Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807.
Doch hätte das nicht Zeit gehabt bis morgen, Will ich ein Pferd sein, ein gesatteltes! Doch sieh! Da zeigt sich, denk ich, unser Haus! Triumph, du bist nunmehr am Ziel, Sosias, Und allen Feinden soll vergeben sein. Jetzt, Freund, mußt du an deinen Auftrag denken; Man wird dich feierlich zur Fürstin führen, Alkmen', und den Bericht bist du ihr dann, Vollständig und mit Rednerkunst gesetzt Des Treffens schuldig, das Amphitryon Siegreich für's Vaterland geschlagen hat. -- Doch wie zum Teufel mach ich das, da ich Dabei nicht war? Verwünscht. Ich wollt: ich hätte Zuweilen aus dem Zelt geguckt, Als beide Heer' im Handgemenge waren. Ei was! Vom Hauen sprech' ich dreist und Schie- ßen, Und werde schlechter nicht bestehn, als Andre, Die auch den Pfeil noch pfeifen nicht gehört. -- Doch wär' es gut, wenn du die Rolle übtest? Gut! Gut bemerkt, Sosias! Prüfe dich.
Doch haͤtte das nicht Zeit gehabt bis morgen, Will ich ein Pferd ſein, ein geſatteltes! Doch ſieh! Da zeigt ſich, denk ich, unſer Haus! Triumph, du biſt nunmehr am Ziel, Soſias, Und allen Feinden ſoll vergeben ſein. Jetzt, Freund, mußt du an deinen Auftrag denken; Man wird dich feierlich zur Fuͤrſtin fuͤhren, Alkmen’, und den Bericht biſt du ihr dann, Vollſtaͤndig und mit Rednerkunſt geſetzt Des Treffens ſchuldig, das Amphitryon Siegreich fuͤr’s Vaterland geſchlagen hat. — Doch wie zum Teufel mach ich das, da ich Dabei nicht war? Verwuͤnſcht. Ich wollt: ich haͤtte Zuweilen aus dem Zelt geguckt, Als beide Heer’ im Handgemenge waren. Ei was! Vom Hauen ſprech’ ich dreiſt und Schie- ßen, Und werde ſchlechter nicht beſtehn, als Andre, Die auch den Pfeil noch pfeifen nicht gehoͤrt. — Doch waͤr’ es gut, wenn du die Rolle uͤbteſt? Gut! Gut bemerkt, Soſias! Pruͤfe dich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#SOF"> <p><pb facs="#f0021" n="5"/> Doch haͤtte das nicht Zeit gehabt bis morgen,<lb/> Will ich ein Pferd ſein, ein geſatteltes!<lb/> Doch ſieh! Da zeigt ſich, denk ich, unſer Haus!<lb/> Triumph, du biſt nunmehr am Ziel, Soſias,<lb/> Und allen Feinden ſoll vergeben ſein.<lb/> Jetzt, Freund, mußt du an deinen Auftrag denken;<lb/> Man wird dich feierlich zur Fuͤrſtin fuͤhren,<lb/> Alkmen’, und den Bericht biſt du ihr dann,<lb/> Vollſtaͤndig und mit Rednerkunſt geſetzt<lb/> Des Treffens ſchuldig, das Amphitryon<lb/> Siegreich fuͤr’s Vaterland geſchlagen hat.<lb/> — Doch wie zum Teufel mach ich das, da ich<lb/> Dabei nicht war? Verwuͤnſcht. Ich wollt: ich<lb/> haͤtte<lb/> Zuweilen aus dem Zelt geguckt,<lb/> Als beide Heer’ im Handgemenge waren.<lb/> Ei was! Vom Hauen ſprech’ ich dreiſt und Schie-<lb/> ßen,<lb/> Und werde ſchlechter nicht beſtehn, als Andre,<lb/> Die auch den Pfeil noch pfeifen nicht gehoͤrt. —<lb/> Doch waͤr’ es gut, wenn du die Rolle uͤbteſt?<lb/> Gut! Gut bemerkt, Soſias! Pruͤfe dich.<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0021]
Doch haͤtte das nicht Zeit gehabt bis morgen,
Will ich ein Pferd ſein, ein geſatteltes!
Doch ſieh! Da zeigt ſich, denk ich, unſer Haus!
Triumph, du biſt nunmehr am Ziel, Soſias,
Und allen Feinden ſoll vergeben ſein.
Jetzt, Freund, mußt du an deinen Auftrag denken;
Man wird dich feierlich zur Fuͤrſtin fuͤhren,
Alkmen’, und den Bericht biſt du ihr dann,
Vollſtaͤndig und mit Rednerkunſt geſetzt
Des Treffens ſchuldig, das Amphitryon
Siegreich fuͤr’s Vaterland geſchlagen hat.
— Doch wie zum Teufel mach ich das, da ich
Dabei nicht war? Verwuͤnſcht. Ich wollt: ich
haͤtte
Zuweilen aus dem Zelt geguckt,
Als beide Heer’ im Handgemenge waren.
Ei was! Vom Hauen ſprech’ ich dreiſt und Schie-
ßen,
Und werde ſchlechter nicht beſtehn, als Andre,
Die auch den Pfeil noch pfeifen nicht gehoͤrt. —
Doch waͤr’ es gut, wenn du die Rolle uͤbteſt?
Gut! Gut bemerkt, Soſias! Pruͤfe dich.
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