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Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.

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weibliche Reime bilden. Die Verschlingung der Reime pkl_069.002
ist dem Belieben des Dichters überlassen; nur muß sie pkl_069.003
in allen Strophen übereinstimmend sein. Nach dem pkl_069.004
vierten Verse tritt eine logische Pause ein, welche die pkl_069.005
Strophe in zwei Theile trennt. Die Trennung wird pkl_069.006
jedoch dadurch gemildert, daß der folgende Vers sich pkl_069.007
mit ungetrenntem Reim anschließt. -- Zuweilen tritt pkl_069.008
die logische Pause erst nach dem fünften Verse ein.

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§. 106. Die Dezime findet ihre Anwendung bei pkl_069.010
den sogenannten Glossen. Die Glosse ist ein Gedicht, pkl_069.011
das aus zwei Haupttheilen, dem Thema und den pkl_069.012
Variationen besteht. Der im Thema -- einer, aus pkl_069.013
einem andern Gedicht entlehnten vierzeiligen Strophe -- pkl_069.014
gegebene Hauptgedanke wird in vier Dezimen weiter pkl_069.015
durchgeführt (varirt) und zwar so, daß der letzte Vers pkl_069.016
jeder Dezime die wörtliche Wiederholung eines Verses pkl_069.017
aus dem Thema ist.

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§. 107. Ferner wird die Dezime zu der Tenzone pkl_069.019
(d. i. Streitgedicht), einer mit der Glosse pkl_069.020
verwandten, ebenfalls spanischen Form gebraucht. Die pkl_069.021
Tenzone besteht aus drei Theilen. Der erste Theil, das pkl_069.022
Thema, -- meist eine Strophe von vier vierfüßigen pkl_069.023
Trochäen -- enthält eine Frage, die eine doppelte Beantwortung pkl_069.024
zuläßt. Die doppelte Antwort liefern die pkl_069.025
beiden letzten Theile. Es vereinigen sich nämlich zwei pkl_069.026
Dichter, das Thema nach entgegengesetzten, sich bekämpfenden pkl_069.027
Ansichten zu beantworten und zwar in folgender pkl_069.028
Form: Jede Antwort ist in so viel Dezimen pkl_069.029
gekleidet, als das Thema Zeilen zählt. Jede Dezime pkl_069.030
schließt mit einem Reimwort des Thema's und zwar pkl_069.031
treten diese Reimworte bei der ersten Antwort in der

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weibliche Reime bilden. Die Verschlingung der Reime pkl_069.002
ist dem Belieben des Dichters überlassen; nur muß sie pkl_069.003
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vierten Verse tritt eine logische Pause ein, welche die pkl_069.005
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jedoch dadurch gemildert, daß der folgende Vers sich pkl_069.007
mit ungetrenntem Reim anschließt. — Zuweilen tritt pkl_069.008
die logische Pause erst nach dem fünften Verse ein.

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§. 106. Die Dezime findet ihre Anwendung bei pkl_069.010
den sogenannten Glossen. Die Glosse ist ein Gedicht, pkl_069.011
das aus zwei Haupttheilen, dem Thema und den pkl_069.012
Variationen besteht. Der im Thema — einer, aus pkl_069.013
einem andern Gedicht entlehnten vierzeiligen Strophe — pkl_069.014
gegebene Hauptgedanke wird in vier Dezimen weiter pkl_069.015
durchgeführt (varirt) und zwar so, daß der letzte Vers pkl_069.016
jeder Dezime die wörtliche Wiederholung eines Verses pkl_069.017
aus dem Thema ist.

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§. 107. Ferner wird die Dezime zu der Tenzone pkl_069.019
(d. i. Streitgedicht), einer mit der Glosse pkl_069.020
verwandten, ebenfalls spanischen Form gebraucht. Die pkl_069.021
Tenzone besteht aus drei Theilen. Der erste Theil, das pkl_069.022
Thema, — meist eine Strophe von vier vierfüßigen pkl_069.023
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zuläßt. Die doppelte Antwort liefern die pkl_069.025
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Dichter, das Thema nach entgegengesetzten, sich bekämpfenden pkl_069.027
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Form: Jede Antwort ist in so viel Dezimen pkl_069.029
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Zitationshilfe: Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843/95>, abgerufen am 23.11.2024.