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Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700.

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Der Asiatischen Banise.
Absehen des Himmels zu hintertreiben. Jch
verlasse dieses Reich/ nicht aber die Hoffnung/
mich einst meinen verleumderischen Feinden auff
dem Trohn von Ava erschrecklich zu zeigen. Und
wie mir der gantze Hof das ungeheuchelte Zeug-
niß geben kan/ daß ich niemals im geringsten die
Grentze Kindlichen Gehorfams gegen meinen
Herrn Vater überschritten habe; also wil ich
auch zum Uberflusse durch diesen meinen Abschied
erweisen/ wie begierig ich sey/ Väterlichen Befehl
zu erfüllen/ um durch solchen Gehorsam mir die
Götter geneigt zu machen.

Die betrübte Higvanama war indessen in eine
Ohnmacht gesuncken/ also daß sie mein Printz ne-
benst ihrem Frauenzimmer kaum wiederum er-
muntern kunten. Unglückliche Higvanama/ hub
sie endlich nach langem Stillschweigen an/ so solst
du nun die andere Helffte deines Hertzens vollend
verlieren/ nachdem du das eine Theil fast zwey
Jahr entbehren müssen. Soll ich den/ welcher
nicht mein Bruder/ sondern mehr als mein Vater
gewesen/ von mir scheiden lassen? Worzu nützet
mir denn mein Leben? Grausamer Vater! Sind
denn alle Wolcken leer/ und heget ihre Finsterniß
keinen Blitz mehr in sich/ solche Greuel-That zu
rächen? Doch wil ich mich nicht durch Ungedult
verführen lassen/ der Götter Gesetze wegen kind-
lichen Gehorsams zu beleidigen: Sondern mein
reines Blut soll den harten Fehler des Vaters
versöhnen/ und ein Dolch soll der bedrängten See-

len

Der Aſiatiſchen Baniſe.
Abſehen des Himmels zu hintertreiben. Jch
verlaſſe dieſes Reich/ nicht aber die Hoffnung/
mich einſt meinen verleumderiſchen Feinden auff
dem Trohn von Ava erſchrecklich zu zeigen. Und
wie mir der gantze Hof das ungeheuchelte Zeug-
niß geben kan/ daß ich niemals im geringſten die
Grentze Kindlichen Gehorfams gegen meinen
Herrn Vater uͤberſchritten habe; alſo wil ich
auch zum Uberfluſſe durch dieſen meinen Abſchied
erweiſen/ wie begierig ich ſey/ Vaͤterlichen Befehl
zu erfuͤllen/ um durch ſolchen Gehorſam mir die
Goͤtter geneigt zu machen.

Die betruͤbte Higvanama war indeſſen in eine
Ohnmacht geſuncken/ alſo daß ſie mein Printz ne-
benſt ihrem Frauenzimmer kaum wiederum er-
muntern kunten. Ungluͤckliche Higvanama/ hub
ſie endlich nach langem Stillſchweigen an/ ſo ſolſt
du nun die andere Helffte deines Hertzens vollend
verlieren/ nachdem du das eine Theil faſt zwey
Jahr entbehren muͤſſen. Soll ich den/ welcher
nicht mein Bruder/ ſondern mehr als mein Vater
geweſen/ von mir ſcheiden laſſen? Worzu nuͤtzet
mir deñ mein Leben? Grauſamer Vater! Sind
denn alle Wolcken leer/ und heget ihre Finſterniß
keinen Blitz mehr in ſich/ ſolche Greuel-That zu
raͤchen? Doch wil ich mich nicht durch Ungedult
verfuͤhren laſſen/ der Goͤtter Geſetze wegen kind-
lichen Gehorſams zu beleidigen: Sondern mein
reines Blut ſoll den harten Fehler des Vaters
verſoͤhnen/ und ein Dolch ſoll der bedraͤngten See-

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[132/0152] Der Aſiatiſchen Baniſe. Abſehen des Himmels zu hintertreiben. Jch verlaſſe dieſes Reich/ nicht aber die Hoffnung/ mich einſt meinen verleumderiſchen Feinden auff dem Trohn von Ava erſchrecklich zu zeigen. Und wie mir der gantze Hof das ungeheuchelte Zeug- niß geben kan/ daß ich niemals im geringſten die Grentze Kindlichen Gehorfams gegen meinen Herrn Vater uͤberſchritten habe; alſo wil ich auch zum Uberfluſſe durch dieſen meinen Abſchied erweiſen/ wie begierig ich ſey/ Vaͤterlichen Befehl zu erfuͤllen/ um durch ſolchen Gehorſam mir die Goͤtter geneigt zu machen. Die betruͤbte Higvanama war indeſſen in eine Ohnmacht geſuncken/ alſo daß ſie mein Printz ne- benſt ihrem Frauenzimmer kaum wiederum er- muntern kunten. Ungluͤckliche Higvanama/ hub ſie endlich nach langem Stillſchweigen an/ ſo ſolſt du nun die andere Helffte deines Hertzens vollend verlieren/ nachdem du das eine Theil faſt zwey Jahr entbehren muͤſſen. Soll ich den/ welcher nicht mein Bruder/ ſondern mehr als mein Vater geweſen/ von mir ſcheiden laſſen? Worzu nuͤtzet mir deñ mein Leben? Grauſamer Vater! Sind denn alle Wolcken leer/ und heget ihre Finſterniß keinen Blitz mehr in ſich/ ſolche Greuel-That zu raͤchen? Doch wil ich mich nicht durch Ungedult verfuͤhren laſſen/ der Goͤtter Geſetze wegen kind- lichen Gehorſams zu beleidigen: Sondern mein reines Blut ſoll den harten Fehler des Vaters verſoͤhnen/ und ein Dolch ſoll der bedraͤngten See- len

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Zitationshilfe: Ziegler und Kliphausen, Heinrich Anselm von: Asiatische Banise. 2. Aufl. Leipzig, 1700, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kliphausen_helikon_1689/152>, abgerufen am 21.11.2024.