Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Sie. Schätzchen, so würden alle Weiber
der bürgerlichen Rathsherren aus Neid ver-
gehen, und die Frau des Schöppen würde
an ihrem trocknen Husten zur Stunde für
Aergerniß sterben.

Er. Das würde sie gewiß, und ich
könnte ihren stolzen Mann unter mich brin-
gen; aber Mäuschen, du sollst dich selbst
dazu machen, und mich obendrein.

Sie. Seit wenn machen die Weiber ihre
Männer zu Edelleuten, mein Schatz?

Er. Wer weiß, mein Kind, wie viele es
so geworden sind -- erschrecke nur nicht --
Da ist der verwünschte Faust, dem hast du
es angethan.

Die Bürgermeisterin erröthete, er fuhr
fort:

Nur um seinetwillen will mich der Ge-
sandte zum Edelmann machen, und er soll
dir den Adelsbrief unter vier Augen über-
geben. Du verstehst mich schon. Hm,
was denkst du davon?

Sie.
G 3

Sie. Schaͤtzchen, ſo wuͤrden alle Weiber
der buͤrgerlichen Rathsherren aus Neid ver-
gehen, und die Frau des Schoͤppen wuͤrde
an ihrem trocknen Huſten zur Stunde fuͤr
Aergerniß ſterben.

Er. Das wuͤrde ſie gewiß, und ich
koͤnnte ihren ſtolzen Mann unter mich brin-
gen; aber Maͤuschen, du ſollſt dich ſelbſt
dazu machen, und mich obendrein.

Sie. Seit wenn machen die Weiber ihre
Maͤnner zu Edelleuten, mein Schatz?

Er. Wer weiß, mein Kind, wie viele es
ſo geworden ſind — erſchrecke nur nicht —
Da iſt der verwuͤnſchte Fauſt, dem haſt du
es angethan.

Die Buͤrgermeiſterin erroͤthete, er fuhr
fort:

Nur um ſeinetwillen will mich der Ge-
ſandte zum Edelmann machen, und er ſoll
dir den Adelsbrief unter vier Augen uͤber-
geben. Du verſtehſt mich ſchon. Hm,
was denkſt du davon?

Sie.
G 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0112" n="101"/>
          <p>Sie. Scha&#x0364;tzchen, &#x017F;o wu&#x0364;rden alle Weiber<lb/>
der bu&#x0364;rgerlichen Rathsherren aus Neid ver-<lb/>
gehen, und die Frau des Scho&#x0364;ppen wu&#x0364;rde<lb/>
an ihrem trocknen Hu&#x017F;ten zur Stunde fu&#x0364;r<lb/>
Aergerniß &#x017F;terben.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Er</hi>. Das wu&#x0364;rde &#x017F;ie gewiß, und ich<lb/>
ko&#x0364;nnte ihren &#x017F;tolzen Mann unter mich brin-<lb/>
gen; aber Ma&#x0364;uschen, du &#x017F;oll&#x017F;t dich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
dazu machen, und mich obendrein.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Sie</hi>. Seit wenn machen die Weiber ihre<lb/>
Ma&#x0364;nner zu Edelleuten, mein Schatz?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Er</hi>. Wer weiß, mein Kind, wie viele es<lb/>
&#x017F;o geworden &#x017F;ind &#x2014; er&#x017F;chrecke nur nicht &#x2014;<lb/>
Da i&#x017F;t der verwu&#x0364;n&#x017F;chte Fau&#x017F;t, dem ha&#x017F;t du<lb/>
es angethan.</p><lb/>
          <p>Die Bu&#x0364;rgermei&#x017F;terin erro&#x0364;thete, er fuhr<lb/>
fort:</p><lb/>
          <p>Nur um &#x017F;einetwillen will mich der Ge-<lb/>
&#x017F;andte zum Edelmann machen, und er &#x017F;oll<lb/>
dir den Adelsbrief unter vier Augen u&#x0364;ber-<lb/>
geben. Du ver&#x017F;teh&#x017F;t mich &#x017F;chon. Hm,<lb/>
was denk&#x017F;t du davon?</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">G 3</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Sie</hi>.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[101/0112] Sie. Schaͤtzchen, ſo wuͤrden alle Weiber der buͤrgerlichen Rathsherren aus Neid ver- gehen, und die Frau des Schoͤppen wuͤrde an ihrem trocknen Huſten zur Stunde fuͤr Aergerniß ſterben. Er. Das wuͤrde ſie gewiß, und ich koͤnnte ihren ſtolzen Mann unter mich brin- gen; aber Maͤuschen, du ſollſt dich ſelbſt dazu machen, und mich obendrein. Sie. Seit wenn machen die Weiber ihre Maͤnner zu Edelleuten, mein Schatz? Er. Wer weiß, mein Kind, wie viele es ſo geworden ſind — erſchrecke nur nicht — Da iſt der verwuͤnſchte Fauſt, dem haſt du es angethan. Die Buͤrgermeiſterin erroͤthete, er fuhr fort: Nur um ſeinetwillen will mich der Ge- ſandte zum Edelmann machen, und er ſoll dir den Adelsbrief unter vier Augen uͤber- geben. Du verſtehſt mich ſchon. Hm, was denkſt du davon? Sie. G 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/112
Zitationshilfe: Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/112>, abgerufen am 10.05.2024.