Wo giebt es überhaupt ein wirksameres Mittel jedem Hohne der Welt und selbst dem Schicksale Troz zu bieten, als das Lachen? Vor dieser satirischen Maske erschrickt der ge- rüstetste Feind, und selbst das Unglück weicht erschrocken von mir, wenn ich es zu verlachen wage! -- Was beim Teufel, ist auch diese ganze Erde, nebst ihrem empfindsamen Be- gleiter dem Monde, anders werth als sie aus- zulachen -- ja sie hat allein darum noch eini- gen Werth weil das Lachen auf ihr zu Hause ist. Es war alles auf ihr so empfindsam und gut eingerichtet, daß es dem Teufel, der sie einst zum Zeitvertreibe sich beschaute, zum Aerger gereichte; um sich an dem Werkmeister zu rächen, schickte er das Gelächter ab, und es wußte sich geschickt und unbemerkt in der Maske der Freude einzuschleichen, die Men- schen nahmen's willig auf, bis es zuletzt die Larve abzog und als Satire sie boshaft an- schaute. -- Laßt mir nur das Lachen mein le- belang, und ich halte es hier unten aus!" --
Wo giebt es uͤberhaupt ein wirkſameres Mittel jedem Hohne der Welt und ſelbſt dem Schickſale Troz zu bieten, als das Lachen? Vor dieſer ſatiriſchen Maske erſchrickt der ge- ruͤſtetſte Feind, und ſelbſt das Ungluͤck weicht erſchrocken von mir, wenn ich es zu verlachen wage! — Was beim Teufel, iſt auch dieſe ganze Erde, nebſt ihrem empfindſamen Be- gleiter dem Monde, anders werth als ſie aus- zulachen — ja ſie hat allein darum noch eini- gen Werth weil das Lachen auf ihr zu Hauſe iſt. Es war alles auf ihr ſo empfindſam und gut eingerichtet, daß es dem Teufel, der ſie einſt zum Zeitvertreibe ſich beſchaute, zum Aerger gereichte; um ſich an dem Werkmeiſter zu raͤchen, ſchickte er das Gelaͤchter ab, und es wußte ſich geſchickt und unbemerkt in der Maske der Freude einzuſchleichen, die Men- ſchen nahmen’s willig auf, bis es zuletzt die Larve abzog und als Satire ſie boshaft an- ſchaute. — Laßt mir nur das Lachen mein le- belang, und ich halte es hier unten aus!“ —
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Wo giebt es uͤberhaupt ein wirkſameres
Mittel jedem Hohne der Welt und ſelbſt dem
Schickſale Troz zu bieten, als das Lachen?
Vor dieſer ſatiriſchen Maske erſchrickt der ge-
ruͤſtetſte Feind, und ſelbſt das Ungluͤck weicht
erſchrocken von mir, wenn ich es zu verlachen
wage! — Was beim Teufel, iſt auch dieſe
ganze Erde, nebſt ihrem empfindſamen Be-
gleiter dem Monde, anders werth als ſie aus-
zulachen — ja ſie hat allein darum noch eini-
gen Werth weil das Lachen auf ihr zu Hauſe
iſt. Es war alles auf ihr ſo empfindſam und
gut eingerichtet, daß es dem Teufel, der ſie
einſt zum Zeitvertreibe ſich beſchaute, zum
Aerger gereichte; um ſich an dem Werkmeiſter
zu raͤchen, ſchickte er das Gelaͤchter ab, und
es wußte ſich geſchickt und unbemerkt in der
Maske der Freude einzuſchleichen, die Men-
ſchen nahmen’s willig auf, bis es zuletzt die
Larve abzog und als Satire ſie boshaft an-
ſchaute. — Laßt mir nur das Lachen mein le-
belang, und ich halte es hier unten aus!“ —
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Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/262>, abgerufen am 21.11.2024.
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