Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.anschawung deß Glaubens / vns viel mehr als ein bloß gedechtnüsAnno 1530. deß abwesenden Christi bedeute / welches auch Oecolampad in seinem Dialogo gnugsam bezeuget. Mich nimpt aber wunder / warumb man damit nicht zu Frieden / daß ich geschrieben habe / die vnseren strecken aber solche Gegenwertigkeit viel weiter / als die durch das vnfeilend Wort Gottes / vnnd gewaltige Wirckung deß H. Geistes / bestehet: Dieweil sie doch selbst also reden / daß der Leib Christi durchs Wort ins Abendmal gebracht werde / vnnd die Vätter hin vnnd wider / daß Christus durch die Krafft deß H. Geistes gegenwertig were / bezeugen. So ich nu hie die Gegenwertigkeit allein von der Krafft vnnd Wirckung vnd vom H. Geist verstehe: So müssen sie eben dasselbige auch verstehen / dieweil sie eben dieselbige Wort brauchen: Aber was darffs viel Wort? hat doch Oecolampadius gnug vnnd vberig gnug bezeuget / daß vns auch der ware Leib deß HERRN im Abendmal gegenwertig gereichet werde / aber also / wie es Chrysostomus vnd andere Vätter gegleubet haben / allein der Seelen vnd dem reinen hertzen / das in den Himmel durch den Glauben erhaben ist. Wir gleuben auch / daß Gott alle ding müglich ist / dieweilButzer helt sich nur an die reumliche gegenwart des Leibs Christi an einem gewissen ort im Himmel. aber die H. Schrifft / den leib Christi / so wol nach der aufferstehuug / als zuuor / allzeit nur an einem ort / leiblich / vnd nimmer in vielen örten zugleich / beweiset: So kan ich auch nicht anders dauon halten / daß der Leib Christi nirgend anders als reumlich sey / ist nicht vnsere meinung: man verstehe dann (etwa sein) nach eigenschafft eines leibs. Denn wir bekennen / daß der ware vnd gantze Christus allenthalben sey / wo Christen sind / denn er wohnet in jhnen. Daß er aber leiblich an einem ort sein solte / vnd doch nicht raum geben oder nemen / das sagen wir / sey wieder die Natur vnd Eigenschafft eines waren Leibs. anschawung deß Glaubens / vns viel mehr als ein bloß gedechtnüsAnno 1530. deß abwesenden Christi bedeute / welches auch Oecolampad in seinem Dialogo gnugsam bezeuget. Mich nimpt aber wunder / warumb man damit nicht zu Frieden / daß ich geschrieben habe / die vnseren strecken aber solche Gegenwertigkeit viel weiter / als die durch das vnfeilend Wort Gottes / vnnd gewaltige Wirckung deß H. Geistes / bestehet: Dieweil sie doch selbst also reden / daß der Leib Christi durchs Wort ins Abendmal gebracht werde / vnnd die Vätter hin vnnd wider / daß Christus durch die Krafft deß H. Geistes gegenwertig were / bezeugen. So ich nu hie die Gegenwertigkeit allein von der Krafft vnnd Wirckung vnd vom H. Geist verstehe: So müssen sie eben dasselbige auch verstehen / dieweil sie eben dieselbige Wort brauchen: Aber was darffs viel Wort? hat doch Oecolampadius gnug vnnd vberig gnug bezeuget / daß vns auch der ware Leib deß HERRN im Abendmal gegenwertig gereichet werde / aber also / wie es Chrysostomus vnd andere Vätter gegleubet haben / allein der Seelen vnd dem reinen hertzen / das in den Himmel durch den Glauben erhaben ist. Wir gleuben auch / daß Gott alle ding müglich ist / dieweilButzer helt sich nur an die reumliche gegenwart des Leibs Christi an einem gewissen ort im Himmel. aber die H. Schrifft / den leib Christi / so wol nach der aufferstehuug / als zuuor / allzeit nur an einem ort / leiblich / vnd nimmer in vielen örten zugleich / beweiset: So kan ich auch nicht anders dauon halten / daß der Leib Christi nirgend anders als reumlich sey / ist nicht vnsere meinung: man verstehe dann (etwa sein) nach eigenschafft eines leibs. Denn wir bekennen / daß der ware vnd gantze Christus allenthalben sey / wo Christen sind / denn er wohnet in jhnen. Daß er aber leiblich an einem ort sein solte / vnd doch nicht raum geben oder nemen / das sagen wir / sey wieder die Natur vnd Eigenschafft eines waren Leibs. