Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.ICh frage / was der natürliche leib Christi geessen nütze? AntwortenAnno 1530. etliche / Er bringet vergebung der sünde. Wenn das war ist / so2. haben die Jünger verzeihung der sünden im Abendmal. Ergo, so ist Christus vergeblich gestorben / oder so der geessene leib (comestum corpus) die frucht vnd krafft deß leidens Christi austeilet / wie sie fürgeben / so folget / das die frucht deß leidens Christi vnd seiner erlösung / ausgeteilet ist / ehe sie geboren vnd worden ist. So aber / wie andere vngelerte sagen / der natürliche / leibliche geessene leib / den leib deß Menschen speiset zur aufferstehung / so wird er noch viel mehr vnsern leib gesund machen / vnd von kranckheit erlösen. Aber Irenaeus wil anders verstanden werden / wenn er saget / vnser leib werde mit dem leib Christi gespeiset zur aufferstehung. Denn er wil anzeigen / das die hoffnung vnser aufferstehung bekrefftiget werde / durch die aufferstehung Christi. En lepidum tropum. SO der natürliche leib Christi im Nachtmal den Jüngern gegeben3. ist / so ist noth / das sie denselben geessen haben / wie er dazumal gewest: Nun ist er dam als passibile & vulnerabile corpus, leidenbar gewest / Ergo, so müssen sie den leib geessen haben / der verwundet solte werden / denn er je noch nicht verkleret war. So aber vnser wiederpart saget / sie haben wol denselben leib geessen / aber nicht vulnerabile & passibile, der da verwundet solte werden vnd leiden / sondern wie er nach der aufferstehung war. So sage ich wiederumb / Ergo, so hat Christus entweder zweene leib gehabt / einen / der noch nicht verkleret / vnd den andern / der verkleret worden: Oder aber derselbige leib hat zu einer zeit müssen tödlich vnd vntödlich (passibile & impassibile) gewest sein. Vnd weil er den todt so sehr gefürchtet / hette er je nicht wollenleiden / sondern hette sich an das / welches vntödlich war / gehalten (corporis ista dote vti, qua indolens erat) vnd were also sin liden vnd sterben nicht warhafftig geschehen / sondern nur ein schein vnd hypocrisis gewest / dadurch denn Marcion fein würde wiederumb herein gefüret von diesen Andabatis, blinden schirmern / etc. AMbrosius schreibet vber die wort Pauli (Ihr solt den todt deß4. HErren verkündigen) Dieweil wir mit dem todt deß HErrn erlöset sein / sind wir dessen eingedenck mit dem essen vnd trincken / bedeutend das fleisch vnd blut / die für vns auff geopffert sind. AVgustinus spricht / Der leib Christi / der von todten aufferstanden / muß an einem ort sein / oportet in vno loco esse, Vnd ob gleich5. gelesen wird / potest in vno loco esse, so ist doch das potest falsch. Augustinus aduersus Adimantum, cap. 12. sagt / Der HErr hat6. gesaget / Das ist mein leib / da er das zeichen seines leibes gehabt. DIe Alten haben allzeit symbolice zeichenlich vnd bedeutlich7. geredt / wenn sie vom essen deß Leichnams Christi geredt haben / als wenn ich sagte: Die Lilie dörret oder wechset für den König aus ICh frage / was der natürliche leib Christi geessen nütze? AntwortenAnno 1530. etliche / Er bringet vergebung der sünde. Wenn das war ist / so2. haben die Jünger verzeihung der sünden im Abendmal. Ergo, so ist Christus vergeblich gestorben / oder so der geessene leib (comestum corpus) die frucht vnd krafft deß leidens Christi austeilet / wie sie fürgeben / so folget / das die frucht deß leidens Christi vnd seiner erlösung / ausgeteilet ist / ehe sie geboren vnd worden ist. So aber / wie andere vngelerte sagen / der natürliche / leibliche geessene leib / den leib deß