Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592.

Bild:
<< vorherige Seite

Warumb solten wir vns dann mit vnserm Gegentheil in den abyssum oder tieffe der vnbegreifflichen Gerichte GOttes versencken / vnd vnterstehen mit jhnen zu asseuerieren / das Gott aus seinem blossen Raht / Fürsatz vnd willen / auch vnangesehen die sünde / etlich zum verdamnüß verordnet habe / die nicht können bekehret werden / ja die er auch nach seinem heimlichen vorsatz nicht wölle bekehret haben / oder sich gleich durchs Predigampt freundtlich gegen sie erklere / vnd jnen seine gnad vnd barmhertzigkeit anbiete.

Lieber wo stehet es doch in Gottes wort: Das Gott nicht wölle / das jederman selig werde / sondern / vnangesehen jre Sünde / habe er allein aus seinem blossenraht / fürsatz vnd willen / etlich zum verdamnuß verordnet / das sie nicht können selig werden?

Nimmermehr in alle ewigkeit werden sie gemelte Proposition oder Rede aus Gottes offenbartem Wort erweysen / wann jnen auch noch so viel daran gelegen. Sintemal die heylige Schrifft nirgendt also redet / noch dürffen sie aus lauter thumkünheit / wieder die Schrifft solche lesterliche Lehre oder Reden füren / vnd in die gantze Christenheit ausbreyten.

Vnter des sindt wir zwar nicht in abrede / das Gott nicht in allen Menschen gleich wircke / vnd sie alle erleuchte / dieweil er auch nicht allen sein Wort giebt: Vnd das er gleichwol beydes gerecht vnd barmhertzig sey vnd bleybe / vnd jn niemandts eyniger vntrew / mißgunst oder tyranney billich beschüldigen könne / ob er wol nicht allen (wie gesagt) das wort giebt / vnd sie erleuchtet. Wir sagen aber dabey / daß / wann man an dieses geheimnuß kommet / das man den Finger auff den Mundt legen / vnd nicht disputieren oder grübeln solle / sonder mit dem Apostel sprechen / Wie gar vnbegreifflich sind seine Gerichte / vnd wie vnerforschlich seine Wege.

Warumb solten wir vns dann mit vnserm Gegentheil in den abyssum oder tieffe der vnbegreifflichen Gerichte GOttes versencken / vnd vnterstehen mit jhnen zu asseuerieren / das Gott aus seinem blossen Raht / Fuͤrsatz vnd willen / auch vnangesehen die suͤnde / etlich zum verdamnuͤß verordnet habe / die nicht koͤnnen bekehret werden / ja die er auch nach seinem heimlichen vorsatz nicht woͤlle bekehret haben / oder sich gleich durchs Predigampt freundtlich gegen sie erklere / vnd jnen seine gnad vnd barmhertzigkeit anbiete.

Lieber wo stehet es doch in Gottes wort: Das Gott nicht woͤlle / das jederman selig werde / sondern / vnangesehen jre Suͤnde / habe er allein aus seinem blossenraht / fuͤrsatz vnd willen / etlich zum verdamnuß verordnet / das sie nicht koͤnnen selig werden?

Nimmermehr in alle ewigkeit werden sie gemelte Proposition oder Rede aus Gottes offenbartem Wort erweysen / wann jnen auch noch so viel daran gelegen. Sintemal die heylige Schrifft nirgendt also redet / noch duͤrffen sie aus lauter thumkuͤnheit / wieder die Schrifft solche lesterliche Lehre oder Reden fuͤren / vnd in die gantze Christenheit ausbreyten.

