich vnd nach der heiligen Schrifft zu reden sey, vnnd warauff der heuptstreit in dieser sache beruhe. Jena, 1587, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_erbsuende_1587/124>, abgerufen am 21.11.2024.