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0223" n="207"/> anschawung deß Glaubens / vns viel mehr als ein bloß gedechtnüs<note place="right">Anno 1530.</note> deß abwesenden Christi bedeute / welches auch Oecolampad in seinem Dialogo gnugsam bezeuget. Mich nimpt aber wunder / warumb man damit nicht zu Frieden / daß ich geschrieben habe / die vnseren strecken aber solche Gegenwertigkeit viel weiter / als die durch das vnfeilend Wort Gottes / vnnd gewaltige Wirckung deß H. Geistes / bestehet: Dieweil sie doch selbst also reden / daß der Leib Christi durchs Wort ins Abendmal gebracht werde / vnnd die Vätter hin vnnd wider / daß Christus durch die Krafft deß H. Geistes gegenwertig were / bezeugen. So ich nu hie die Gegenwertigkeit allein von der Krafft vnnd Wirckung vnd vom H. Geist verstehe: So müssen sie eben dasselbige auch verstehen / dieweil sie eben dieselbige Wort brauchen: Aber was darffs viel Wort? hat doch Oecolampadius gnug vnnd vberig gnug bezeuget / daß vns auch der ware Leib deß HERRN im Abendmal gegenwertig gereichet werde / aber also / wie es Chrysostomus vnd andere Vätter gegleubet haben / allein der Seelen vnd dem reinen hertzen / das in den Himmel durch den Glauben erhaben ist.</p> <p>Wir gleuben auch / daß Gott alle ding müglich ist / dieweil<note place="right">Butzer helt sich nur an die reumliche gegenwart des Leibs Christi an einem gewissen ort im Himmel.</note> aber die H. 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anschawung deß Glaubens / vns viel mehr als ein bloß gedechtnüs deß abwesenden Christi bedeute / welches auch Oecolampad in seinem Dialogo gnugsam bezeuget. Mich nimpt aber wunder / warumb man damit nicht zu Frieden / daß ich geschrieben habe / die vnseren strecken aber solche Gegenwertigkeit viel weiter / als die durch das vnfeilend Wort Gottes / vnnd gewaltige Wirckung deß H. Geistes / bestehet: Dieweil sie doch selbst also reden / daß der Leib Christi durchs Wort ins Abendmal gebracht werde / vnnd die Vätter hin vnnd wider / daß Christus durch die Krafft deß H. Geistes gegenwertig were / bezeugen. So ich nu hie die Gegenwertigkeit allein von der Krafft vnnd Wirckung vnd vom H. Geist verstehe: So müssen sie eben dasselbige auch verstehen / dieweil sie eben dieselbige Wort brauchen: Aber was darffs viel Wort? hat doch Oecolampadius gnug vnnd vberig gnug bezeuget / daß vns auch der ware Leib deß HERRN im Abendmal gegenwertig gereichet werde / aber also / wie es Chrysostomus vnd andere Vätter gegleubet haben / allein der Seelen vnd dem reinen hertzen / das in den Himmel durch den Glauben erhaben ist.
Anno 1530. Wir gleuben auch / daß Gott alle ding müglich ist / dieweil aber die H. Schrifft / den leib Christi / so wol nach der aufferstehuug / als zuuor / allzeit nur an einem ort / leiblich / vnd nimmer in vielen örten zugleich / beweiset: So kan ich auch nicht anders dauon halten / daß der Leib Christi nirgend anders als reumlich sey / ist nicht vnsere meinung: man verstehe dann (etwa sein) nach eigenschafft eines leibs. Denn wir bekennen / daß der ware vnd gantze Christus allenthalben sey / wo Christen sind / denn er wohnet in jhnen. Daß er aber leiblich an einem ort sein solte / vnd doch nicht raum geben oder nemen / das sagen wir / sey wieder die Natur vnd Eigenschafft eines waren Leibs.
Butzer helt sich nur an die reumliche gegenwart des Leibs Christi an einem gewissen ort im Himmel.
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