Anno 1530.er nicht / ergo, so muß er die Seele speisen. So er aber die Seele leiblich speiset / so jsset die Seele Fleisch / vnnd bleibet das nicht war / daß Geist allein auß Geist geboren werde.
2.
Ich frage / was der natürliche Leib Christi geessen nütze? Antworten etliche / Er bringet vergebung der Sünde. Wenn das war ist / so haben die Jünger verzeihung der Sünden im Abendmal. Ergo, so ist Christus vergeblich gestorben / oder so der geessene Leib (comestum corpus) die Frucht vnnd Krafft deß leidens Christi außtheilet / wie sie fürgeben / so folget / daß die Frucht deß leidens Christi vnd seiner Erlösung / außgetheilet ist / ehe sie geboren vnd worden ist. So aber / wie andeee vngelehrte sagen / der natürliche / leibliche geessene Leib / den Leib deß Menschen speiset zur Aufferstehung / so wirdt er noch viel mehr vnsern Leib gesund machen / vnd von Kranckheit erlösen. Aber Irenaeus wil anders verstanden werden / wenn er saget / vnser Leib werde mit dem Leib Christi gespeiset zur Aufferstehung. Denn er wil anzeigen / daß die Hoffnung vnser Aufferstehung bekrefftiget werde / durch die Aufferstehung Christi. En lepidum tropum.
3.
So der natürliche Leib Christi im Nachtmal den Jüngern gegeben ist / so ist noth / daß sie denselben geessen haben / wie er dazumal gewest: Nun ist er damals passibile & vulnerabile corpus, leidenbar gewest. Ergo, so müssen sie den Leib geessen haben / der verwundet solte werden / denn er je noch nicht verkleret war. So aber vnser widerpart saget / sie haben wol denselben Leib geessen / aber nicht vulnerabile & passibile, der da verwundet solte werden vnnd leiden / sondern wie er nach der Aufferstehung war. So sage ich widerumb / Ergo, so hat Christus entweder zweene Leib gehabt / einen / der noch nicht verkleret / vnd den andern / der verkleret worden: Oder aber derselbige Leib hat zu einer zeit müssen tödlich vnnd vntödlich (passibile & impassibile) gewest sein. Vnnd weil er den Todt so sehr gefürchtet / hette er je nicht wollen leiden / sondern hette sich an das / wölches vn-
Anno 1530.er nicht / ergo, so muß er die Seele speisen. So er aber die Seele leiblich speiset / so jsset die Seele Fleisch / vnnd bleibet das nicht war / daß Geist allein auß Geist geboren werde.
2.
Ich frage / was der natürliche Leib Christi geessen nütze? Antworten etliche / Er bringet vergebung der Sünde. Wenn das war ist / so haben die Jünger verzeihung der Sünden im Abendmal. Ergo, so ist Christus vergeblich gestorben / oder so der geessene Leib (comestum corpus) die Frucht vnnd Krafft deß leidens Christi außtheilet / wie sie fürgeben / so folget / daß die Frucht deß leidens Christi vnd seiner Erlösung / außgetheilet ist / ehe sie geboren vnd worden ist. So aber / wie andeee vngelehrte sagen / der natürliche / leibliche geessene Leib / den Leib deß Menschen speiset zur Aufferstehung / so wirdt er noch viel mehr vnsern Leib gesund machen / vnd von Kranckheit erlösen. Aber Irenaeus wil anders verstanden werden / wenn er saget / vnser Leib werde mit dem Leib Christi gespeiset zur Aufferstehung. Denn er wil anzeigen / daß die Hoffnung vnser Aufferstehung bekrefftiget werde / durch die Aufferstehung Christi. En lepidum tropum.
3.
So der natürliche Leib Christi im Nachtmal den Jüngern gegeben ist / so ist noth / daß sie denselben geessen haben / wie er dazumal gewest: Nun ist er damals passibile & vulnerabile corpus, leidenbar gewest. Ergo, so müssen sie den Leib geessen haben / der verwundet solte werden / denn er je noch nicht verkleret war. So aber vnser widerpart saget / sie haben wol denselben Leib geessen / aber nicht vulnerabile & passibile, der da verwundet solte werden vnnd leiden / sondern wie er nach der Aufferstehung war. So sage ich widerumb / Ergo, so hat Christus entweder zweene Leib gehabt / einen / der noch nicht verkleret / vnd den andern / der verkleret worden: Oder aber derselbige Leib hat zu einer zeit müssen tödlich vnnd vntödlich (passibile & impassibile) gewest sein. Vnnd weil er den Todt so sehr gefürchtet / hette er je nicht wollen leiden / sondern hette sich an das / wölches vn-
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er nicht / ergo, so muß er die Seele speisen. So er aber die Seele leiblich speiset / so jsset die Seele Fleisch / vnnd bleibet das nicht war / daß Geist allein auß Geist geboren werde.
Anno 1530. Ich frage / was der natürliche Leib Christi geessen nütze? Antworten etliche / Er bringet vergebung der Sünde. Wenn das war ist / so haben die Jünger verzeihung der Sünden im Abendmal. Ergo, so ist Christus vergeblich gestorben / oder so der geessene Leib (comestum corpus) die Frucht vnnd Krafft deß leidens Christi außtheilet / wie sie fürgeben / so folget / daß die Frucht deß leidens Christi vnd seiner Erlösung / außgetheilet ist / ehe sie geboren vnd worden ist. So aber / wie andeee vngelehrte sagen / der natürliche / leibliche geessene Leib / den Leib deß Menschen speiset zur Aufferstehung / so wirdt er noch viel mehr vnsern Leib gesund machen / vnd von Kranckheit erlösen. Aber Irenaeus wil anders verstanden werden / wenn er saget / vnser Leib werde mit dem Leib Christi gespeiset zur Aufferstehung. Denn er wil anzeigen / daß die Hoffnung vnser Aufferstehung bekrefftiget werde / durch die Aufferstehung Christi. En lepidum tropum.
So der natürliche Leib Christi im Nachtmal den Jüngern gegeben ist / so ist noth / daß sie denselben geessen haben / wie er dazumal gewest: Nun ist er damals passibile & vulnerabile corpus, leidenbar gewest. Ergo, so müssen sie den Leib geessen haben / der verwundet solte werden / denn er je noch nicht verkleret war. So aber vnser widerpart saget / sie haben wol denselben Leib geessen / aber nicht vulnerabile & passibile, der da verwundet solte werden vnnd leiden / sondern wie er nach der Aufferstehung war. So sage ich widerumb / Ergo, so hat Christus entweder zweene Leib gehabt / einen / der noch nicht verkleret / vnd den andern / der verkleret worden: Oder aber derselbige Leib hat zu einer zeit müssen tödlich vnnd vntödlich (passibile & impassibile) gewest sein. Vnnd weil er den Todt so sehr gefürchtet / hette er je nicht wollen leiden / sondern hette sich an das / wölches vn-
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Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/216>, abgerufen am 16.02.2025.
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