Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805.

Bild:
<< vorherige Seite

Wo giebt es überhaupt ein wirksameres
Mittel jedem Hohne der Welt und selbst dem
Schicksale Troz zu bieten, als das Lachen?
Vor dieser satirischen Maske erschrickt der ge-
rüstetste Feind, und selbst das Unglück weicht
erschrocken von mir, wenn ich es zu verlachen
wage! -- Was beim Teufel, ist auch diese
ganze Erde, nebst ihrem empfindsamen Be-
gleiter dem Monde, anders werth als sie aus-
zulachen -- ja sie hat allein darum noch eini-
gen Werth weil das Lachen auf ihr zu Hause
ist. Es war alles auf ihr so empfindsam und
gut eingerichtet, daß es dem Teufel, der sie
einst zum Zeitvertreibe sich beschaute, zum
Aerger gereichte; um sich an dem Werkmeister
zu rächen, schickte er das Gelächter ab, und
es wußte sich geschickt und unbemerkt in der
Maske der Freude einzuschleichen, die Men-
schen nahmen's willig auf, bis es zuletzt die
Larve abzog und als Satire sie boshaft an-
schaute. -- Laßt mir nur das Lachen mein le-
belang, und ich halte es hier unten aus!" --


Wo giebt es uͤberhaupt ein wirkſameres
Mittel jedem Hohne der Welt und ſelbſt dem
Schickſale Troz zu bieten, als das Lachen?
Vor dieſer ſatiriſchen Maske erſchrickt der ge-
ruͤſtetſte Feind, und ſelbſt das Ungluͤck weicht
erſchrocken von mir, wenn ich es zu verlachen
wage! — Was beim Teufel, iſt auch dieſe
ganze Erde, nebſt ihrem empfindſamen Be-
gleiter dem Monde, anders werth als ſie aus-
zulachen — ja ſie hat allein darum noch eini-
gen Werth weil das Lachen auf ihr zu Hauſe
iſt. Es war alles auf ihr ſo empfindſam und
gut eingerichtet, daß es dem Teufel, der ſie
einſt zum Zeitvertreibe ſich beſchaute, zum
Aerger gereichte; um ſich an dem Werkmeiſter
zu raͤchen, ſchickte er das Gelaͤchter ab, und
es wußte ſich geſchickt und unbemerkt in der
Maske der Freude einzuſchleichen, die Men-
ſchen nahmen’s willig auf, bis es zuletzt die
Larve abzog und als Satire ſie boshaft an-
ſchaute. — Laßt mir nur das Lachen mein le-
belang, und ich halte es hier unten aus!“ —


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0262" n="260"/>
        <p>Wo giebt es u&#x0364;berhaupt ein wirk&#x017F;ameres<lb/>
Mittel jedem Hohne der Welt und &#x017F;elb&#x017F;t dem<lb/>
Schick&#x017F;ale Troz zu bieten, als das Lachen?<lb/>
Vor die&#x017F;er &#x017F;atiri&#x017F;chen Maske er&#x017F;chrickt der ge-<lb/>
ru&#x0364;&#x017F;tet&#x017F;te Feind, und &#x017F;elb&#x017F;t das Unglu&#x0364;ck weicht<lb/>
er&#x017F;chrocken von mir, wenn ich es zu verlachen<lb/>
wage! &#x2014; Was beim Teufel, i&#x017F;t auch die&#x017F;e<lb/>
ganze Erde, neb&#x017F;t ihrem empfind&#x017F;amen Be-<lb/>
gleiter dem Monde, anders werth als &#x017F;ie aus-<lb/>
zulachen &#x2014; ja &#x017F;ie hat allein darum noch eini-<lb/>
gen Werth weil das Lachen auf ihr zu Hau&#x017F;e<lb/>
i&#x017F;t. Es war alles auf ihr &#x017F;o empfind&#x017F;am und<lb/>
gut eingerichtet, daß es dem Teufel, der &#x017F;ie<lb/>
ein&#x017F;t zum Zeitvertreibe &#x017F;ich be&#x017F;chaute, zum<lb/>
Aerger gereichte; um &#x017F;ich an dem Werkmei&#x017F;ter<lb/>
zu ra&#x0364;chen, &#x017F;chickte er das Gela&#x0364;chter ab, und<lb/>
es wußte &#x017F;ich ge&#x017F;chickt und unbemerkt in der<lb/>
Maske der Freude einzu&#x017F;chleichen, die Men-<lb/>
&#x017F;chen nahmen&#x2019;s willig auf, bis es zuletzt die<lb/>
Larve abzog und als Satire &#x017F;ie boshaft an-<lb/>
&#x017F;chaute. &#x2014; Laßt mir nur das Lachen mein le-<lb/>
belang, und ich halte es hier unten aus!&#x201C; &#x2014;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[260/0262] Wo giebt es uͤberhaupt ein wirkſameres Mittel jedem Hohne der Welt und ſelbſt dem Schickſale Troz zu bieten, als das Lachen? Vor dieſer ſatiriſchen Maske erſchrickt der ge- ruͤſtetſte Feind, und ſelbſt das Ungluͤck weicht erſchrocken von mir, wenn ich es zu verlachen wage! — Was beim Teufel, iſt auch dieſe ganze Erde, nebſt ihrem empfindſamen Be- gleiter dem Monde, anders werth als ſie aus- zulachen — ja ſie hat allein darum noch eini- gen Werth weil das Lachen auf ihr zu Hauſe iſt. Es war alles auf ihr ſo empfindſam und gut eingerichtet, daß es dem Teufel, der ſie einſt zum Zeitvertreibe ſich beſchaute, zum Aerger gereichte; um ſich an dem Werkmeiſter zu raͤchen, ſchickte er das Gelaͤchter ab, und es wußte ſich geſchickt und unbemerkt in der Maske der Freude einzuſchleichen, die Men- ſchen nahmen’s willig auf, bis es zuletzt die Larve abzog und als Satire ſie boshaft an- ſchaute. — Laßt mir nur das Lachen mein le- belang, und ich halte es hier unten aus!“ —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/262
Zitationshilfe: Klingemann, Ernst August Friedrich: Nachtwachen. Penig, 1805, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klingemann_nachtwachen_1805/262>, abgerufen am 21.11.2024.