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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Erstes Buch.
Zeugen dieser Zusammenkunfft verlangete/ so
nahm er mich/ als seinen unwürdigst-vertrauten
Diener/ nur allein mit sich/ und verfügte sich also-
bald in den Garten/ woselbst ihn die Princeßin mit
einem dermassen anmuthigen Kusse bewillkom-
mete/ daß mir auch nur durch blosses Gedencken
der Mund voll Wasser läufft. Denn gewiß/ ihre
Schönheit hatte sich an diesem Tage um ein ho-
hes vermehret/ gleichsam als ob ihr die angeneh-
me Zeitung von ihrem Printzen ahnte. Sie hatte
sich in grün und Silber gekleidet/ und waren ieder-
zeit die schwartzen Locken mit Diamanten reich-
lich durchflochten: also daß ihre Pracht einen un-
gemeinen Wett-Streit mit dero blitzenden Au-
gen verursachten. Jn Summa/ dergleichen
Schönheit war mir damahls noch nie vorgekom-
men/ daß ich öffters dem Chaumigrem recht gab/
wann nur auch seiner seits etwas Würdiges wäre
verhanden gewesen. Allein wieder auff ihre Per-
son zu kommen/ so merckte sie bald aus des Prin-
tzens munterm Gesichte/ daß sein Hertze etwas an-
genehmes vorzubringen hätte/ derowegen ihr er-
stes Nachforschen war/ was den Printzen zu sol-
chem muntern Wesen veranlassen möchte? Wel-
ches er mit lachendem Munde beantwortete: Ein
Postillon der Liebe wird ja nicht sauer aussehen.
Was vor ein Postillon/ fragte die Princeßin gantz
begierig/ ich vermeyne nicht/ daß Scandor sich
wieder wird einen Brieff haben einschwatzen las-
sen. Nein/ meine Hertzens-Schwester/ widerre-

dete

Erſtes Buch.
Zeugen dieſer Zuſammenkunfft verlangete/ ſo
nahm er mich/ als ſeinen unwuͤrdigſt-vertrauten
Diener/ nur allein mit ſich/ und verfuͤgte ſich alſo-
bald in den Garten/ woſelbſt ihn die Princeßin mit
einem dermaſſen anmuthigen Kuſſe bewillkom-
mete/ daß mir auch nur durch bloſſes Gedencken
der Mund voll Waſſer laͤufft. Denn gewiß/ ihre
Schoͤnheit hatte ſich an dieſem Tage um ein ho-
hes vermehret/ gleichſam als ob ihr die angeneh-
me Zeitung von ihrem Printzen ahnte. Sie hatte
ſich in gruͤn und Silber gekleidet/ und waren ieder-
zeit die ſchwartzen Locken mit Diamanten reich-
lich durchflochten: alſo daß ihre Pracht einen un-
gemeinen Wett-Streit mit dero blitzenden Au-
gen verurſachten. Jn Summa/ dergleichen
Schoͤnheit war mir damahls noch nie vorgekom-
men/ daß ich oͤffters dem Chaumigrem recht gab/
wann nur auch ſeiner ſeits etwas Wuͤꝛdiges waͤre
verhanden geweſen. Allein wieder auff ihre Per-
ſon zu kommen/ ſo merckte ſie bald aus des Prin-
tzens munterm Geſichte/ daß ſein Hertze etwas an-
genehmes vorzubringen haͤtte/ derowegen ihr er-
ſtes Nachforſchen war/ was den Printzen zu ſol-
chem muntern Weſen veranlaſſen moͤchte? Wel-
ches er mit lachendem Munde beantwortete: Ein
Poſtillon der Liebe wird ja nicht ſauer ausſehen.
Was vor ein Poſtillon/ fragte die Princeßin gantz
begierig/ ich vermeyne nicht/ daß Scandor ſich
wieder wird einen Brieff haben einſchwatzen laſ-
ſen. Nein/ meine Hertzens-Schweſter/ widerre-

dete
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[93/0113] Erſtes Buch. Zeugen dieſer Zuſammenkunfft verlangete/ ſo nahm er mich/ als ſeinen unwuͤrdigſt-vertrauten Diener/ nur allein mit ſich/ und verfuͤgte ſich alſo- bald in den Garten/ woſelbſt ihn die Princeßin mit einem dermaſſen anmuthigen Kuſſe bewillkom- mete/ daß mir auch nur durch bloſſes Gedencken der Mund voll Waſſer laͤufft. Denn gewiß/ ihre Schoͤnheit hatte ſich an dieſem Tage um ein ho- hes vermehret/ gleichſam als ob ihr die angeneh- me Zeitung von ihrem Printzen ahnte. Sie hatte ſich in gruͤn und Silber gekleidet/ und waren ieder- zeit die ſchwartzen Locken mit Diamanten reich- lich durchflochten: alſo daß ihre Pracht einen un- gemeinen Wett-Streit mit dero blitzenden Au- gen verurſachten. Jn Summa/ dergleichen Schoͤnheit war mir damahls noch nie vorgekom- men/ daß ich oͤffters dem Chaumigrem recht gab/ wann nur auch ſeiner ſeits etwas Wuͤꝛdiges waͤre verhanden geweſen. Allein wieder auff ihre Per- ſon zu kommen/ ſo merckte ſie bald aus des Prin- tzens munterm Geſichte/ daß ſein Hertze etwas an- genehmes vorzubringen haͤtte/ derowegen ihr er- ſtes Nachforſchen war/ was den Printzen zu ſol- chem muntern Weſen veranlaſſen moͤchte? Wel- ches er mit lachendem Munde beantwortete: Ein Poſtillon der Liebe wird ja nicht ſauer ausſehen. Was vor ein Poſtillon/ fragte die Princeßin gantz begierig/ ich vermeyne nicht/ daß Scandor ſich wieder wird einen Brieff haben einſchwatzen laſ- ſen. Nein/ meine Hertzens-Schweſter/ widerre- dete

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/113>, abgerufen am 21.11.2024.