Menschen speiset zur aufferstehung / so wird er noch viel mehr vnsern leib gesund machen / vnd von kranckheit erlösen. Aber Irenaeus wil anders verstanden werden / wenn er saget / vnser leib werde mit dem leib Christi gespeiset zur aufferstehung. Denn er wil anzeigen / das die hoffnung vnser aufferstehung bekrefftiget werde / durch die aufferstehung Christi. En lepidum tropum. SO der natürliche leib Christi im Nachtmal den Jüngern gegeben3. ist / so ist noth / das sie denselben geessen haben / wie er dazumal gewest: Nun ist er dam als passibile & vulnerabile corpus, leidenbar gewest / Ergo, so müssen sie den leib geessen haben / der verwundet solte werden / denn er je noch nicht verkleret war. So aber vnser wiederpart saget / sie haben wol denselben leib geessen / aber nicht vulnerabile & passibile, der da verwundet solte werden vnd leiden / sondern wie er nach der aufferstehung war. So sage ich wiederumb / Ergo, so hat Christus entweder zweene leib gehabt / einen / der noch nicht verkleret / vñ den andern / der verkleret worden: Oder aber derselbige leib hat zu einer zeit müssen tödlich vnd vntödlich (passibile & impassibile) gewest sein. Vnd weil er den todt so sehr gefürchtet / hette er je nicht wollenleiden / sondern hette sich an das / welches vntödlich war / gehalten (corporis ista dote vti, qua indolens erat) vnd were also sin liden vñ sterben nicht warhafftig geschehen / sondern nur ein schein vnd hypocrisis gewest / dadurch denn Marcion fein würde wiederumb herein gefüret von diesen Andabatis, blinden schirmern / etc. AMbrosius schreibet vber die wort Pauli (Ihr solt den todt deß4. HErren verkündigen) Dieweil wir mit dem todt deß HErrn erlöset sein / sind wir dessen eingedenck mit dem essen vnd trincken / bedeutend das fleisch vnd blut / die für vns auff geopffert sind. AVgustinus spricht / Der leib Christi / der von todten aufferstanden / muß an einem ort sein / oportet in vno loco esse, Vnd ob gleich5. gelesen wird / potest in vno loco esse, so ist doch das potest falsch. Augustinus aduersus Adimantum, cap. 12. sagt / Der HErr hat6. gesaget / Das ist mein leib / da er das zeichen seines leibes gehabt. DIe Alten haben allzeit symbolicè zeichenlich vnd bedeutlich7. geredt / wenn sie vom essen deß Leichnams Christi geredt haben / als wenn ich sagte: Die Lilie dörret oder wechset für den König aus <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0149" n="133"/> <p>ICh frage / was der natürliche leib Christi geessen nütze? Antworten<note place="right">Anno 1530.</note> etliche / Er bringet vergebung der sünde. Wenn das war ist / so<note place="right">2.</note> haben die Jünger verzeihung der sünden im Abendmal. 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Vnd weil er den todt so sehr gefürchtet / hette er je nicht wollenleiden / sondern hette sich an das / welches vntödlich war / gehalten (corporis ista dote vti, qua indolens erat) vnd were also sin liden vñ sterben nicht warhafftig geschehen / sondern nur ein schein vnd hypocrisis gewest / dadurch denn Marcion fein würde wiederumb herein gefüret von diesen Andabatis, blinden schirmern / etc.</p> <p>AMbrosius schreibet vber die wort Pauli (Ihr solt den todt deß<note place="right">4.</note> HErren verkündigen) Dieweil wir mit dem todt deß HErrn erlöset sein / sind wir dessen eingedenck mit dem essen vnd trincken / bedeutend das fleisch vnd blut / die für vns auff geopffert sind.</p> <p>AVgustinus spricht / Der leib Christi / der von todten aufferstanden / muß an einem ort sein / oportet in vno loco esse, Vnd ob gleich<note place="right">5.