Vnter des sindt wir zwar nicht in abrede / das Gott nicht in allen Menschen gleich wircke / vnd sie alle erleuchte / dieweil er auch nicht allen sein Wort giebt: Vnd das er gleichwol beydes gerecht vnd barmhertzig sey vnd bleybe / vnd jn niemandts eyniger vntrew / mißgunst oder tyranney billich beschuͤldigen koͤnne / ob er wol nicht allen (wie gesagt) das wort giebt / vnd sie erleuchtet. Wir sagen aber dabey / daß / wann man an dieses geheimnuß kommet / das man den Finger auff den Mundt legen / vnd nicht disputieren oder gruͤbeln solle / sonder mit dem Apostel sprechen / Wie gar vnbegreifflich sind seine Gerichte / vnd wie vnerforschlich seine Wege.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0644"/>
        <p>Warumb solten wir vns dann mit vnserm Gegentheil in den abyssum oder tieffe der                      vnbegreifflichen Gerichte GOttes versencken / vnd vnterstehen mit jhnen zu                      asseuerieren / das Gott aus seinem blossen Raht / Fu&#x0364;rsatz vnd willen / auch                      vnangesehen die su&#x0364;nde / etlich zum verdamnu&#x0364;ß verordnet habe / die nicht ko&#x0364;nnen                      bekehret werden / ja die er auch nach seinem heimlichen vorsatz nicht wo&#x0364;lle                      bekehret haben / oder sich gleich durchs Predigampt freundtlich gegen sie                      erklere / vnd jnen seine gnad vnd barmhertzigkeit anbiete.</p>
        <p>Lieber wo stehet es doch in Gottes wort: Das Gott nicht wo&#x0364;lle / das jederman                      selig werde / sondern / vnangesehen jre Su&#x0364;nde / habe er allein aus seinem                      blossenraht / fu&#x0364;rsatz vnd willen / etlich zum verdamnuß verordnet / das sie                      nicht ko&#x0364;nnen selig werden?</p>
        <p>Nimmermehr in alle ewigkeit werden sie gemelte Proposition oder Rede aus Gottes                      offenbartem Wort erweysen / wann jnen auch noch so viel daran gelegen. Sintemal                      die heylige Schrifft nirgendt also redet / noch du&#x0364;rffen sie aus lauter                      thumku&#x0364;nheit / wieder die Schrifft solche lesterliche Lehre oder Reden fu&#x0364;ren /                      vnd in die gantze Christenheit ausbreyten.</p>
        <p>Vnter des sindt wir zwar nicht in abrede / das Gott nicht in allen Menschen                      gleich wircke / vnd sie alle erleuchte / dieweil er auch nicht allen sein Wort                      giebt: Vnd das er gleichwol beydes gerecht vnd barmhertzig sey vnd bleybe / vnd                      jn niemandts eyniger vntrew / mißgunst oder tyranney billich beschu&#x0364;ldigen ko&#x0364;nne                      / ob er wol nicht allen (wie gesagt) das wort giebt / vnd sie erleuchtet. Wir                      sagen aber dabey / daß / wann man an dieses geheimnuß kommet / das man den                      Finger auff den Mundt legen / vnd nicht disputieren oder gru&#x0364;beln solle / sonder                      mit dem Apostel sprechen / Wie gar vnbegreifflich sind seine Gerichte / vnd wie                      vnerforschlich seine Wege.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0644] Warumb solten wir vns dann mit vnserm Gegentheil in den abyssum oder tieffe der vnbegreifflichen Gerichte GOttes versencken / vnd vnterstehen mit jhnen zu asseuerieren / das Gott aus seinem blossen Raht / Fuͤrsatz vnd willen / auch vnangesehen die suͤnde / etlich zum verdamnuͤß verordnet habe / die nicht koͤnnen bekehret werden / ja die er auch nach seinem heimlichen vorsatz nicht woͤlle bekehret haben / oder sich gleich durchs Predigampt freundtlich gegen sie erklere / vnd jnen seine gnad vnd barmhertzigkeit anbiete. Lieber wo stehet es doch in Gottes wort: Das Gott nicht woͤlle / das jederman selig werde / sondern / vnangesehen jre Suͤnde / habe er allein aus seinem blossenraht / fuͤrsatz vnd willen / etlich zum verdamnuß verordnet / das sie nicht koͤnnen selig werden? Nimmermehr in alle ewigkeit werden sie gemelte Proposition oder Rede aus Gottes offenbartem Wort erweysen / wann jnen auch noch so viel daran gelegen. Sintemal die heylige Schrifft nirgendt also redet / noch duͤrffen sie aus lauter thumkuͤnheit / wieder die Schrifft solche lesterliche Lehre oder Reden fuͤren / vnd in die gantze Christenheit ausbreyten. Vnter des sindt wir zwar nicht in abrede / das Gott nicht in allen Menschen gleich wircke / vnd sie alle erleuchte / dieweil er auch nicht allen sein Wort giebt: Vnd das er gleichwol beydes gerecht vnd barmhertzig sey vnd bleybe / vnd jn niemandts eyniger vntrew / mißgunst oder tyranney billich beschuͤldigen koͤnne / ob er wol nicht allen (wie gesagt) das wort giebt / vnd sie erleuchtet. Wir sagen aber dabey / daß / wann man an dieses geheimnuß kommet / das man den Finger auff den Mundt legen / vnd nicht disputieren oder gruͤbeln solle / sonder mit dem Apostel sprechen / Wie gar vnbegreifflich sind seine Gerichte / vnd wie vnerforschlich seine Wege.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592/644
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Widerlegung aller Lästerungen und Kalumnien. Magdeburg, 1592, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_widerlegung_1592/644>, abgerufen am 22.11.2024.