Präsident. Ihr habt die Justiz gröblich beleidigt, da ihr den zu erhalten suchtet, den das Gesez um der Sicherheit der Bür- ger willen, verdammt hat; doch diesmal soll die strenge Gerechtigkeit schweigen, und die Menschheit allein zu Gerichte sitzen. Euch werden die hundert Pfund, und der Mörder werde noch einmal gerädert.
Faust, der während des Verhörs schnaub- te und glühte, brach in ein schallendes Bra- vo aus, das die Gallerie wiederholte. Der Teufel, welcher merkte, daß der lezte Ein- druck den ersten verwischen wollte, führte ihn schnell zu einer andern Scene.
5.
Einige Wundärzte, Doktoren der Medi- cin, Philosophen und Naturkundiger, hat- ten eine geheime Gesellschaft geschlossen, Un- tersuchungen über den Nervensaft, den Me- chanismus des Körpers, und der Würkung der Seele auf die Materie, anzustellen. Um ihrer Neugierde und ihrem Forschungsgeist
Gnüge
Praͤſident. Ihr habt die Juſtiz groͤblich beleidigt, da ihr den zu erhalten ſuchtet, den das Geſez um der Sicherheit der Buͤr- ger willen, verdammt hat; doch diesmal ſoll die ſtrenge Gerechtigkeit ſchweigen, und die Menſchheit allein zu Gerichte ſitzen. Euch werden die hundert Pfund, und der Moͤrder werde noch einmal geraͤdert.
Fauſt, der waͤhrend des Verhoͤrs ſchnaub- te und gluͤhte, brach in ein ſchallendes Bra- vo aus, das die Gallerie wiederholte. Der Teufel, welcher merkte, daß der lezte Ein- druck den erſten verwiſchen wollte, fuͤhrte ihn ſchnell zu einer andern Scene.
5.
Einige Wundaͤrzte, Doktoren der Medi- cin, Philoſophen und Naturkundiger, hat- ten eine geheime Geſellſchaft geſchloſſen, Un- terſuchungen uͤber den Nervenſaft, den Me- chanismus des Koͤrpers, und der Wuͤrkung der Seele auf die Materie, anzuſtellen. Um ihrer Neugierde und ihrem Forſchungsgeiſt
Gnuͤge
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0285"n="274"/><p><hirendition="#fr">Praͤſident</hi>. Ihr habt die Juſtiz groͤblich<lb/>
beleidigt, da ihr den zu erhalten ſuchtet,<lb/>
den das Geſez um der Sicherheit der Buͤr-<lb/>
ger willen, verdammt hat; doch diesmal<lb/>ſoll die ſtrenge Gerechtigkeit ſchweigen, und<lb/>
die Menſchheit allein zu Gerichte ſitzen.<lb/>
Euch werden die hundert Pfund, und der<lb/>
Moͤrder werde noch einmal geraͤdert.</p><lb/><p>Fauſt, der waͤhrend des Verhoͤrs ſchnaub-<lb/>
te und gluͤhte, brach in ein ſchallendes Bra-<lb/>
vo aus, das die Gallerie wiederholte. Der<lb/>
Teufel, welcher merkte, daß der lezte Ein-<lb/>
druck den erſten verwiſchen wollte, fuͤhrte<lb/>
ihn ſchnell zu einer andern Scene.</p></div><lb/><divn="2"><head>5.</head><lb/><p>Einige Wundaͤrzte, Doktoren der Medi-<lb/>
cin, Philoſophen und Naturkundiger, hat-<lb/>
ten eine geheime Geſellſchaft geſchloſſen, Un-<lb/>
terſuchungen uͤber den Nervenſaft, den Me-<lb/>
chanismus des Koͤrpers, und der Wuͤrkung<lb/>
der Seele auf die Materie, anzuſtellen. Um<lb/>
ihrer Neugierde und ihrem Forſchungsgeiſt<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Gnuͤge</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[274/0285]
Praͤſident. Ihr habt die Juſtiz groͤblich
beleidigt, da ihr den zu erhalten ſuchtet,
den das Geſez um der Sicherheit der Buͤr-
ger willen, verdammt hat; doch diesmal
ſoll die ſtrenge Gerechtigkeit ſchweigen, und
die Menſchheit allein zu Gerichte ſitzen.
Euch werden die hundert Pfund, und der
Moͤrder werde noch einmal geraͤdert.
Fauſt, der waͤhrend des Verhoͤrs ſchnaub-
te und gluͤhte, brach in ein ſchallendes Bra-
vo aus, das die Gallerie wiederholte. Der
Teufel, welcher merkte, daß der lezte Ein-
druck den erſten verwiſchen wollte, fuͤhrte
ihn ſchnell zu einer andern Scene.
5.
Einige Wundaͤrzte, Doktoren der Medi-
cin, Philoſophen und Naturkundiger, hat-
ten eine geheime Geſellſchaft geſchloſſen, Un-
terſuchungen uͤber den Nervenſaft, den Me-
chanismus des Koͤrpers, und der Wuͤrkung
der Seele auf die Materie, anzuſtellen. Um
ihrer Neugierde und ihrem Forſchungsgeiſt
Gnuͤge
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/285>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.