</note> gelesen wird / potest in vno loco esse, so ist doch das potest falsch.</p> <p>Augustinus aduersus Adimantum, cap. 12. sagt / Der HErr hat<note place="right">6.</note> gesaget / Das ist mein leib / da er das zeichen seines leibes gehabt.</p> <p>DIe Alten haben allzeit symbolicè zeichenlich vnd bedeutlich<note place="right">7.</note> geredt / wenn sie vom essen deß Leichnams Christi geredt haben / als wenn ich sagte: Die Lilie dörret oder wechset für den König aus </p> </div> </body> </text> </TEI> [133/0149]
ICh frage / was der natürliche leib Christi geessen nütze? Antworten etliche / Er bringet vergebung der sünde. Wenn das war ist / so haben die Jünger verzeihung der sünden im Abendmal. Ergo, so ist Christus vergeblich gestorben / oder so der geessene leib (comestum corpus) die frucht vnd krafft deß leidens Christi austeilet / wie sie fürgeben / so folget / das die frucht deß leidens Christi vnd seiner erlösung / ausgeteilet ist / ehe sie geboren vnd worden ist. So aber / wie andere vngelerte sagen / der natürliche / leibliche geessene leib / den leib deß Menschen speiset zur aufferstehung / so wird er noch viel mehr vnsern leib gesund machen / vnd von kranckheit erlösen. Aber Irenaeus wil anders verstanden werden / wenn er saget / vnser leib werde mit dem leib Christi gespeiset zur aufferstehung. Denn er wil anzeigen / das die hoffnung vnser aufferstehung bekrefftiget werde / durch die aufferstehung Christi. En lepidum tropum.
Anno 1530.
2. SO der natürliche leib Christi im Nachtmal den Jüngern gegeben ist / so ist noth / das sie denselben geessen haben / wie er dazumal gewest: Nun ist er dam als passibile & vulnerabile corpus, leidenbar gewest / Ergo, so müssen sie den leib geessen haben / der verwundet solte werden / denn er je noch nicht verkleret war. So aber vnser wiederpart saget / sie haben wol denselben leib geessen / aber nicht vulnerabile & passibile, der da verwundet solte werden vnd leiden / sondern wie er nach der aufferstehung war. So sage ich wiederumb / Ergo, so hat Christus entweder zweene leib gehabt / einen / der noch nicht verkleret / vñ den andern / der verkleret worden: Oder aber derselbige leib hat zu einer zeit müssen tödlich vnd vntödlich (passibile & impassibile) gewest sein. Vnd weil er den todt so sehr gefürchtet / hette er je nicht wollenleiden / sondern hette sich an das / welches vntödlich war / gehalten (corporis ista dote vti, qua indolens erat) vnd were also sin liden vñ sterben nicht warhafftig geschehen / sondern nur ein schein vnd hypocrisis gewest / dadurch denn Marcion fein würde wiederumb herein gefüret von diesen Andabatis, blinden schirmern / etc.
3. AMbrosius schreibet vber die wort Pauli (Ihr solt den todt deß HErren verkündigen) Dieweil wir mit dem todt deß HErrn erlöset sein / sind wir dessen eingedenck mit dem essen vnd trincken / bedeutend das fleisch vnd blut / die für vns auff geopffert sind.
4. AVgustinus spricht / Der leib Christi / der von todten aufferstanden / muß an einem ort sein / oportet in vno loco esse, Vnd ob gleich gelesen wird / potest in vno loco esse, so ist doch das potest falsch.
5. Augustinus aduersus Adimantum, cap. 12. sagt / Der HErr hat gesaget / Das ist mein leib / da er das zeichen seines leibes gehabt.
6. DIe Alten haben allzeit symbolicè zeichenlich vnd bedeutlich geredt / wenn sie vom essen deß Leichnams Christi geredt haben / als wenn ich sagte: Die Lilie dörret oder wechset für den König aus
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/149>, abgerufen am 16.07.2024. |