"gebenen Muster zwey machen, und wies "mir, dem Erfinder, den ersten zur Woh- "nung an. Hier büße ich nun schon vier- "zehen Jahre für meine Sünde, und flehe "täglich den Tod, meiner Marter ein Ende "zu machen."
Faust. Ha! ha! Ew. Ehrwürden hat al- so, als ein neuer Perillus, auch seinen Pha- laris gefunden. Ihr wißt doch die Ge- schichte? -- Ihr schüttelt den Kopf -- nun zum Zeitvertreib will ich sie euch er- zählen.
Dieser Perillus, der nebenher weder ein Bischof noch ein Christ war, goß einen eher- nen Ochsen, den er dem Tyrannen Phala- ris als ein Meisterstück zeigte, und ihn ver- sicherte, er habe ihn so zugerichtet, daß wenn seine Majestät einen Menschen hinein stecken, und ihn durch untergelegtes Feuer glühend machen ließen, das Geschrey des geplagten Menschen, das Brüllen eines Ochsen ganz genau nachahmen würde, welches Seiner Majestät viel Vergnügen machen könnte.
Phala-
„gebenen Muſter zwey machen, und wies „mir, dem Erfinder, den erſten zur Woh- „nung an. Hier buͤße ich nun ſchon vier- „zehen Jahre fuͤr meine Suͤnde, und flehe „taͤglich den Tod, meiner Marter ein Ende „zu machen.“
Fauſt. Ha! ha! Ew. Ehrwuͤrden hat al- ſo, als ein neuer Perillus, auch ſeinen Pha- laris gefunden. Ihr wißt doch die Ge- ſchichte? — Ihr ſchuͤttelt den Kopf — nun zum Zeitvertreib will ich ſie euch er- zaͤhlen.
Dieſer Perillus, der nebenher weder ein Biſchof noch ein Chriſt war, goß einen eher- nen Ochſen, den er dem Tyrannen Phala- ris als ein Meiſterſtuͤck zeigte, und ihn ver- ſicherte, er habe ihn ſo zugerichtet, daß wenn ſeine Majeſtaͤt einen Menſchen hinein ſtecken, und ihn durch untergelegtes Feuer gluͤhend machen ließen, das Geſchrey des geplagten Menſchen, das Bruͤllen eines Ochſen ganz genau nachahmen wuͤrde, welches Seiner Majeſtaͤt viel Vergnuͤgen machen koͤnnte.
Phala-
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„gebenen Muſter zwey machen, und wies
„mir, dem Erfinder, den erſten zur Woh-
„nung an. Hier buͤße ich nun ſchon vier-
„zehen Jahre fuͤr meine Suͤnde, und flehe
„taͤglich den Tod, meiner Marter ein Ende
„zu machen.“
Fauſt. Ha! ha! Ew. Ehrwuͤrden hat al-
ſo, als ein neuer Perillus, auch ſeinen Pha-
laris gefunden. Ihr wißt doch die Ge-
ſchichte? — Ihr ſchuͤttelt den Kopf —
nun zum Zeitvertreib will ich ſie euch er-
zaͤhlen.
Dieſer Perillus, der nebenher weder ein
Biſchof noch ein Chriſt war, goß einen eher-
nen Ochſen, den er dem Tyrannen Phala-
ris als ein Meiſterſtuͤck zeigte, und ihn ver-
ſicherte, er habe ihn ſo zugerichtet, daß wenn
ſeine Majeſtaͤt einen Menſchen hinein ſtecken,
und ihn durch untergelegtes Feuer gluͤhend
machen ließen, das Geſchrey des geplagten
Menſchen, das Bruͤllen eines Ochſen ganz
genau nachahmen wuͤrde, welches Seiner
Majeſtaͤt viel Vergnuͤgen machen koͤnnte.
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Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/291>, abgerufen am 22.11.2024.
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