Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.Anno 1527.gifftige Tücklein / vnd Mordstiche / die nicht zuheilen sind. Vnd zwar wenn ich kein Christ were / so were ich gesinnet / daß mir einer lieber den Halß absteche / denn solche Tücklein bewiese / da ich mit meinem Buch muß den Seelengifft fürtragen / vnwissent vnnd vnwillens. Also gach ist den Leuten vnnd jhrem Teuffel / mit jhrem Irrsall / daß sie auch durch frembde Bücher denselben außbreiten / gerade als weren der Bücher zu wenig / damit sie jetzt die Welt teuben wollen / was solte nach meinem Tod geschehen? Das thut man mir bey meinem Leben / vnnd lesset mich hier zu Wittenberg sitzen vnd zusehen. Vnnd zwar Bucerus hette mich nicht dörffen lehren seinen Trawm vnnd Gedicht vom brabeo & eadem esca. Es ist nicht zuhoch ding / ich wolts auch wol ersehen haben / wo ich hette gefallen dran gehabt. Dazu / hette er fehl an meiner Außlegung gehabt / hette er mich wol wissen zufinden mit Schrifften / oder eignen Büchlein / vnd wer ohne not gewest / hinder meinem Rücken / mein liebstes Buch so zuschänden / vnd damit seinen Gifft in die Hertzen zutreiben. Solche stücklein gehen alle hin vnder euch / als heilige / sittige / Christliche Werck / trotz vns vngedültigen / daß wir dawider mucken. Daran lest jhm derselbig Bucerus nicht genügen / Magister Philippus Melanthon muß auch herhalten / von dem schreibet er frey herauß / Philippus möge jetzt glauben was er wolle / aber etwan habe er es gewißlich auch gelehret / daß eitel Brot im Abendmal sey. Sihe lieber sihe / wie dringen die heiligen Leute auff vns / vnnd wollen vns blinde geistlose Fleischfresser schlecht mit Gewalt in jhrem Glauben haben / als köndte jhr Gott nicht ohne vns Wittenberger zu seiner Ehre kommen / vnd jhren Glauben erhalten. Ich wil das Stücklein jetzt nicht außstreichen / wie es wol werth were / auff daß sie nicht Vrsach nemmen / an vnser Vngedult / der Hauptsachen zuuergessen / vnd jhre Heiligkeit zuprei- Anno 1527.gifftige Tücklein / vnd Mordstiche / die nicht zuheilen sind. Vnd zwar wenn ich kein Christ were / so were ich gesinnet / daß mir einer lieber den Halß absteche / denn solche Tücklein bewiese / da ich mit meinem Buch muß den Seelengifft fürtragen / vnwissent vnnd vnwillens. Also gach ist den Leuten vnnd jhrem Teuffel / mit jhrem Irrsall / daß sie auch durch frembde Bücher denselben außbreiten / gerade als weren der Bücher zu wenig / damit sie jetzt die Welt teuben wollen / was solte nach meinem Tod geschehen? Das thut man mir bey meinem Leben / vnnd lesset mich hier zu Wittenberg sitzen vnd zusehen. Vnnd zwar Bucerus hette mich nicht dörffen lehren seinen Trawm vnnd Gedicht vom brabeo & eadem esca. Es ist nicht zuhoch ding / ich wolts auch wol ersehen haben / wo ich hette gefallen dran gehabt. Dazu / hette er fehl an meiner Außlegung gehabt / hette er mich wol wissen zufinden mit Schrifften / oder eignen Büchlein / vnd wer ohne not gewest / hinder meinem Rücken / mein liebstes Buch so zuschänden / vnd damit seinen Gifft in die Hertzen zutreiben. Solche stücklein gehen alle hin vnder euch / als heilige / sittige / Christliche Werck / trotz vns vngedültigen / daß wir dawider mucken. Daran lest jhm derselbig Bucerus nicht genügen / Magister Philippus Melanthon muß auch herhalten / von dem schreibet er frey herauß / Philippus möge jetzt glauben was er wolle / aber etwan habe er es gewißlich auch gelehret / daß eitel Brot im Abendmal sey. Sihe lieber sihe / wie dringen die heiligen Leute auff vns / vnnd wollen vns blinde geistlose Fleischfresser schlecht mit Gewalt in jhrem Glauben haben / als köndte jhr Gott nicht ohne vns Wittenberger zu seiner Ehre kommen / vnd jhren Glauben erhalten. Ich wil das Stücklein jetzt nicht außstreichen / wie es wol werth were / auff daß sie nicht Vrsach nem̃en / an vnser Vngedult / der Hauptsachen zuuergessen / vnd jhre Heiligkeit zuprei- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0124" n="108"/><note place="left">Anno 1527.