sie mit seinen übrigen Bastarden, der be- rühmten Lucretia, und Francisco Borgia, dem Herzog von Gandia bekannt etc.
Der Papst fand die Gesellschaft des schö- nen und gewandten Teufels Leviathans, so sehr nach seinem Geschmacke, daß er von dem ersten Augenblick eine besondre Gunst gegen ihn äußerte, die, wie wir sehen werden, bald bis zu der äußersten Vertraulichkeit stieg. Faust hielt sich an den Kardinal Borgia, der ihm von den Genüßen und Freuden Roms ein so lüsternes Gemählde entwarf, daß er nicht wußte, ob er sich im Vatican, oder in einem Tempel der irrdi- schen Venus befände. Dieser machte ihn mit seiner Schwester Lucretia, der jetzigen Gemahlin Alfonsos von Arragonien, ge- nauer bekannt. Sie stellte die sinnliche Wollust in den gefährlichsten Reizen ver- körpert vor, und nahm Fausten auf eine Art auf, daß er wie bezaubert vor ihr stund, und sich bey dem ersten Blick von dem Wunsche durchglüht fühlte, den Becher der
Freude
ſie mit ſeinen uͤbrigen Baſtarden, der be- ruͤhmten Lucretia, und Francisco Borgia, dem Herzog von Gandia bekannt ꝛc.
Der Papſt fand die Geſellſchaft des ſchoͤ- nen und gewandten Teufels Leviathans, ſo ſehr nach ſeinem Geſchmacke, daß er von dem erſten Augenblick eine beſondre Gunſt gegen ihn aͤußerte, die, wie wir ſehen werden, bald bis zu der aͤußerſten Vertraulichkeit ſtieg. Fauſt hielt ſich an den Kardinal Borgia, der ihm von den Genuͤßen und Freuden Roms ein ſo luͤſternes Gemaͤhlde entwarf, daß er nicht wußte, ob er ſich im Vatican, oder in einem Tempel der irrdi- ſchen Venus befaͤnde. Dieſer machte ihn mit ſeiner Schweſter Lucretia, der jetzigen Gemahlin Alfonſos von Arragonien, ge- nauer bekannt. Sie ſtellte die ſinnliche Wolluſt in den gefaͤhrlichſten Reizen ver- koͤrpert vor, und nahm Fauſten auf eine Art auf, daß er wie bezaubert vor ihr ſtund, und ſich bey dem erſten Blick von dem Wunſche durchgluͤht fuͤhlte, den Becher der
Freude
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0315"n="304"/>ſie mit ſeinen uͤbrigen Baſtarden, der be-<lb/>
ruͤhmten Lucretia, und Francisco Borgia,<lb/>
dem Herzog von Gandia bekannt ꝛc.</p><lb/><p>Der Papſt fand die Geſellſchaft des ſchoͤ-<lb/>
nen und gewandten Teufels Leviathans, ſo<lb/>ſehr nach ſeinem Geſchmacke, daß er von dem<lb/>
erſten Augenblick eine beſondre Gunſt gegen<lb/>
ihn aͤußerte, die, wie wir ſehen werden,<lb/>
bald bis zu der aͤußerſten Vertraulichkeit<lb/>ſtieg. Fauſt hielt ſich an den Kardinal<lb/>
Borgia, der ihm von den Genuͤßen und<lb/>
Freuden Roms ein ſo luͤſternes Gemaͤhlde<lb/>
entwarf, daß er nicht wußte, ob er ſich im<lb/>
Vatican, oder in einem Tempel der irrdi-<lb/>ſchen Venus befaͤnde. Dieſer machte ihn<lb/>
mit ſeiner Schweſter Lucretia, der jetzigen<lb/>
Gemahlin Alfonſos von Arragonien, ge-<lb/>
nauer bekannt. Sie ſtellte die ſinnliche<lb/>
Wolluſt in den gefaͤhrlichſten Reizen ver-<lb/>
koͤrpert vor, und nahm Fauſten auf eine<lb/>
Art auf, daß er wie bezaubert vor ihr ſtund,<lb/>
und ſich bey dem erſten Blick von dem<lb/>
Wunſche durchgluͤht fuͤhlte, den Becher der<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Freude</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[304/0315]
ſie mit ſeinen uͤbrigen Baſtarden, der be-
ruͤhmten Lucretia, und Francisco Borgia,
dem Herzog von Gandia bekannt ꝛc.
Der Papſt fand die Geſellſchaft des ſchoͤ-
nen und gewandten Teufels Leviathans, ſo
ſehr nach ſeinem Geſchmacke, daß er von dem
erſten Augenblick eine beſondre Gunſt gegen
ihn aͤußerte, die, wie wir ſehen werden,
bald bis zu der aͤußerſten Vertraulichkeit
ſtieg. Fauſt hielt ſich an den Kardinal
Borgia, der ihm von den Genuͤßen und
Freuden Roms ein ſo luͤſternes Gemaͤhlde
entwarf, daß er nicht wußte, ob er ſich im
Vatican, oder in einem Tempel der irrdi-
ſchen Venus befaͤnde. Dieſer machte ihn
mit ſeiner Schweſter Lucretia, der jetzigen
Gemahlin Alfonſos von Arragonien, ge-
nauer bekannt. Sie ſtellte die ſinnliche
Wolluſt in den gefaͤhrlichſten Reizen ver-
koͤrpert vor, und nahm Fauſten auf eine
Art auf, daß er wie bezaubert vor ihr ſtund,
und ſich bey dem erſten Blick von dem
Wunſche durchgluͤht fuͤhlte, den Becher der
Freude
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/315>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.