"beschüzt, und ihnen forthilft; aber ich "weiß wohl, was euch im Sinne gelegen, "die Eifersucht und der Neid, ihr konntet "es nicht ertragen, daß mein Nahme da- "durch unsterblich würde. Es riß euch al- "len in den Bäuchen, daß die Nachkom- "menschaft einstens in der Kronik lesen soll- "te, sub Consulatu *** hat man Fausten "von Mainz eine lateinische Bibel für zwey "hundert Goldgulden abgekauft. Nun "mögt ihr auch austrinken, was ihr einge- "gossen habt, und man sagt nicht umsonst, "wie man bettet so liegt man, wie man "schmiert, so fährt man. Der Faust ist "teufelmäßig wild, und scheint mir tücki- "scher Gemüthsart, ich sah es ihm gestern "Abend ab. Nun ist der Kaiserliche Ge- "sandte blos seinetwillen hierher gereist, gar "bey ihm abgestiegen, findet in dem einen "großen Mann, den wir als einen Schuh- "putzer herumgehudelt haben -- der wird's "euch nun einbrocken beym Kaiserlichen Ge- "sandten -- ja, ja, er wird ihm schon den
"Floh
„beſchuͤzt, und ihnen forthilft; aber ich „weiß wohl, was euch im Sinne gelegen, „die Eiferſucht und der Neid, ihr konntet „es nicht ertragen, daß mein Nahme da- „durch unſterblich wuͤrde. Es riß euch al- „len in den Baͤuchen, daß die Nachkom- „menſchaft einſtens in der Kronik leſen ſoll- „te, ſub Conſulatu *** hat man Fauſten „von Mainz eine lateiniſche Bibel fuͤr zwey „hundert Goldgulden abgekauft. Nun „moͤgt ihr auch austrinken, was ihr einge- „goſſen habt, und man ſagt nicht umſonſt, „wie man bettet ſo liegt man, wie man „ſchmiert, ſo faͤhrt man. Der Fauſt iſt „teufelmaͤßig wild, und ſcheint mir tuͤcki- „ſcher Gemuͤthsart, ich ſah es ihm geſtern „Abend ab. Nun iſt der Kaiſerliche Ge- „ſandte blos ſeinetwillen hierher gereiſt, gar „bey ihm abgeſtiegen, findet in dem einen „großen Mann, den wir als einen Schuh- „putzer herumgehudelt haben — der wird’s „euch nun einbrocken beym Kaiſerlichen Ge- „ſandten — ja, ja, er wird ihm ſchon den
„Floh
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0097"n="86"/>„beſchuͤzt, und ihnen forthilft; aber ich<lb/>„weiß wohl, was euch im Sinne gelegen,<lb/>„die Eiferſucht und der Neid, ihr konntet<lb/>„es nicht ertragen, daß mein Nahme da-<lb/>„durch unſterblich wuͤrde. Es riß euch al-<lb/>„len in den Baͤuchen, daß die Nachkom-<lb/>„menſchaft einſtens in der Kronik leſen ſoll-<lb/>„te, <hirendition="#aq">ſub Conſulatu</hi> *** hat man Fauſten<lb/>„von Mainz eine lateiniſche Bibel fuͤr zwey<lb/>„hundert Goldgulden abgekauft. Nun<lb/>„moͤgt ihr auch austrinken, was ihr einge-<lb/>„goſſen habt, und man ſagt nicht umſonſt,<lb/>„wie man bettet ſo liegt man, wie man<lb/>„ſchmiert, ſo faͤhrt man. Der Fauſt iſt<lb/>„teufelmaͤßig wild, und ſcheint mir tuͤcki-<lb/>„ſcher Gemuͤthsart, ich ſah es ihm geſtern<lb/>„Abend ab. Nun iſt der Kaiſerliche Ge-<lb/>„ſandte blos ſeinetwillen hierher gereiſt, gar<lb/>„bey ihm abgeſtiegen, findet in dem einen<lb/>„großen Mann, den wir als einen Schuh-<lb/>„putzer herumgehudelt haben — der wird’s<lb/>„euch nun einbrocken beym Kaiſerlichen Ge-<lb/>„ſandten — ja, ja, er wird ihm ſchon den<lb/><fwplace="bottom"type="catch">„Floh</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[86/0097]
„beſchuͤzt, und ihnen forthilft; aber ich
„weiß wohl, was euch im Sinne gelegen,
„die Eiferſucht und der Neid, ihr konntet
„es nicht ertragen, daß mein Nahme da-
„durch unſterblich wuͤrde. Es riß euch al-
„len in den Baͤuchen, daß die Nachkom-
„menſchaft einſtens in der Kronik leſen ſoll-
„te, ſub Conſulatu *** hat man Fauſten
„von Mainz eine lateiniſche Bibel fuͤr zwey
„hundert Goldgulden abgekauft. Nun
„moͤgt ihr auch austrinken, was ihr einge-
„goſſen habt, und man ſagt nicht umſonſt,
„wie man bettet ſo liegt man, wie man
„ſchmiert, ſo faͤhrt man. Der Fauſt iſt
„teufelmaͤßig wild, und ſcheint mir tuͤcki-
„ſcher Gemuͤthsart, ich ſah es ihm geſtern
„Abend ab. Nun iſt der Kaiſerliche Ge-
„ſandte blos ſeinetwillen hierher gereiſt, gar
„bey ihm abgeſtiegen, findet in dem einen
„großen Mann, den wir als einen Schuh-
„putzer herumgehudelt haben — der wird’s
„euch nun einbrocken beym Kaiſerlichen Ge-
„ſandten — ja, ja, er wird ihm ſchon den
„Floh
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Klinger, Friedrich Maximilian: Fausts Leben, Thaten und Höllenfahrt. St. Petersburg, 1791, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/klinger_faust_1791/97>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.