</note>gifftige Tücklein / vnd Mordstiche / die nicht zuheilen sind. Vnd zwar wenn ich kein Christ were / so were ich gesinnet / daß mir einer lieber den Halß absteche / denn solche Tücklein bewiese / da ich mit meinem Buch muß den Seelengifft fürtragen / vnwissent vnnd vnwillens. Also gach ist den Leuten vnnd jhrem Teuffel / mit jhrem Irrsall / daß sie auch durch frembde Bücher denselben außbreiten / gerade als weren der Bücher zu wenig / damit sie jetzt die Welt teuben wollen / was solte nach meinem Tod geschehen? Das thut man mir bey meinem Leben / vnnd lesset mich hier zu Wittenberg sitzen vnd zusehen. Vnnd zwar Bucerus hette mich nicht dörffen lehren seinen Trawm vnnd Gedicht vom brabeo & eadem esca. Es ist nicht zuhoch ding / ich wolts auch wol ersehen haben / wo ich hette gefallen dran gehabt. Dazu / hette er fehl an meiner Außlegung gehabt / hette er mich wol wissen zufinden mit Schrifften / oder eignen Büchlein / vnd wer ohne not gewest / hinder meinem Rücken / mein liebstes Buch so zuschänden / vnd damit seinen Gifft in die Hertzen zutreiben. Solche stücklein gehen alle hin vnder euch / als heilige / sittige / Christliche Werck / trotz vns vngedültigen / daß wir dawider mucken.</p> <note place="left">Bucerus wil Philippum auff seiner seiten haben.</note> <p>Daran lest jhm derselbig Bucerus nicht genügen / Magister Philippus Melanthon muß auch herhalten / von dem schreibet er frey herauß / Philippus möge jetzt glauben was er wolle / aber etwan habe er es gewißlich auch gelehret / daß eitel Brot im Abendmal sey.</p> <p>Sihe lieber sihe / wie dringen die heiligen Leute auff vns / vnnd wollen vns blinde geistlose Fleischfresser schlecht mit Gewalt in jhrem Glauben haben / als köndte jhr Gott nicht ohne vns Wittenberger zu seiner Ehre kommen / vnd jhren Glauben erhalten. Ich wil das Stücklein jetzt nicht außstreichen / wie es wol werth were / auff daß sie nicht Vrsach nem̃en / an vnser Vngedult / der Hauptsachen zuuergessen / vnd jhre Heiligkeit zuprei- </p> </div> </body> </text> </TEI> [108/0124]
gifftige Tücklein / vnd Mordstiche / die nicht zuheilen sind. Vnd zwar wenn ich kein Christ were / so were ich gesinnet / daß mir einer lieber den Halß absteche / denn solche Tücklein bewiese / da ich mit meinem Buch muß den Seelengifft fürtragen / vnwissent vnnd vnwillens. Also gach ist den Leuten vnnd jhrem Teuffel / mit jhrem Irrsall / daß sie auch durch frembde Bücher denselben außbreiten / gerade als weren der Bücher zu wenig / damit sie jetzt die Welt teuben wollen / was solte nach meinem Tod geschehen? Das thut man mir bey meinem Leben / vnnd lesset mich hier zu Wittenberg sitzen vnd zusehen. Vnnd zwar Bucerus hette mich nicht dörffen lehren seinen Trawm vnnd Gedicht vom brabeo & eadem esca. Es ist nicht zuhoch ding / ich wolts auch wol ersehen haben / wo ich hette gefallen dran gehabt. Dazu / hette er fehl an meiner Außlegung gehabt / hette er mich wol wissen zufinden mit Schrifften / oder eignen Büchlein / vnd wer ohne not gewest / hinder meinem Rücken / mein liebstes Buch so zuschänden / vnd damit seinen Gifft in die Hertzen zutreiben. Solche stücklein gehen alle hin vnder euch / als heilige / sittige / Christliche Werck / trotz vns vngedültigen / daß wir dawider mucken.
Anno 1527. Daran lest jhm derselbig Bucerus nicht genügen / Magister Philippus Melanthon muß auch herhalten / von dem schreibet er frey herauß / Philippus möge jetzt glauben was er wolle / aber etwan habe er es gewißlich auch gelehret / daß eitel Brot im Abendmal sey.
Sihe lieber sihe / wie dringen die heiligen Leute auff vns / vnnd wollen vns blinde geistlose Fleischfresser schlecht mit Gewalt in jhrem Glauben haben / als köndte jhr Gott nicht ohne vns Wittenberger zu seiner Ehre kommen / vnd jhren Glauben erhalten. Ich wil das Stücklein jetzt nicht außstreichen / wie es wol werth were / auff daß sie nicht Vrsach nem̃en / an vnser Vngedult / der Hauptsachen zuuergessen / vnd jhre Heiligkeit zuprei-
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